Analog 02
Genußdroge.
Der alte Mann lächelte still vor sich hin. „Alle drei sind Diabetiker, Bürger. Ich fürchte, Sie haben die Natur des Nartha nicht genügend studiert. Sie müssen nämlich wissen, daß es auf Diabetiker nicht wirkt. Es wirkt auch nicht auf Kinder und kaum bis zur Pubertät auf Jugendliche. Im Alter von fünfundfünfzig beginnt die Wirkung zu versagen, und ab sechzig verschafft sie einem kaum noch Lust.“
Jetzt ging Stacy ein Licht auf. Er machte eine Handbewegung. „Dann sind diese angeblichen Diener vorne …“
„Lauter gute Jeffersonier und in einem Alter, da das Nartha noch keine Wirkung auf sie hat. Unglücklicherweise ist es verzweifelt schwierig, sie von ihm fernzuhalten, wenn sie älter werden. Wenn der ganze Planet das Beispiel liefert, ist es nahezu unmöglich, es nicht zumindestens einmal zu versuchen. “
„Und einmal genügt völlig“, seufzte ein anderer.
Stacy nickte. Der Grund für das Alter des Rats der Sieben war ihm nun klar.
Er sagte neuerlich irritiert: „Aber wie lautet die Antwort? Offensichtlich führt eine revolutionäre Bewegung zu nichts. Niemand schert sich darum. Alles, was die Leute wollen, ist bloß noch ein Schuß Nartha. Ob die Regierung sich zur offenen Tyrannei fortent wickelt hat, schert sie keinen Pfifferling, und Norman Victor ist niemandem verantwortlich.“
Der jüngste der sieben hieb mit der Faust auf den Tisch; einst mußte sie schwer und fest gewesen sein. „Das ist es ja! Wir waren alle zum Handeln bereit. Wir hatten Kader durchorganisierter Revolutionäre. Alles stand bereit. Dann hat dieser verfluchte Tyrann Norman Victor vom Planeten Ceuta das Nartha eingeführt. Er hätte uns nicht wirkungsvoller unterdrücken können, wenn er jedes Mitglied der Organisation hätte töten lassen.“
Stacy schüttelte den Kopf und blickte noch immer finster drein. „Nein, Sie irren sich. Norman Victor hat das Nartha nicht absichtlich bei der hamiltonischen Bevölkerung eingeführt.“
Alle Augen waren ungläubig auf ihn gerichtet.
„Ich wurde heute, es ist noch gar nicht so lange her, zu Seiner Führerschaft gerufen“, erklärte er. „Er mag einst ein entschlossener Mann gewesen sein, aber jetzt ist er von der Droge hirnrissig geworden. Er hat jedoch noch immer soviel Grips, daß er sich über ihre Auswirkungen auf die Bevölkerung Sorgen macht. Er hat mich beauftragt, eine Methode herauszufinden, wie sie von der heranwachsenden Jugend ferngehalten werden kann. Er gab mir Blankovollmacht, um eine solche Methode zu entdecken.“
„Aha, das ist also der Grund, warum er Sie rufen ließ. Wir haben uns Sorgen gemacht. Wir haben Sie in Reserve gehalten, Stacy Temple, weil wir wußten, daß Sie vom Fluch des Nartha frei sind. Unsere aktiven Mitglieder beschränken sich in diesen Tagen auf grüne Jugendliche, Diabetiker und nahezu senile Greise. Wir können ein bißchen reife Kraft gut gebrauchen.“
Stacy schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe die perfekte Gelegenheit, von diesem halbtoten Planeten zu fliehen, und ich habe vor, sie zu nutzen.“ Er stand auf.
Der älteste von ihnen hob eine zitternde Hand in die Höhe. „Wir brauchen Sie, Bürger Temple. Durch einen puren Zufall bedeutet gerade die Aufgabe, die Ihnen der Tyrann gestellt hat, seinen Sturz, wenn Sie erfolgreich sind. Beseitigen sie die durch Nartha verursachte Verdrossenheit, und über Nacht sind die Jeffersonier wieder stark. Mein Junge, ich wurde in den Tagen geboren, als unser Planet noch Jefferson und nicht Hamilton genannt wurde. Ich würde lange genug leben, um unter einer Regierung der Freiheit zu sterben und auf einem Planeten, der wieder Jefferson heißen würde.“
Stacy blickte den beinahe Hundertjährigen an. Er verstand die Ausführungen über Hamilton und Jefferson nicht. Er hatte nie gehört, daß diese Welt einst einen anderen Namen getragen hatte. Plötzlich wollte er nichts mit ihnen zu tun haben. Vor einem Jahr noch war er ein so eifriges Mitglied der jeffersonischen Zelle auf der Erde gewesen wie nur denkbar. Jetzt war ihm alles gleichgültig.
„Ich werde es mir überlegen“, sagte er plötzlich. „Ich gebe Ihnen Bescheid.“
Er konnte die Leere in der Luft spüren. Sie waren alte Männer, abhängig von seiner eigenen starken Jugend, und er ließ sie und die Sache im Stich, an die er einst geglaubt hatte.
„Na gut“, sagte einer mit vor Enttäuschung zitternder Stimme. „Wir bleiben mit Ihnen durch Melvin Houst in Verbindung.“
Melvin Houst? Das mußte
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