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Analog 02

Analog 02

Titel: Analog 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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stiegen.
    Jay hing noch in der Leiter, als Randy herabrief: „Hier oben steht noch ein Faß!“
    „Schicken Sie es runter!“ schrie Keane zurück. „Ein weiterer Test kann nicht schaden. Wollen mal sehen, wie es im Heu landet.“ Randy gab keine Antwort, sondern rollte das Faß auf die Plattform. Er stellte das Aggregat ein, schaltete es an, trat einen Schritt zurück und drückte den Knopf. Da war ein Blitz, ein Knacken, und dann schien für eine quälend lange Zeit nichts zu passieren.
    Unmittelbar über dem Heuhaufen erschien in verschwommenen Umrissen das grüne Faß. Darauf erfolgte eine höllische Explosion, und Heu, Dreck und scharfkantige Metallfetzen rieselten auf uns herab. Tim schrie auf; Keane und ich sprangen in Deckung.
    Als sich der Staub gelegt hatte, sahen wir das Heu überall verstreut. Die oberen zwei Drittel des Ölfasses lagen auseinandergerissen fünf Meter von uns entfernt auf dem Boden.
    Da war also unser erster gefährlicher Fehlversuch. Das verdammte Ding hatte einen zu großen Zeitsprung gemacht. Die Trommel war zwischen dem Heu in ihre Phase zurückgesprungen, so daß sich beides unter großem Knall miteinander vermengte. Ich starrte auf die Überreste, die von Randy hätten stammen können. Dann blickte ich nach oben. Ich schwöre, selbst von unten war die Leichenblässe in seinem Gesicht deutlich zu erkennen.
    In der Stille drangen seine geflüsterten Worte zu uns herab: „Schön. Das läßt die Chancen steigen.“
    Keiner gab einen Ton von sich. Wir drei füllten den Heuhaufen wieder auf. Dann traten wir von der Grube zurück und blickten nach oben. Randy zögerte nur einen Moment lang. Dann trat er auf die Plattform, kauerte sich nieder, als mache er sich zu einem Sprung bereit, und nickte Jay zu. Jay vergewisserte sich, ob jeder Körperteil von Randy innerhalb der Aktionszone war. Er klopfte Randy einmal auf die Schulter, trat einen Schritt zurück und schaltete das Ding an.
    Außer einem Specht, der in kurzen Abständen gegen den großen, toten Ahornbaum vor der Scheune trommelte, war nichts zu hören. Dann drückte Jay den Knopf.
    Wir standen alle wie angewurzelt, als der blaue Strahl durch das Zwielicht der Dämmerung blitzte und von einem lauten Knacken begleitet wurde. Ein Augenblick – und Randy tauchte auf, knapp zwei Meter über dem Heuhaufen. Er stürzte hinein, rollte sich ab und setzte sich mit einem verwunderten Gesichtsausdruck aufrecht.
    Einen Moment lang rührte sich keiner. Dann sprang Tim in die Luft, schrie „Juch-huu!“ und rannte hinüber zu Randy, der sich nun ein hundserbärmliches Grinsen abwürgte. Tim zog ihn aus der Grube, schüttelte wie wild seine Hand. Seine Stimme überschlug sich fast. „Mann, du hast’s geschafft! Ja! Zum Teufel! Es hat geklappt. Du bist ein neuer Gagarin! Ein … ein … Neal Armstrong! Ach – ich weiß nicht wer!“
    Keane und ich kamen hinzu. „Ist mit dir alles in Ordnung?“ fragte ich. Randy nickte. Keane strahlte über das ganze Gesicht. Randy lächelte uns an, legte seinen Kopf in den Nacken und starrte mit weit geöffnetem Mund nach oben. Jay lag auf der Plattform und blickte über den Rand auf uns herab. Sein grinsendes Gesicht strahlte wie eine Taschenlampe durch die Dämmerung. Randy winkte ihm mit beiden Armen zu.
    „Hallo, Jay!“ Der kleine Mann verschwand, kurz darauf kletterte er die Leiter herab.
    „Wie war’s?“ fragte Keane, als Jay herbeigestürzt kam und Randy anerkennend auf die Schulter klopfte.
    „Es ging alles schrecklich schnell. Ich war dort oben, und schon war ich hier. Wie ein Traum. Absolut ohne Raum- oder Zeitempfindung. “ Er schien immer noch benommen zu sein. „So kurz es auch war, ich habe diese Zeit schneller durchlebt als ihr, Jungs. Könnt ihr euch das eigentlich vorstellen? Ist das nicht unglaublich? Ich habe tatsächlich einen Zeitsprung gemacht.“
    Ich blickte wieder auf das Dach hinauf. In Anbetracht des historischen Augenblicks ließ ich zweifellos eine unsterbliche Bemerkung fallen: „Scheiße!“ Zu einem besseren Kommentar fehlten mir die Worte.
    Wenig später saßen wir im Haus und feierten unseren Erfolg vor gefüllten Gläsern. Wir zogen Randy damit auf, daß er jünger aussehe, als zu erwarten sei. Er lachte mehr als in Monaten zuvor.
    Wir wurden allerdings schnell wieder nüchtern. Wir mußten uns über den nächsten Schritt Klarheit verschaffen. Keane würde am nächsten Tag auf das Angebot antworten, und wir mußten hier verschwinden. Uns standen drei

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