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Analog 07

Analog 07

Titel: Analog 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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eine Röhre von fünf Fuß Durchmesser führte zurück in die gemütliche Welt der Kleinstadtwirklichkeit. Leben wurde wieder aufgenommen, wo es unterbrochen worden war.
    Mit einer Ausnahme: Wartete jetzt auf passende Gelegenheit, Schutzraum zu erforschen.
    War nicht ohne weiteres durchführbar. Hatte Fünften Grad und war qualifizierter Hilfslehrer für reguläre Kurse. Erforderte einen beträchtlichen Zeitaufwand. Großteil der restlichen Zeit war eigenen Studien gewidmet – sowohl der Kunst (wollte Sechsten Grad erreichen, wäre der jüngste Inhaber der Welt gewesen) als auch der Wissenschaft, beides unter den beifälligen Blicken des Meisters. Dazu die sinnlose Zeit, die ich damit verbrachte, auf einem Platz in der Klasse der Oberschule zu sitzen und dabei zu versuchen, nicht allzu gelang weilt auszusehen, während ich trotzdem ständig die besten Noten bekam (einziges Vergnügen bestand darin, Lehrer und Lehrbücher zu korrigieren, führte gewöhnlich zu Beweisführung und Gegenüberstellung beim Direktor). Dazu noch verschiedene Aktivitäten, um das Image einer „normal interessierten“ Elfjährigen aufrechtzuerhalten.
    Geduld wird jedoch immer belohnt. Wenn von ausreichender Dauer. Daddy wurde nach Washington gerufen, sah ein, daß ich alt genug war, um während seiner dreitägigen Abwesenheit auf mich, das Haus und Terry aufzupassen.
    Brachte es fertig, bei der Aussicht nicht völlig aus dem Häuschen zu geraten.
    Terry? Richtig, hatte ihn noch nicht mit Namen erwähnt, nur daß ich die Verantwortung trage. Erinnern Sie sich? Erste Seite, vierter Absatz. Passen Sie auf – vielleicht wird noch ein Quiz daraus.
    Terry ist mein zurückgebliebener, angenommener Zwillingsbruder. Erblickte Licht der Welt in demselben Moment wie ich – bzw. hätte es, wenn seine Augen offen gewesen wären. War schon früh vielversprechender als ich. Konnte mit neun Wochen laufen, mit drei Monaten die ersten Wörter sprechen und mit vierzehn Wochen fliegen. Beherrschte mit sechs Monaten recht komplexe Ausdrücke, lernte jedoch nie vollständige Sätze. Erreichte seine Spitzenleistung zwar früh, aber nur niedriges Niveau.
    Beschreibung nicht fair. Terry ist wirklich brillant – für einen Sittich. Auch schön. Hyazinthinen-Sittich, Normalbürgern bekannt als Hyazinth, Pseudo-Intellektuellen als Anodorhynchus hyacinthinus – schrecklich, einen süßen, kleinen Vogel so zu nennen. Voller Name Terry D. Foster (D für Daktylus). Länge vielleicht neunzig Zentimeter (die Hälfte davon Schwanzfedern), Grundfarbe ein leuchtendes Hyazinthblau (im Sonnenlicht Stahlblau), mit hellgelben Augenflecken wie ein Clown, Füße und Schnabel schwarz. Gesichtsausdruck: ein ständiges fröhliches Alfred-E.-Neumann-Dorftrottelgrinsen. Zur Kost gehört alles, was erreichbar ist, am liebsten jedoch eine sorgfältige Samenmischung, verschiedene Früchte, Nüsse, ein wenig Fleisch etc.
    Hobbies: Kopf und Nacken kraulen lassen (ernsthafte Angelegenheit), gewisse Art von Unterhaltung, Zerstörung der Umwelt. Talent für letztere Beschäftigung wahrlich furchteinflößend: Großer Hakenschnabel kann mit einer Wucht von 1500 Pfund zuschlagen. Glaube fest daran, daß man Terry mit einem Würfel von zehn Zentimeter Kantenlänge aus massivem Wolframkarbid allein lassen und nach zwei Stunden zurückkehren kann, um nur noch eine entsprechende Menge Metallstaub sowie ungebrochene Begeisterung seinerseits vorzufinden.
    War wirklich davon überzeugt, daß wir Geschwister wären, als ich noch sehr jung war. Erstes tiefes Kindheitstrauma (nicht hervorgerufen durch den Verlust der leiblichen Eltern, war damals zu jung, um mich herum gingen zu viele interessante Dinge vor) entstand durch die Erkenntnis, daß ich falsch gebaut war, würde niemals fliegen lernen. Hatte verbissen gelernt, auf Sitzstange meines Spielkameraden zu hocken, kurz nachdem ich anfing zu laufen (obwohl ich nie so weit kam, die lässige, einbeinige Sitzposition zu bevorzugen, die mein Zwilling liebte – Zehen waren zu deformiert, verkümmert, zu kurz für festen Zugriff), aber der nächste Schritt lag einfach außerhalb meiner Möglichkeiten.
    Vermute, diese Phase meiner Jugend war mitverantwortlich für das Auftreten der Symptome, die zum frühen Hinscheiden von Mama Foster führten. Erinnere mich deutlich an das erstemal, als sie hereinkam und uns zusammen auf der Sitzstange hocken sah, heftig die „Flügel“ ausprobierend. Rückblickend ist es eigentlich verwunderlich, daß sie nicht auf

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