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Analog 5

Analog 5

Titel: Analog 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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aufhalten können … die Horden werden kommen … und was dann …“
    Wieder lachte sie. „Weißt du, sie werden nicht die ersten sein. Wir hatten hier schon früher Eroberer. Sie sind alle wieder gegangen, als sie merkten, daß sie uns nicht dazu bringen konnten, etwas zu tun, was wir nicht wollen – obwohl wir natürlich unseren Gästen soviel helfen wollen wie wir können. Ohne gegen unsere Überzeugungen zu verstoßen. Du weißt, wir sind Pazifisten. Völlige Pazifisten.“
    „Ja“, seufzte er. „Ich weiß.“ Ein Schlucken und eine Pause. „Glaubst du … glaubst du, ich könnte es lernen, einer von euch zu werden?“
    Sie neigte ihren Kopf zur Seite und musterte ihn, diesen Fremden, der in ihr Leben marschiert war, versucht hatte, sie zu vergewaltigen, und der nur besiegt worden war, weil sie ihn zuerst verführt hatte, der ihr ein Kind gezeugt hatte … und sie sagte langsam: „Ich möchte dich nicht kränken, aber …“
    „Die Antwort heißt nein.“
    „Aaa-also“, seufzte sie. „Wenn du es willst, können wir es versuchen, aber ich fürchte, du empfindest so stark … die falschen Dinge beschäftigen dich so sehr, meine ich. Du kannst andere Dinge nicht aus deinen Gedanken verbannen und den Augenblick richtig genießen. Du verstehst nicht, daß die Vergangenheit immer in unserer Erinnerung lebt; daß man nichts wegnehmen kann, was in der Erinnerung lebt, daß die Zukunft nur ein Traum, eine Möglichkeit und nur die Gegenwart real ist. Wir lehren unsere Kinder unsere Überzeugungen von Anfang an, verstehst du, und du … du hast dein ganzes Leben lang etwas anderes gelernt. Ob es dir gelingen könnte, dich anzupassen … wir werden es nach besten Kräften versuchen, wenn du es wünschst.“
    „Nein.“ Einen Augenblick lang hatte er das mehr gewollt als irgend etwas anderes in seinem Leben: Er wollte bleiben, diese völlige Gelassenheit lernen, die sich durch nichts stören ließ. Im nächsten Augenblick jedoch war ihm klargeworden, was er aufgeben müßte, wenn er sie erreichen wollte. Als sie ihm diese sanfte, unverbindliche Ablehnung erteilte, hatte er beinahe den Wunsch verspürt, sich aus reiner Enttäuschung die Kehle durchzuschneiden – aber das ging vorbei. Er war Soldat und hatte einen Krieg zu führen, einen Krieg, der durch den katastrophalen Fehler, den er hier begangen hatte, nur noch härter geworden war. Vielleicht konnte er das an anderer Stelle wiedergutmachen, seine Selbstachtung wiederfinden. Er konnte es nur nach besten Kräften versuchen.
    „Werde ich dich wiedersehen?“ fragte sie.
    „Ich glaube nicht.“
    „Schade. Du bist geschickt in der Liebe.“
    „Du auch“, sagte er ihr ehrlich. „Ich glaube aber, das ist ein Abschied für immer – muß es sein.“
    „Das tut mir leid. Darf ich dir für die Zukunft alles Gute wünschen?“
    „Wenn du dich morgen noch an mich erinnerst – ja.“
    „Aber ich vergesse nie einen meiner Liebhaber oder meiner Freunde“, sagte sie, und er wußte, daß das die Wahrheit war.
    „Könntest du etwas für mich tun“, sagte er langsam, „und dich um unseren Jungen kümmern? Ich sehe, daß der Krieg für uns schlechter läuft, als ich gehofft hatte, und ich würde ihn lieber hier lassen, wo er sicher ist.“
    „Einverstanden“, sagte sie sofort. „Wir hatten allerdings gehofft, daß diese schönen Kinder für euch ein Gegengift gegen die Schrecken des Krieges werden könnten.“
    „Dafür ist es jetzt zu spät.“ Ihm kam ein Gedanke, eine letzte Hoffnung, und er sprach ihn aus: „Was würde einem Kind geschehen, das du mit einem Milden zusammen hast, wenn man es von dem Planeten wegbrächte?“
    Ihre Augenbrauen hoben sich. „Hier besteht zwischen Eltern und Kind ein starkes Band. Vater oder Mutter könnten das Kind mitnehmen und so das Band erhalten. Im Notfall kann auch ein naher Verwandter der Eltern ausreichen, aber wenn das Kind von beiden Eltern und von allen Verwandten genommen wird – dieses Kind wird sterben.“
    Er glaubte ihr, denn das paßte in das Muster. „Ich verstehe. Und ich danke dir. Ich danke dir für alles.“
    „Es war mir eine Freude.“
    Und weil er nicht dagegen ankämpfen konnte, führte er sie ein letztes Mal in die Laube und bat sie vorher, ein Mädchen daraus zu machen, das schönste Mädchen auf dem Planeten, das sie behalten und in seiner Erinnerung aufziehen solle.
    Und dann verließ er sie, und kurz darauf ließ er den Planeten hinter sich – zum letzten Mal, für den letzten,

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