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Analog 06

Analog 06

Titel: Analog 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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anderes Bild, auf dem ein Sonnenuntergang an einem rosigen Sandstrand zu sehen war. „Das dort sind doch Menschen, oder nicht? Sie sind viel zu klein!“
    Wandra folgte der Zeigerichtung seines Fingers mit ihrem Blick.
    „Das sind fast Menschen, Sor Lai – es sind meine Kinder. Bei den Menschen verläuft die Metamorphose sehr langsam. Sie werden nach und nach immer menschenähnlicher.“
    „Deine Kinder?“ Er trat ganz dicht an das Bild. „Sie lachen so nett. Bist du ihnen einmal begegnet? Du könntest mit ihnen zusammentreffen, nicht wahr?“
    Wandra lachte. „Ja, Sor Lai, ich habe lange mit ihnen zusammengelebt.“
    Sor Lai schaute jetzt wieder Wandra an. „Bewahren sie viel von deinen Erinnerungen?“
    Wandra dachte einen Augenblick über die Frage nach. „Ich denke, das könnte man sagen, für menschliche Verhältnisse jedenfalls. Sie schlagen viel mehr nach mir als nach ihrem Vater, soviel steht fest. Eines Tages werden sie bedeutende Mathematiker sein und nicht Hausmänner wie mein Mann.“ Sie schüttelte den Kopf.
    Sor Lai ließ seine Blicke langsam durch den Raum schweifen. „Ach was, eine Liebescouch, hier direkt im Arbeitsraum?“
    Wandra errötete, doch sie begriff nicht, warum. Sie hatte sich nie für einen Unschuldsengel gehalten. „Ich fürchte, das schätzt du falsch ein, mein Freund. Zu dem Zweck habe ich sie schon sehr lange nicht mehr benutzt. Ich brauche sie zum … äh … Vielleicht hast du schon bemerkt, daß die Menschen schneller müde werden als die Rosaner, hm? Ich erhole mich hier. Fast ein Drittel unserer Lebenszeit sind wir bewußtlos – dann erholen wir uns.“
    „Und dennoch schafft ihr so viele Dinge!“ Sor Lais Bewunderung hatte sich noch verstärkt.
    Wandras Gesicht war brennend heiß. „Wir tun, was wir können“, murmelte sie, dann ging sie in ihre Küche. „Jetzt muß ich etwas essen, sonst werde ich vor Hunger sterben.“
    Sor Lais Bewunderung steigerte sich zur Faszination. „Essen! Wie eine Larve?!“ schluckte er.
    „Aber sicher“, antwortete sie. „Vor unserer Erwachsenenzeit sammeln wir nicht genügend Fett, um den Rest unseres Lebens davon zu zehren – obwohl ich manchmal glaube, daß mein Körper eben dies versucht.“
    Sor Lai hatte es die Sprache verschlagen. Wandra kochte sich etwas, deckte den Tisch, setzte sich und begann zu essen. Sie unterhielten sich eine Zeitlang über Mathematik, bis Wandra bemerkte, daß Sor Lais Gesicht schreckerfüllt war. Ihr wurde unbehaglich zumute. „Was ist mit dir? Soll ich aufhören zu essen?“
    „Nein, nein, auf keinen Fall!“ rief Sor Lai aus. Es schien Wandra, daß er fröstelte. „Es irritiert mich nur … irgendwie.“
    Sie sah ihn an, während sie weiteraß.
    „Es erinnert mich an mein Blutmahl“, sagte er, und seine Blütenblätter zuckten ekstatisch. „Das war ein unvorstellbarer Genuß.“
    „Das glaube ich“, erwiderte Wandra. „Doch wenn wir essen, haben wir keine solchen Gefühle.“ Sie hatte schon von Rosanern gehört, die sich genau an den Rausch des Blutfestes erinnerten. Einige versuchten sogar, das Hirnblut eines anderen zu stehlen, um es zu verzehren, und das, obwohl der Verdauungstrakt des erwachsenen Rosaners keinen Ausgang hat. Die Ekstase beim Blutfest mußte wirklich gewaltig sein – denn wer versuchte, das Hirnblut eines anderen Rosaners zu stehlen, konnte mit Hirnblutverbrennung bestraft werden.
    Sie unterhielten sich weiter miteinander. Endlich hatte Wandra ihre Mahlzeit beendet, und die beiden setzten sich auf ihr Bett, wo sie weiter miteinander sprachen. Plötzlich klatschte Sor Lai in die Hände und sprang auf. „Verstehst du, eine Ton- und Bildverbindung durch den Hyperraum ist durchaus herzustellen, doch die Eigenschaften der vierten Raumdimension legen es nahe, daß man dreidimensionale Bilder erzeugt. Hast du hier einen Computeranschluß?“
    Auch Wandra war aufgesprungen. „Sie legen es nahe, hm? Na, mir jedenfalls nicht. Aber wenn du es sagst … Hier bitte …“ Sie ging zu ihrem Tisch hinüber und klappte das Steuerpult heraus. Der Wandbildschirm vor ihr flackerte auf, und mit ein paar schnellen Handbewegungen hatte sie sich in den rosanischen Zentralcomputer eingeschaltet.
    Sor Lai eilte durch das Zimmer und trat neben sie. Seine Finger flogen über die Schalter, und während die Ideen und Formeln in seinem Geist Gestalt annahmen, redete er unablässig im Schnellfeuer-Rosanisch in das Mikrofongitter. Wandra konnte ihm nur schweigend zusehen. „Na also!“ rief

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