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Analog 07

Analog 07

Titel: Analog 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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Enterhaken an der Kette kreisen, und dann warf er ihn. Er blieb tief in einem Mast stecken, die Kette spannte sich. Brob tauchte und zog daran. Das Schiff kippte langsam an der Kette um, Wasser drang durch die offenen Bullaugen ein.
    Brob kam wieder an die Oberfläche. Ein kräftiger Ruck an der Kette brachte ihm den Enterhaken – zusammen mit einem Stück des Masts, wo er sich verhakt hatte – wieder zurück. Das Kriegsschiff lag tief im Wasser. Es sank noch nicht, war aber auch nicht mehr sehr manövrierfähig. Das Pulver war naß geworden, und niemand war zu Schaden gekommen. Das nächste Schiff behandelte Brob gleichermaßen.
    Das dritte nahm schnellstens Reißaus, verfolgt von den Buhrufen der Engländer.
    Brob schwamm zur Victory zurück, wo die Matrosen ihn an Bord hievten und dazu sangen: „Way, hey, and up he rises, early in the morning.“ Lord Nelson entschuldigte sich wegen seines Mißtrauens bei ihm, und der entzückte Kapitän Bligh ließ jedem eine Extraration Grog ausgeben.
    Bei allem Trubel schienen die Hokas doch froh zu sein, einen Kampf vermieden zu haben. Das gab Alex Hoffnung.
     
    Man wußte nicht, ob die gesamte Frankreich in diesen Gewässern zur Verfügung stehende Seestreitmacht im Einsatz war, jedenfalls waren nirgendwo Schiffe zu sehen, als die Flotte der Engländer zwei Tage später Anker warf. Sonnenlicht ergoß sich auf eine kaum bewegte See, und außer dem Knirschen der ledernen Segelhalterungen war nichts zu hören. Die Bucht war groß und ruhig. Darüber erhob sich die iberische Halbinsel. Wie auch auf der Erde war das Land hier verkarstet und zerklüftet, aber auch von üppigem Grün durchdrungen. Ein Dorf mit weißgetünchten Wänden und roten Ziegeldächern lag hinter einem Kai, wo Fischerboote vertäut waren.
    Die Röcke der an Land gegangenen Matrosen waren ebenfalls rot. Sie hatten den Ort besetzt, damit sich niemand davonmachen und den Feind von ihrer Ankunft in Kenntnis setzen konnte. Wie sich aber herausstellte, bestand diese Gefahr gar nicht. Das hier lebende isolierte Volk kümmerte sich nicht um Politik. Die Leute freuten sich sogar, wieder einmal Besucher hier zu haben. Sie hatten bereits Napoleons Große Armee vorbeiziehen sehen.
    Wie sich herausstellte, lagerte diese nur etwa zehn Kilometer hinter einem hohen Gebirgszug im Südosten, am Ufer eines Flusses, der in die Bucht mündete. Alex vermutete, daß der Imperator diesen Standort gewählt hatte, um vor Überraschungsangriffen und Bombardements vom Meer aus sicher zu sein. In der kühlen Abendluft sah er den Rauch von Lagerfeuern.
    Während er zwischen Nelson und Bligh auf dem Quarterdeck stand, sagte er inbrünstig: „Gentlemen, ich danke Euch für Eure Unterstützung meiner Geheimmission. Heute nacht werde ich allein an Land gehen, um den, ähem, den Franzmännern eine Lektion zu erteilen. Bitte verhaltet Euch während meiner Abwesenheit äußerst ruhig und seht von allen Aktionen ab, die ihn warnen könnten.“
    Sein Plan war es, sich in das Lager zu schleichen, seine Identität preiszugeben und einen Waffenstillstand zu verlangen (nicht daß das Feuer schon eröffnet worden wäre, abgesehen von Zielübungen, aber das Prinzip war dasselbe). Das war weniger gefährlich, als es einem Außenstehenden erscheinen mochte. Die Hokas würden kaum einen Menschen erschießen, besonders keinen, den einige von ihnen als den Gesandten erkannten. Statt dessen würden sie ihn zu ihrem Anführer bringen, der seine Person respektierte und ihn nach dem Gespräch wahrscheinlich wieder gehen ließ.
    Die Wahrscheinlichkeit, daß es so kam, stieg noch, da er sich von einem Segelflicker eine eindrucksvolle Uniform hatte schneidern lassen. Goldlitzen bedeckten seine Tunika, goldene Streifen schmückten seine Hose, an den Schuhen trug er Sporen und am Gürtel einen Säbel. Pfauenfederimitationen zierten seinen Admiralshut. Über den Schultern lag lose ein Mantel, der bis auf halbe Höhe der Waden reichte und mit riesigen Messingknöpfen verziert war. An der linken Brust klirrten geliehene Orden.
    Seine größte Sorge war, die Subversiven könnten ihn erwischen, bevor es zu dem Gespräch kam. Um dieses Risiko zu verringern, wollte er sich so nahe es ging an das Lager heranschleichen.
    Er konnte es vielleicht sogar unbemerkt bis zum Zelt des Imperators schaffen. In der kurzen Zeit konnten nicht einmal die schnell lernenden Hokas effektive militärische Traditionen einstudiert haben. Wahrscheinlich würden die Wachposten dösen oder

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