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Analog 05

Analog 05

Titel: Analog 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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„Na gut, den hier können wir nicht gebrauchen, aber im Verlauf der letzten beiden Wochen müssen doch Hunderte geboren worden sein, und bald sind Tausende, Zehntausende zu erwarten. Wir werden …“ Etwas in dem Gesichtsausdruck des Arztes ließ ihn verstummen.
    „Dieses Kind gehört noch zu den annehmbarsten“, sagte der Arzt. „Sind Sie jetzt darauf vorbereitet, sich die anderen anzusehen?“
    Sie unterschieden sich alle, obwohl sich Muster ausmachen ließen. Selbst für sein ungeschultes Auge waren sie samt und sonders als Soldaten nicht zu gebrauchen. Da gab es eines, das Augen besaß, wo normale Menschen die Ohren trugen, und oben auf seinem Kopf hatte es ein einzelnes, rundes Ohr. Da gab es eines mit vier schlanken Armen, die mit drei Fingern an ihrem Ende ausgestattet waren, und eines, dessen Arme sich an den Ellbogen gabelten. Da gab es Babys mit extrem verlängerten Gliedmaßen, Babys mit Gliedmaßen, die so kurz waren, daß sie praktisch nicht existierten. Es gab Babys mit Schwänzen, Babys mit Flügeln, Babys mit fischähnlichen Membranen auf dem Rücken oder an der Seite. Es gab Babys ohne Hals, Babys mit Sagitalkuppen. Durstan starrte und starrte noch einmal, und sein Mund wurde schmal.
    „Sind sie alle …“ Der Arzt nickte. „Viele von ihnen könnte man operieren, damit sie normal werden. Das würde aber Zeit kosten, viel Zeit und Anstrengung, und das wiederum würde die chemische Beschleunigung des Wachstums und der Ausbildung stören. Nach der Operation – vorausgesetzt, sie verläuft erfolgreich – wären sie weit empfindlicher und verwundbarer als normale Soldaten. Meiner Ansicht nach wären sie sogar als Soldaten nutzlos, völlig nutzlos. Höchstens als Knopfdrücker in der Etappe wären sie zu gebrauchen – und sogar das bezweifle ich.“
    „Vielleicht tritt das nur bei Jungen auf. Wenn wir die Milden vielleicht dazu bringen könnten, Mädchen zu produzieren …“
    Der Arzt schnaubte verächtlich. „Sie wären zweifellos ebenso nutzlos wie diese hier. Die Milden sind offensichtlich Mutationen. Wenn sie unter sich bleiben, macht das nichts, aber sobald sie sich mit anderen Rassen kreuzen, kommt dabei …“ – er gestikulierte mit einer Hand – „… ‚so etwas heraus.“
    Durstan dachte an all ihre verzweifelten Pläne, an die dünne Verteidigungsfront, die ständig noch dünner wurde, und er spürte, wie in seinem Kopf eine große, rote Bombe explodierte. Als sich die Explosion so weit gelegt hatte, daß er wieder zu vernünftigen Gedanken in der Lage war, stand er in einem ihm vertrauten Garten.
    „Wußtest du“, sagte jemand, und die Stimme klang wie die seine, „daß die Kinder Mutanten sein würden, daß das Kind, das du ausgetragen hast, ein Mutant ist?“
    „Aber sie sind schön“, sagte sie, „oder sie werden es sein. Findest du sie nicht schön?“
    „Sie sind häßlich“, fuhr er sie an. Sie zuckte zusammen, als habe er sie geschlagen. „Sie sind häßlich und nutzlos.“
    „Das ist einfach nicht wahr.“ Sie legte ihm eine schlanke Hand auf den Arm. „Es hat uns viel Zeit und Mühe gekostet, diese Kinder für euch zu entwerfen. Manche sind Flieger, manche sind Tänzer, manche werden hervorragende Akrobaten oder geschickte Künstler sein. Und sie sind alle schön, die schönsten Wesen, die unser Volk entwerfen konnte.“
    Sein Mund öffnete sich und verschloß sich wieder. „Ihr habt diese … diese … absichtlich hergestellt …“
    „Freust du dich nicht, war das nicht eine angenehme Überraschung? Wir konnten von unserer Welt natürlich keine Kinder wegschicken, die zu schrecklichen Kriegshandlungen imstande sind, und da sie zu jung sind, unsere Philosophie zu erlernen, mußten wir einen Weg finden, um sie zu schützen. Aus Menschen, die sich physisch so sehr voneinander unterscheiden, lassen sich keine Soldaten machen, und genausowenig aus Menschen, die zu zerbrechlich sind, um eine Waffe halten zu können. Aber sie sind schön, sie sind alle schön. Oder sie werden es sein, wenn sie erst einmal richtig erwachsen sind.“
    Er holte tief Luft und hielt mit zerbrochenen Fingernägeln an seiner geistigen Gesundheit fest. „Vielleicht hast du recht. Mir fehlt aber dein offensichtliches Talent, den Menschen vorherzusehen, der sich aus dem Kind entwickeln wird.“
    Sie gab ein fröhliches, musikalisches Lachen von sich. „Kein Wunder, daß du dich so aufgeregt hast. Du kannst es mir aber glauben, daß aus ihnen unglaublich schöne Erwachsene werden; in

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