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Analog 4

Analog 4

Titel: Analog 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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meine Zweifel für mich.
    Währenddessen ging meine Ausbildung ihrem Ende entgegen.
    Die Vormittage an der Akademie waren schweißtreibender Arbeit gewidmet. Um Zwanzig aufgestanden (die Taladoraner teilten den Tag in einhundert Bora auf), waren wir schon vor Sonnenaufgang auf den Übungsfeldern. Danach kam das Kampftraining. Um Fünfzig unterbrachen wir für eine schnelle Mahlzeit, und dann folgte ein Nachmittag voller Hirnschweiß. Die Abende verbrachte man gewöhnlich in der Zentralbibliothek oder irgendwo in einem Laboratorium, um die Arbeit des Tages zu verarbeiten.
    Dennoch gab es nicht nur Arbeit. Etwa jeden Zehntag schaffte ich es, mich, für einige Stunden freizumachen.
     
    3
     
    „Komm schon rein, das Wasser ist herrlich.“
    Ich lag auf einem ockerfarbenen Granitfelsen, der den Waldsee überragte, die Sonne schien warm auf meinen Körper. Haret war ein fleischfarbener Streifen in einem Teich aus Bernsteingrün, als sie sich durch Wassertreten an der Oberfläche hielt und mich neckte, damit ich zurück in das eisige Wasser kam.
    Ich erhob meinen Kopf von den Armen und bewunderte die Art, wie ihre Figur unter der Oberfläche des Teichs schimmerte. „Auf keinen Fall“, rief ich. „Zu kalt. Komm doch raus.“
    „Angsthase!“
    Ich grinste. „Über Stock und Stein, ich werd’ brechen mir beide Bein’ …“ Meine Stichelei wurde unterbrochen von einer Wolke aus eisigen Tropfen, die durch einen energischen Schlag von Harets rechtem Arm mit unfehlbarer Genauigkeit herüberspritzte. Eiskalte Tröpfchen regneten auf meinen gerösteten Rücken und sandten den Frost bis in meine Zehen. Ich hechtete mit einem flachen Kopfsprung ins Wasser und packte innerhalb von Sekunden Harets um sich schlagende Arme, drückte sie an ihren Körper und tauchte sie unter.
    Wir tauchten unter sprudelndem Gelächter auf und schwammen gemächlich ans Ufer. Ich half ihr über den schlüpfrigen Schlamm, und wir streckten uns Seite an Seite auf dem Felsen aus, den ich gerade erst verlassen hatte.
    Haret Ryland war eine Kommilitonin an der Akademie und in der Republik Gestetni geboren, einer der drei ältesten Zeitlinien der Konföderation. Wir hatten uns an meinem zweiten Tag auf Salfa Eins getroffen und waren während des vergangenen Jahres enge Freunde geworden. Seit kurzem waren wir auch Liebende.
    Ich folgte mit einem Finger der Kurve ihres nackten Rückgrats und umkoste dabei jeden Wirbel, bis ich mich zum Schwung ihrer Hüften herabgearbeitet hatte.
    „Hör auf damit“, kicherte sie, als sie sich umdrehte, um sich auch vorne von der Sonne trocknen zu lassen. „Das kitzelt.“
    „Ich dachte, du magst es, gekitzelt zu werden.“ Während ich das sagte, streckte ich meine Hand wieder nach ihr aus.
    Sie fing meine suchende Hand mit einem spielerischen Schlag ab. „Bekommt ihr primitiven Typen jemals genug?“
    Ich setzte eine besondere theatralische Miene auf und antwortete: „Nie!“
    Sie stützte sich auf einen Ellbogen und starrte mit ihren violett gefärbten Augen in meine.
    „Was ist los?“ fragte ich sie. „Ist meine Nase krumm?“
    „Ist das nicht jede?“
    Sie wurde still und ließ ihre Augen frei umherstreifen. Ihre vollen Lippen waren in Konzentration gespitzt, und ihre sonst wilde Mähne aus seidigem, blondem Haar rahmte ihr Gesicht in einem nassen Winkel.
    „Warum plötzlich so still?“ fragte ich und versuchte ein weiteres Mal, sie in die Arme zu nehmen.
    „Ich betrachte ein Rätsel.“
    „Mmh?“
    „Dich. Was hat dich zur Zeitwacht geführt, Duncan MacElroy?“
    Ich seufzte und setzte mich im Schneidersitz auf. Ich erzählte ihr von meinem Ärger mit den dalgirischen Strolchen. Als ich endete, betrachtete sie mich nachdenklich.
    „Was hast du in deiner Zeitlinie getan?“
    „Ich war Student. Ich wollte Raketen-Ingenieur werden und Sachen in den Raum schießen.“
    Sie lächelte. „Das hört sich aufregend an. Tut es dir leid, daß du das aufgeben mußtest?“
    Ich lachte. „Dann hätte ich dich niemals getroffen, oder?“ Ich lehnte mich, während ich sprach, zu ihr hinüber und streifte ihre Lippen mit meinen. Haret nahm den Wink auf und streckte sich wieder auf dem harten Stein aus, als ich sie fest an mich drückte, darauf bedacht, die Stimmung dieses Augenblicks auszukosten.
    Der Himmel über uns flammte auf, in einem Licht heller als tausend Sonnen.
    Harets Augen standen weit offen vor Furcht, und ich begann, leise bei mir zu zählen. Ich war gerade bei fünfzig, als das Rumpeln eines tief

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