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Analog 07

Analog 07

Titel: Analog 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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sehen konnte. „Nun, auf jeden Fall war es nett von Hikahi. Ich hatte die Ruhepause nötig.“
    Krookida richtete sich auf und balancierte auf einer Folge von das Wasser aufwühlenden Schwanzschlägen. „Ich höre Hikahi.“ Er kündigte an: „Und hier ist s-sie.“
    Zwei Delphine näherten sich rasch aus dem Norden. Über seinen Kopfhörer konnte Toshio die Stimme der Truppführerin hören.
    *Ich, flammenschwänzig – Hikahi ruft euch*
    *Mit dem Rücken zuhören – mit dem Bauch agieren*
    * Lacht über meine Worte – aber befolgt sie zuerst*
    *Sammelt euch am Schlitten – und hört zu!*
    Hikahi und Ssattatta umkreisten einmal den Rest des Spähtrupps, dann verhielten sie vor der versammelten Expedition.
    Unter den Geschenken der Menschheit an den Neo-Delphin war auch ein etwas erweitertes Repertoire des Gesichtsausdrucks gewesen. Natürlich konnten die nur fünfhundert Jahre der Genmanipulation für die Delphine nicht das bewirken, was eine Million Jahre der Evolution für den Menschen getan hatten. Die Flosser drückten die meisten ihrer Gefühle immer noch in Ton und Bewegung aus.
    Aber sie waren nicht mehr in einer Grimasse der immerwährenden Belustigung, wofür die Menschen es – mit einem gewissen Hauch von Wahrheit – gehalten hatten, festgefroren. Flosser waren nun in der Lage, besorgt auszusehen . Toshio würde Hikahis gegenwärtigen Ausdruck als ein typisches Beispiel delphinischen Ärgers ansehen.
    „Phip-pit ist verschwunden“, bedeutete Hikahi auf Englisch. Für Flosser war es die Sprache des langsamen und bedächtigen Gedankens.
    „Ich hörte ihn quieken, weit im Süden von mir, dann nichts. Er war auf der Suche nach S-sassia, die vorher in der gleichen Richtung verschwand. Wir werden die Geländeerkundung und die Metallsuche unterbrechen, um sie zu finden. Alle werden mit Waffen ausgerüstet.“
    Daraufhin gab es ein allgemeines Aufbranden von Unzufriedenheit. Das bedeutete, daß die Flosser ihre Rüstungen überstreifen mußten, die sie gerade erst beim Verlassen des Schiffes mit Vergnügen abgelegt hatten.
    Thoshio war kurze Zeit sehr damit beschäftigt, die Rüstungen ins Wasser zu werfen. Sie waren so entworfen, daß sie sich von selbst in eine Form ausklappten, in die ein Delphin leicht hineinschlüpfen konnte – wenn auch die Hilfe von ein oder zwei Flossern unvermeidlich war, um die Anschlüsse der Rüstung mit der kleinen Ausgabe des Nervenimpulsverstärkers, den jeder hinter seinem linken Ohr hatte, zu verbinden. Die winzigen Knöpfe, die so gestaltet waren, daß sie von den „Fingern“ der Neo-Delphine bedient werden konnten, mußten innerhalb des Griffbereichs dieser ziemlich rudimentären Knubbel plaziert werden – Auswüchse, die diesen Meeressäugern einen geringen Anteil der Hände, die sie vor Millionen Jahren aufgegeben hatten, zurückgebracht hatten.
    Toshio beendete seine Tätigkeit schnell mit der unbewußten Leichtigkeit langer Praxis. Er war wegen S-sassia beunruhigt, einer sanften Flosserin, die immer sehr nett und mildzüngig zu ihm gewesen war.
    „Hikahi“, sagte er, als die Anführerin vorbeischwamm. „Willst du, daß ich das Schiff rufe?“
    „Negativ, Leiter-Kletterer. Wir befolgen die Befehle. Vielleicht sind schon Beobachtungssatelliten oben. Stell deinen Rennschlitten auf Rückkehrautomatik, für den Fall, daß wir das, was sich im Südosten befindet, nicht überleben.“
    „Aber niemand hat irgendwelche großen Tiere gesehen …“
    „Das-s ist nur eine Möglichkeit. Ich will die Gewißheit, daß du zurückkehrst, was immer auch unser Verhängnis wird … selbst wenn das Rettungsfieber uns alle niederstrecken sollte.“
    Toshio fühlte bei der Erwähnung des „Rettungsfiebers“ Kälte in sich aufsteigen. Natürlich hatte er davon gehört. Es war etwas, dessen Zeuge zu werden er sich weiß Gott nicht wünschte.
     
    Sie schwärmten in Gefechtsformation nach Südosten aus. Die Flosser zogen Kehren an der Oberfläche und tauchten dann ab, um neben Toshio herzuschwimmen. Der Meeresgrund kräuselte sich in einer endlosen Folge von Schlangenlinien, übersät und gezeichnet mit fremdartigen Pockennarben, ähnlich Kratern, nur tiefer und unheilvoll finster. In den Tälern konnte Toshio etwa hundert Meter in der Tiefe den Grund erkennen – Düsternis und dunkle, grüne Ranken.
    Die Grate waren dagegen in Abständen mit den glänzenden Metallwällen besetzt, wie klobige Burgen mit schimmernder, aufgebockter Bewaffnung. Viele waren mit einer dicken Schicht

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