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Analog 1

Analog 1

Titel: Analog 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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die sie ankämpfen mußten. Sie kamen nur in einem entmutigend langsamen Tempo voran. Sie brauchten zwar nur wenig zusätzliche Energie, um sich warmzuhalten, außer wenn sie rasteten, dafür hatten jedoch ihre Lungen eine gesteigerte Nachfrage an wiederaufbereiteter Atemluft. Garcilasos Treibstoffzelle hatten sie mitgenommen. Sie würde für eine Person ein paar Stunden lang ausreichen: ein Aufschub, denn das Warten auf die Rettungsmannschaften von der Chronos würde längere Zeit in Anspruch nehmen. Unausgesprochen war die Absicht, diese Zelle ganz zum Schluß gemeinsam im Wechsel aufzubrauchen. So könnten sie wenigstens zusammen das Universum verlassen.
    Es konnte kaum überraschen, daß ihr Verstand versuchte, den Schmerzen, der Erschöpfung, der Anstrengung und der Verzweiflung zu entfliehen. Ohne diese Zuflucht hätten sie gar nicht so lange aushalten können.
    Für ein paar Minuten der Entspannung kehrten sie der Festungswand, die sie zu bezwingen hatten, den Rücken zu und ließen ihre Blicke über den Krater schweifen. Dort unten lag Garcilasos Körper. Sein Raumanzug glühte wie ein ausgebrannter Scheiterhaufen. Ihnen gegenüber, knapp über der starken Krümmung des Horizonts, stand der Saturn. Er leuchtete im weichen Gelb. Die Krone, sein sanft geschwungener Ring, schien vor dem Hintergrund ihres eigenen Schattens auf dem Planeten heller aufzuleuchten. Ihre Strahlung verdunkelte die Sterne um sie herum, aber an anderen Stellen erstrahlten sie tausendfach in ihrer Schönheit, am Rande der silbernen Straße der Galaxis.
    „Die rechte Grabstätte für Alvarlan“, murmelt Ricia wie eine Träumende.
    „Ist er also gestorben?“ fragt Kendrick.
    „Das weißt du nicht?“
    „Ich war zu beschäftigt. Nachdem wir uns aus den Ruinen befreien konnten und ich dich zurückließ, um unseren Weg zu finden, stieß ich mit einem Trupp Soldaten zusammen. Ich konnte entkommen, mußte aber verborgene Umwege einschlagen, um zu dir zurückzufinden.“ Kendrick streichelt Ricias Sonnenhaar. „Außerdem, teuerste Freundin, bist du es, nicht ich, die die Gabe hat, die Stimmen des Geistes zu hören.“
    „Mein tapferer Held … Ja, es ist eine Ehre für mich, daß ich seine Seele aus der Hölle zurückrufen konnte. Sie wollte seinen Körper, aber der war alt und schwach und konnte nicht das Wissen überdauern, das sie nun besitzt. Aber Alvarlan schied friedlich, und bevor er starb, schuf er als letzten Zauber eine Grabstätte, von deren Decke die Sterne ewig herableuchten werden.“
    „Möge er in Frieden ruhen. Aber wir werden noch keine Ruhe haben. Wir haben noch einen langen Weg vor uns.“
    „Ja. Aber die Verwüstung haben wir schon hinter uns gelassen. Schau! Überall auf den Wiesen öffnen Anemonen ihre Blüten. Eine Lerche singt in den Lüften.“
    „Täusche dich nicht. Hier ist es nicht immer friedlich. Wir werden noch einige Abenteuer zu bestehen haben. Aber wir werden ihnen mutig ins Gesicht blicken.“
    Kendrick und Ricia erheben sich und setzen ihren Weg fort.
     
    Scobie und Broberg hingen auf einem Vorsprung und schaufelten eine Stunde lang, ohne auch nur einen Schritt weiterzukommen. Immer neues Sandeis floß von oben herab, schneller als sie es wieder fortschaufeln konnten. „Wir hören besser damit auf“, entschied Scobie schließlich. „Alles, was wir erreicht haben, ist eine wesentliche Verringerung der Steigung des Hanges. Kein Mensch kann sagen, wie dick die Schicht ist, die den festeren Untergrund bedeckt. Vielleicht ist da überhaupt keiner.“
    „Was sollen wir statt dessen tun?“ Brobergs Stimme klang ebenso erschöpft wie die von Scobie.
    Er deutete mit seinem Daumen zurück. „Wir müssen einen Absatz nach unten klettern und eine andere Richtung versuchen. Zuerst haben wir jedoch eine Ruhepause bitter nötig.“
    Sie breiteten Kerosinschaummatten unter sich aus und setzten sich darauf. Eine Weile starrten sie nur vor sich hin, vor Müdigkeit benommen. Dann sprach Broberg wieder.
    „Ich gehe an den Bach“, sagt Ricia. „Er schlängelt sich unter den Bögen grüner Zweige dahin. Durch sie fällt das Licht und glitzert in seinen Wellen. Ich lasse mich auf meine Knie nieder und trinke. Das Wasser ist kalt, klar und süß. Ich blicke mit meinen Augen auf und sehe die Gestalt einer jungen Frau; sie ist nackt, und ihr langes, wallendes Haar hat die Farbe der Blätter. Es ist eine Waldnymphe. Sie lächelt.“
    „Ja. Auch ich sehe sie“, bemerkt Kendrick. „Ich will mich ihr vorsichtig

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