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Analog 05

Analog 05

Titel: Analog 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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wenn du das willst, aber wie ich hörte, wirst du bald zu deiner eigenen Welt zurückkehren …“
    „Ja.“ Zurück zu Schießereien und Angriffen und Bombardierungen und Zerstörung und verzweifelter Verteidigung und … Er verbannte diese Gedanken aus seinem Kopf. Der Krieg lief schlechter, als das selbst nach den pessimistischen Voraussagen zu erwarten gewesen wäre. Die Moral der Truppe … Er schüttelte sich innerlich und versuchte, sich zur Hoffnung zu zwingen. Kürzlich hatte er die Empfehlung ausgesprochen, noch größere Kontingente zur Ruhe und Erholung nach Milde bringen zu lassen. Vielleicht würde das helfen.
    „Aber ich werde zurückkommen.“ Wenn ich überlebe. „Warum kümmerst du dich nicht um das Kind und versorgst es, bis ich zurückkomme. Bis dann … werden meine Vorbereitungen abgeschlossen sein.“
    „In Ordnung.“ Dann, ohne eine Pause: „Schnell, schau mal – ist das nicht eine herrliche Farbe dort im Sonnenuntergang? Nicht pfirsich-, nicht rosenfarben, fast liegt eine Andeutung von Grün dahinter. Wie makellos, wie rein, wie …“
    Clarke war ein höllischer Gegensatz zu Milde. Die Moral war am Nullpunkt angelangt – die wichtigsten Verteidigungsanlagen waren angeschlagen, die angreifenden Kräfte brachen praktisch ständig durch, so daß überall Zerstörung herrschte, der Boden bäumte sich durch die Bombenexplosionen auf und zitterte; das Gehör wurde ständig durch Schreie und Explosionen bestürmt.
    Die Anlage aber, die er geplant hatte, war fertig, obwohl ihr Aufbau teuer mit Männern, Arbeitskraft und Material bezahlt werden mußte. „Aber sie ist es wert“, hatte der Alte – und nun sah er wirklich alt aus – gesagt. „Für diese K inder von Milde. Die Geburtenrate hier ist ein Trauerspiel. Das ist vielleicht ein Nebeneffekt des Kriegs, vielleicht aber auch die Folge einer bewußt eingesetzten Waffe der angreifenden Horden. Wenn wir nicht bald den Nachwuchs von Milde bekämen, könnten wir unseren Verfall mit eigenen Augen verfolgen. Wann werden Ihrer Meinung nach die ersten Schiffsladungen eintreffen?“
    „Sie kommen zur Zeit auf die Welt.“
    „Gut.“ Der Alte nickte. „Es ist uns gelungen, den Prozeß zu beschleunigen. Ein Jahr, noch ein Jahr müssen wir durchhalten! Dann werden die Horden sich fragen, was da über sie hereinbricht. Sie glauben, sie haben uns in die Flucht geschlagen, sie glauben, sie haben uns in der Hand – aber sie werden das Messer im eigenen Rücken spüren, und zwar schon sehr bald. Ein Jahr. Nur ein Jahr.“
    Die Sammlung der Kinder – oder vielmehr der zukünftigen Mütter – stellte sich als kleines Problem dar. Milde war zwar eine große Welt, bestand aber aus leichten Materialien, so daß ihre Schwerkraft unter der Erdnorm lag. Sie besaß kleine Meere, und ihre Achse war kaum geneigt; sie war fast überall bewohnbar, und sie war fast überall bewohnt. Sie hatte eine riesige Bevölkerung, die aber weit verbreitet war; Kommunikation und ein schnelles Transportsystem verbanden sie, nicht direkte Nähe. Das war ein weiterer Faktor, der die Entscheidung beeinflußt hatte, von einer aktiven (oder erzwungenen) Rekrutierung abzusehen. Man hatte die Schwierigkeit gesehen, (mürrische und widerwillige) erwachsene Rekruten praktisch einzeln einzuziehen und von dem Planeten abzutransportieren. Die zukünftigen Mütter aber konnten zu den Entbindungskrankenhäusern gebracht werden, die von den amüsierten, aber gutwilligen Milden auf das Verlangen ihrer ‚Gäste’ hin gebaut worden waren.
    Ein Jahr, dachte Durstan. Wenn wir nur noch ein Jahr durchhalten können.
    Als er jedoch zu dem ersten Krankenhaus kam, fand er ein totales Chaos vor. Das gesamte Personal schien zur gleichen Zeit zu versuchen mit ihm zu sprechen, bis der Leiter ihn buchstäblich aus der aufgeregt plappernden Masse herauszerrte, ihn zu der Kinderstation führte und ihm ein Baby zeigte.
    Es hatte Flügel statt Arme.
    „Ich wollte schon immer ein Kind mit Flügeln“, lächelte die Mutter verträumt.
    Am Ende der zerbrechlichen Flügel besaß es Hände. Wahrscheinlich war es in der Geschicklichkeit jedem normalen Menschen ebenbürtig – was jedoch die physische Kraft betraf, so war es offensichtlich nicht zu gebrauchen. Die Flügel würden in jedem Militärfahrzeug unendlich stören, würden jeden, der in seiner Nähe beschäftigt war, ständig ärgern und ablenken. Als Soldat war es völlig ungeeignet.
    „Ist das der Grund für all die Aufregung?“ fragte er den Arzt.

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