Analog 07
einsamen, aber romantischen Außenposten zu bleiben.)
„Keine Möglichkeit des Entkommens, Mylord“, sagte Bligh, der sich die Hände rieb. „Seht Ihr, sie drehen bei. Das bedeutet, sie stellen sich uns. Wir sind ihnen zwar zahlenmäßig überlegen, aber ihre drei Schiffe sind groß. Das wird ein herrlicher Kampf werden.“
Auf dem Hauptdeck und den Waffendecks darunter bereiteten die Matrosen sich vor und richteten die Waffen. Ein sardonisches altes Gebet drang an Alex’ Ohren: „Herr, sei bedankt für das, was uns erwartet.“ Marinescharfschützen schwärmten in die Wanten. Er erschauerte. Die Hokas waren wie spielende Kinder, die keine Ahnung hatten, was Waffen und Munition ihnen antun konnten. Wenn die Breitseiten abgefeuert wurden, würden sie es herausfinden, aber dann war es zu spät. Aber auch dann würden sie nicht aufgeben. Er wußte genau, welchen Mut sie besaßen.
Alex murmelte elend: „Admiral, wäre es nicht das beste, wenn wir … ähem ein Gefecht vermeiden würden, um unsere dringende Mission fortzusetzen? Des Königs Eigentum schützen, Ihr wißt schon.“
Nelson war schockiert. „Kommodore Hornblower! Meint Ihr wirklich, die britischen Soldaten würden die Schwänze einziehen wie … wie … wie eine Meute von Schwanzeinziehern? Gewiß nicht! Großbritannien beherrscht die Meere! Westminster Abtei oder Sieg!“
Kapitän Bligh lächelte. „Ich bin sicher, der Kommodore ist kein Feigling, sondern hat etwas im Sinn“, sagte er schadenfroh. „Was ist es, Sir?“
„Ich … nun … ich …“ Alex sah verzweifelt hinab, die Knöchel seiner Hände, mit denen er die Reling umklammerte, traten weiß hervor. Brob stand wie ein Fels in der Brandung der Hokas. „Kannst du denn nichts tun, gar nichts?“ rief ihm der Mensch zu.
„Wie es der Zufall will“, antwortete Brob gedehnt, „wüßte ich vielleicht eine sinnvolle weitere Vorgehensweise.“
„Dann tu um Gottes willen etwas! Aber … wir dürfen keine französischen Leben nehmen, ist dir das auch klar?“
„Daran würde ich nicht im Traum denken.“ Brob fächelte sich Luft zu, als würde ihm allein bei dem Gedanken die Puste wegbleiben. „Ihr werdet mich aber mittschiffs hinunterlassen müssen.“ Er sah sich um. „Vielleicht mit einer solchen Spiere, damit ich treiben kann.“
„Habt Ihr das gehört?“ rief Alex Nelson und Bligh zu. „Brob, äh, Mr. Christian weiß einen Ausweg.“ Sie sahen ihn verständnislos an. Er erkannte, daß er ihnen den Eindruck vollkommener Ruhe vermitteln mußte, als hätte er die Situation völlig in der Hand. „Gentlemen, ich habe tatsächlich einen Plan“, sagte er und schaffte es irgendwie, zu grinsen und ihnen zuzublinzeln. „Aber es bleibt keine Zeit, ihn näher zu erklären. Bitte richtet einen Frachtkran und laßt den Maat über Bord.“
Nelson wurde nervös. „Mir ist nicht bekannt, Sir, daß in den Annalen des Krieges jemals ein Maat geopfert wurde. Sollten wir besiegt werden, so wird man das vor Gericht sicher gegen uns verwenden.“
Bligh war ein hellerer Kopf. „Aber nicht, wenn er meuterte“, sagte er. „Kannst du mir folgen, Christian, du verräterischer Schurke? Steh nicht einfach so herum! Tu etwas Verräterisches!“
„Nun, ich, äh …“ Mit großer Anstrengung und ganz gegen seine sanftmütige Persönlichkeit streckte Brob einen kabeldicken Mittelfinger in die Luft. „Einen Enterhaken, Sir. Schnell, ich brauche einen rostigen Enterhaken!“
„Ah, ha! Habt ihr alle gehört, was er vorhatte? Und als nächstes würden wir uns dann viertausend Meilen vor der Küste Timors in einem offenen Boot treibend wiederfinden! Über Bord mit ihm!“ bellte Bligh mit schrillem Sopran.
Prompt wurde das Über-Bord-Werfen in Angriff genommen. Brob, dem man eine überzählige Spiere fest an den Körper gebunden hatte, wurde mittels eines Lastkrans hochgehoben und dann über die Reling geschwenkt. Ein gewaltiger Platscher folgte. Alex war ängstlich wegen der weiteren Ereignisse, gleichzeitig aber auch überaus neugierig, und so beugte er sich weit hinaus und sah zu, wie sein Freund zu den Franzosen schwamm.
Die befanden sich immer noch außer Reichweite der Kanonen. Windjammer können nicht besonders schnell manövrieren. Der Anblick des heranschwimmenden Monsters versetzte die Mannschaft in panischen Schrecken, und man eröffnete das Feuer auf ihn, doch die beiden Kanonenkugeln, die ihn trafen, prallten harmlos ab.
Als er beim ersten Schiff angelangt war, ließ er den
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