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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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was ihr sagt«, sagte Grahame Coats. »Ich habe die Pistole.«
    Er schob die Tür zu und ver r iegelte sie. Von drinnen hörte er Rosies Mutter sagen: »Das Tier. Warum h a st du ihn nicht auf das Tier angesprochen?«
    »Weil du dir das nur einbi l d est, Mama. Ich sag’s dir noch einmal: Es ist kein Tier hier drinnen. Außerdem ist er sowieso verrückt. Er würde dir wahrscheinlich einfach zustimmen. Wahrscheinlich sieht er selbst unsichtbare Tiger.«
    Gekränkt schaltete Grahame Coats ihnen das Licht ab. Er zog eine Flasche Rotwein aus dem Regal und g i ng nach oben, schlug die Kellertür heft i g hinter s i ch zu.
    In der Dunkelheit unterhalb des Hauses brach Rosie den Käse in vier kleine Stücke und aß eins davon so la ngsam, wie sie konnte.
    »Wie hat er das m it Fat Charlie gemeint?«, fragte sie ihre Mutter, nachdem der Käse sich in ihrem Mund aufgelöst hatte.
    »Dein verdam m t er Fat C h arlie. Ich will n ichts hören von Fat Charlie«, sagte ihre Mutter. »Er ist der Grund, warum wir hier unten sind . «
    »Nein, wir sind hier, weil dieser Coats einen ko m pletten Dachschaden hat. Ein Irrer mit einer Pistole. Es ist nicht Fat Charlies Schuld.« Sie hatte sich alle Mühe gegeben, nicht an Fat Charl i e zu den k en, denn an Fat C h arlie zu denken, das bedeutete zwangsläufig, dass sie auch an Spider denken m u sste …
    »Es ist wieder da«, sagte ihre Mutter. »Das Tier ist wieder da. Ich hab’s gehört. Ich kann es riechen.«
    »Ja, Mama«, sagte Rosie. Sie saß auf dem Betonfußboden des F l eischkellers und dachte an Sp i d er. Er fehlte ihr. Falls Grahame Coats sich, w a rum a u ch imme r , eines Besseren besann und sie freiließ, wollte sie Spider ausfindig zu machen versuchen, beschloss s i e. Herausfinden, ob es eine Grundlage für einen Neuanfang gab. Sie wusste, dass es nur ein a l berner Tagtraum war, aber es war ein schöner Tra u m , ein tröstlicher Tra u m.
    Sie fragte sich, ob Grahame Coats sie am n ächsten Tag u m bringen würde.
     
    —————
     
    EINE KERZENFLAMMENBREI T E entfernt lag Spider gefesselt, dem Raubtier hilflos ausgeliefert.
    Es war später Nachmit t ag, d i e Sonne in seinem R ü cken stand tief.
    Spider schob etwas m it Nase und Lippen heru m : es war trockene Erde gewesen, bevor sein Spe i chel und sein Blut hineinges i ckert waren. Jetzt war es ein Matschklu m pen, eine pri m itive Murmel aus rötlichem Le h m. Durch ständiges Hin-und-her-Schieben mehr oder weniger kugelför m ig geworden. Jetzt schlug er dag e gen, grub seine Nase unter das Ding und riss dann den Kopf hoch. Nichts geschah, genauso wenig wie die letzten – wie viel Male? Zwanzig? Hundert? Er hatte nicht m itge z ählt. Er machte einfach i m mer weiter. Er drückte sein Gesicht noch tiefer in den Staub, schob seine Nase noch tiefer un t er die Leh m kugel, riss seinen Kopf nach oben und nach vorn …
    Nichts geschah. Nichts würde je geschehen. Er m u sste einen anderen Ansatz finden.
    Er schob seinen Mund über die Kugel, umschloss sie m it den Lippen. Er at m e te durch d i e Nase ein, so tief er konnte. Dann stieß er die Luft durch den Mund w ieder aus. Wie ein knallender Sektkork e n schoss die Kugel von seinen Lippen und lande t e einen knappen halben Meter entfernt.
    Jetzt drehte er seine rechte Ha n d . Sie war am Gelenk gefesselt, das m it dem Pflock v e rbundene Seil spannte und zerrte unnachgiebig. Er zog die Hand zurück, bog sie heru m . Seine Finger streckten sich nach dem blut i g en Matschklu m pen, doch sie reichten nicht hin.
    Er war so nahe dran …
    Spider atmete noch einmal tief ein, verschluckte sich jedoch an dem trockenen Staub und m u sste husten. Er probierte es noch einmal, drehte den Kopf zur Seite, um Luft holen zu können. Dann begann er zu blasen, in Richtung der Kugel, stieß die Luft so kraftvoll aus der Lunge heraus, wie es e b en ging.
    Die Lehmkugel bewegte sich – nur ein, zwei Zentimeter weit, aber es reichte. Noch einmal strecken, dann hielt er sie in den Fingern. Nun drü c kte er den Lehm zwischen Daumen und Zeigefinger zusammen, drehte ihn ein S t ü c k und drück t e wieder. Achtmal.
    Er wiederholte den ganzen Vorgang, doch d i es ma l drückte er den zurechtgequetschten Le h m etwas stärker.
    Eins der Stücke brach dabei ab, die anderen aber hielten. Er hatte jetzt etwas in der Hand, das wie ein kleiner Ball mit sieben daraus hervorspringenden Spitzen aussah, wie eine kind l iche Darst e llung der Sonne.
    Er begutachtete sein Werk m it Genug t

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