Analog 07
Wunsch ausgedrückt, die Kavallerie ins Feld führen zu dürfen. Wollt Ihr es denn nicht einmal wirklich tun?“
„ Oui, Monsieur Snith“, erwiderte dieser. „Aber ich betrachte mich selbst als Rächer, besser als Verteidiger, und die Spanier haben uns bisher nichts getan.“
Der Name des Außerirdischen lautete also Snith, dachte Alex. Er hatte bereits erkannt, worauf das Wesen aus war. Wie er vermutet hatte, war dies ein Krat. Jetzt wußte er eindeutig, daß die auf ihrer Heimatwelt regierende Universale Nationalistische Partei aktiv begonnen hatte, das Vormundschaftssystem zu unterminieren und damit die gesamte Liga zu schwächen. Aus Zwistigkeiten zwischen den Sternen konnten Kriege entstehen, aus Kriegen Chaos, aus Chaos Hegemonie für jene, die die Ereignisse vorhergesehen hatten.
„Hört mich an“, sagte der Krat. „Hat mein Rat nicht Euch alle auf den Weg zu Ruhm und Macht geführt? Wollt Ihr Eure Rasse nicht unter einer Regierung vereinen und auf gleicher Ebene mit jenen verhandeln, die den Weltenraum beherrschen? Dann müßt Ihr euch genau an meine Pläne halten.“ Er wandte sich mit gedämpfter Stimme an Napoleon. „Andernfalls wird meine Regierung ihre Bemühungen einstellen müssen, und ich werde nach Hause zurückkehren und Euch Eurem Schicksal überlassen.“
Die Hokas tauschten zerknirschte Blicke aus. Offensichtlich hatte Snith ihren Größenwahn geschürt und unterstützte ihn weiter. Alex empfand Abscheu. Gut, dachte er. Er würde warten, bis die Konferenz beendet war und Snith sich zu seinem Quartier begeben hatte. Danach würde er Napoleon wecken und ihm einen etwas anderen Standpunkt verdeutlichen …
Ein Bajonett piekste gegen seinen Körper. „Huch!“ entfuhr es ihm. Er drehte sich um und sah die Wachtposten. Sie schienen seinen keuchenden Atem gehört zu haben und waren nachsehen gekommen.
„ Qui va là?“ verlangte ihr Korporal zu wissen.
Alex demonstrierte Mißbilligung. Wenn die Hokas Scheu hatten, ihren Artgenossen etwas zuleide zu tun, so würden sie bei einem Menschen noch vorsichtiger sein. Vielleicht konnte sogar ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht zwischen ihm und Snith einen Stimmungsumschwung bewirken. „Etwas mehr Respekt, poi-lu !“ knurrte er. „Seht Ihr denn nicht, wer ich bin?“
„ Je ne suis pas … Monsieur, ich bin kein poilu, ich bin ein alter moustache “, sagte der Korporal gekränkt. „Und hier, an meiner Seite, ist Karl Schmitt, ein deutscher Grenadier, der erst jüngst aus russischer Gefangenschaft zurückkehrte …“
Rasch dachte Alex daran, daß diese Franzosen die Geschichte Napoleons auch nicht sehr gründlich studiert haben konnten. Der Imperator selbst jedoch unterbrach die Diskussion, indem er aus dem Zelt trat. „Mon Dieu!“ rief er aus. „Mais c’est Monsieur le Plenipotentiaire Jones! Sir, ist dies nicht ungewöhnlich? Das Beschreiten diplomatischer Wege ist der Würde von Regierungen angemessener.“
Snith reagierte schnell. „Ah, ha!“ kreischte er. „Da seht Ihr es, mon Empereur, wie Euch die Erdlinge, die Euch so lange unterdrückten, verabscheuen. Rächt diese Beleidigung um der Ehre Frankreichs willen!“
Alex reagierte fast ebenso rasch, wenn er sich auch sehr auf die Intuition verlassen mußte. „Unsinn“, sagte er. „Tatsache ist, ich bin … ich meine, ich bin kein Geringerer als der Herzog von Wellington – befördert von keinen Geringeren als dem Prinzregenten, dem Premierminister, dem Ersten Lord der Admiralität, Lord Nelson, und Kommodore Hornblower –, in geheimer Mission, den Frieden zwischen unseren beiden Ländern durch Verhandlungen zu retten.“
Er richtete sich zu voller Größe auf und gab sich die größte Mühe, Snith mit stählernem Blick zu mustern.
„Hein?“ Napoleon umklammerte seinen Magen noch fester als zuvor. „Nun bin ich zugegebenermaßen verwirrt. Rasch, eine Karaffe Courvosier.“
Snith wand sich wie ein Aal. „Wo ist Ihre diplomatische Akkreditierung, elender Erdling?“ kreischte er und schüttelte die Fäuste. „Woher sollen wir wissen, daß Sie kein Spion oder Meuchelmörder oder … oder …“
„Ein Ladenbesitzer“, schlug Marschall Ney vor.
„Danke. Ein Ladenbesitzer. Mein Imperator“, fuhr Snith ruhiger fort, „er muß mit einem britischen Schiff gekommen sein. Ansonsten wäre er hergeflogen, wie es einem echten Gesandten zukommt. Er muß demzufolge mit dem perfiden Albion unter einer Decke stecken. Nehmt ihn fest! Sire, laßt ihn einsperren, damit wir
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