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Analog 07

Analog 07

Titel: Analog 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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sich zu einem Plausch zusammenfinden und Unterhaltungen über die Heldentat des Brigadiers Gerard und dergleichen führen.
    Nelson runzelte über der Augenklappe die Stirn. „Würde es sich um einen anderen als Euch handeln, Mylord, ich würde es nicht dulden“, sagte er. „Ich gehe jedoch davon aus, daß Euer
    Gnaden weiß, was er tut.“
    „Meine Gnaden?“ fragte Alex verblüfft. „Aber ich bin kein Lord … noch nicht. Ich bin schlicht und einfach Kommodore Hornblower …“ Als er den Gesichtsausdruck der beiden sah, schluckte er. „Das bin ich doch, oder nicht?“
    Kapitän Bligh kicherte. „Ah, Mylord, Ihr seid weit besser als jene Soldatenattrappe, an die man denkt, wenn der Name Wellington fällt. Das ist klar. Niemand hätte sie so übertölpen können, wie Ihr es getan habt – wie Ihr es hier auf der Halbinsel tun werdet und dann immer so weiter, bis Waterloo –, das alles könntet Ihr nicht vollbringen, wäre Euer Geist nicht ein wenig absonderlich.“
    Nelsons Blick zeugte von Bewunderung. „Ich wette, die Spielfelder von Eton hatten ein bißchen damit zu tun“, sagte er. „Keine Sorge, Euer Geheimnis ruht sicher bei uns, bis Eure Aufgabe, Geheimdienstinformationen zu sammeln, beendet ist und Ihr bereit seid, den Befehl über Eure Truppen zu übernehmen.“
    „Sind der Abschaum der Erde“, murmelte Bligh. „Genau wie meine Matrosen. Aber wir werden den Franzosen schon zeigen, was echte Briten wert sind, eh, Mylord?“
    Alex rieb sich die Schläfen. „O mein Gott, nein!“ Er unterdrückte aber weitere Stoßseufzer. Ob Oakheart die Schlußfolgerung in seinen Brief aufgenommen hatte oder ob die beiden Offiziere aus eigenen Stücken zu dem Ergebnis gekommen waren, daß er, da er nun mit dieser prächtigen Uniform an Land ging, der Herzog von Wellington sein mußte, der unter dem Decknamen Horatio Hornblower reiste – spielte das noch eine Rolle?
    Selbstverständlich gab es irgendwo in England einen Eingeborenen desselben Namens. Tanni hatte ihn erwähnt. Doch in dessen Abwesenheit machte das nichts aus, denn die Phantasie der Eingeborenen war dehnbar.
    Alex bemühte sich verzweifelt, sich an Wesenszüge des echten Wellington zu erinnern. Ihm fiel nur wenig ein. Er hatte nur wenig über die Napoleonische Ära gelesen, denn sie war eine Zeit, deren Nachahmung auf Toka er niemals geduldet hätte, wäre es nach ihm gegangen. Einmal, erinnerte Alex sich, hatte jemand versucht, den großen Feldherrn zu erpressen, und ihm angedroht, Unterlagen über sein Verhältnis mit einer anderen Frau zu veröffentlichen. Daraufhin hatte er sich zur vollen Größe aufgerichtet, den Erpresser mit stählernem Blick gemustert und zu ihm gesagt: „Veröffentlicht es, und seid verflucht!“ Das schien augenblicklich aber eine eher unwichtige Information zu sein, besonders bei einem glücklich verheirateten Mann, der keinerlei Lust auf Seitensprünge hatte.
    Alex erbleichte angesichts der Aussicht, von der Woge der Ereignisse mitgerissen zu werden, bis er tatsächlich die britische Armee ins Gefecht führte. Das hätte seine Karriere zweifellos beendet und ihm eine langjährige Gefängnisstrafe eingebracht.
    Er riß sich zusammen. Soweit durfte es gar nicht kommen. War das nicht Sinn und Zweck seiner Mission? Lief er nicht deshalb so närrisch aufgeputzt herum?
     
    Nachdem er den ängstlichen Brob beruhigt hatte, ließ er sich von zwei Matrosen in einem Dingi an Land rudern und bewegte sich landeinwärts. Während er dahinschritt, brach die Nacht herein, aber ein ganzer und ein halber Mond erhellten die Gegend. Abgesehen von der warmen, kratzigen Kleidung war der Marsch hügelaufwärts kein Problem. Er war immer noch jung und in Bestform, ein früherer Champion in Leichtathletik und Basketball.
    Doch die Einsamkeit schlug ihm aufs Gemüt. Er schritt durch die nächtlichen Wiesen, wobei er nur in der Ferne vereinzelt die Fenster von Bauernhäusern sah, deren warmer Schein ihn zu sehr an zu Hause erinnerte. Schatten ragten drohend auf. Fast wünschte er sich, er hätte eine Handfeuerwaffe mitgenommen. Aber nein, das hätte man als Drohung auslegen können, was bei den bevorstehenden Verhandlungen hinderlich gewesen wäre. Überredungskraft schien seine einzige Hoffnung zu sein.
    Nach einiger Zeit kam er in einen Wald, dessen Finsternis ihm jedoch bald willkommen war, als er in ein Tal hinabsah, das von Lagerfeuern erhellt wurde. Die Hokas blieben gerne bis tief in die Nacht hinein auf, Feldzug oder nicht. Zelte, die

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