Anansi Boys
uung: Un te r den gegebenen U m ständen durfte er d a rauf so stolz sein wie ein Kind, das etwas besonders G e lungenes aus der Schule nach Hause bringt.
D a s Wo r t a b e r , d a s w ü rd e d e r s c h w i e r i g st e T e i l w e rd e n . Ei n e Spin n e , o d e r j e d e n f all s e t wa s ähnl i c h Aus s e h en d e s , aus Blut , Speiche l un d L e h m z u machen , da s wa r leicht . Götter, selbs t nieder e Schelmengötte r wi e Spider , konnte n s o etwas.
Abe r de r abschließend e Ak t de r Schöpfung , d a s wa r kein Kinderspiel . Ma n brauch t ei n Wo r t , u m e i ne m D i n g Le b e n e i n z uh a uch e n . M a n m us s i h m e i n e n Nam e n g e b e n.
Er zog die Lippen auseinand e r. »Hrrurrrurrr«, sagte er m it seinem zungenlosen Mund.
Nichts geschah.
Er probierte es erneut. »Hrrurrurr!« Nichts. Der Lehm blieb ein toter Klumpen in seiner Hand.
Sein Ges i cht sank zurück auf den Boden. Er war erschöpft. Jede Bewegung riss an den schorfigen Wunden im Gesicht und auf der Brust. S i e nässten und brannten und – schlimmer noch – ju ckten. Denk nach!, befahl er sich. Es m u sste eine Möglichkeit geben, dies zu tun … Ohne Zunge zu sprechen …
Auf seinen Lippen waren no c h Leh m spuren. Er saugte daran, befeuchtete sie, so gut es ohne Zunge ging.
Er atmete tief ein und ließ dann die Luft, m öglichst kontrolliert, durch seine Lippen strö me n, und dabei sprach er das Wort m it einer solchen Überzeugung, dass selbst das Universum nicht mit ihm streiten konn t e: Er beschrieb das Ding auf seiner Hand, und er s a gte seinen eigenen Namen, was der beste, wirkungsvolls t e Zauber war, den er kannte:
» hhssspphhhrrriiiver.«
Und auf seiner Hand, wo eben noch ein blutiger Matschklu m pen geleg e n hatte, saß jetzt e i ne fette Spinne, rötlichbraun, m it sieben dürren Beinen.
Hilf mir, d achte Spider. Hol Hilfe.
Die Spinne starrte ihn an, ihre Augen glänzten in der Sonne. Dann plu m pste sie aus seiner Hand zur Erde, nahm ihre sieben Beine in die Hand und wackelte, ein wenig unstet und schief, ins Gras hinein.
Spide r sa h ih r n ach , bi s s i e v e r sc h wun d e n wa r . Dan n ließ er seinen Kopf auf die Erde sinken und schloss die Augen.
In diesem Moment drehte s i ch der Wind, und er roch den Ammoniakduft einer männli c hen Katze in der Luft. Sie hatte ihr Revier markiert…
Hoch oben in den L ü ften hör t e Spider Vögel triu m phierend krächzen.
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FAT CHARLIES MAGEN KNURRTE. Hätte er überzähliges Geld zur Verfügung gehab t , wäre er irgendwo anders essen gegangen, nur um ei n mal diesem Hotel zu entko m men , abe r e r wa r jetz t doc h n a hez u pleite , un d d a d a s A b e nd essen im Zimmerpreis inbegr i ffen war, ging er, sobald es sieben Uhr schlug, nach unten ins Restau r ant.
Die Oberkellnerin hatte e i n aus allen Knopf l ö chern strahlendes Lächeln aufgelegt und teilte ihm m it, dass das Restaurant erst in einigen Minuten öffnen werde. M a n m ü sse dem Orchester noch e i n klein wenig Zeit zum Aufbauen geben. Dann sah sie ihn genauer an. Fat Charlie kannte diesen Blick m ittlerweile.
»Sind Sie …?«, setzte sie an.
»Ja«, sagte er resigniert. »Ich habe sie sogar bei mir.« Er zog die Li m one aus der Tasche und zeigte sie ihr.
»Sehr schön«, sagte sie. »Das ist eindeut i g eine Li m one, was Sie da haben. Ich wollte gerade sagen: Sind Sie schon entschlossen, ob sie à la carte essen oder sich am Büffet bedienen wollen?«
»Büffet«, sagte Fat Charlie. Das Büffet war u m sonst. Er stand im Foyer vor dem Restaurant und hielt seine Li m one in der Ha n d .
»Einen Augenblick noch«, sagte die Obe r kellnerin. Hinter Fat Charlies Bücken näh e rte sich jetzt eine kleine Frau. Sie lächel t e der Oberkell n erin zu und fragte: »Hat das Restaurant schon auf? Ich bin am Verhungern.«
Gerade ertönte e i n abschl ie ßendes Strumm-S t ungSchrumm der Bassgitarre und ein Plonk des e l ektrischen Klaviers. Das Orchester leg t e die Instrumente ab und gab der Oberkellnerin ein Zeichen. »Es ist offen«, sagte sie.
»Treten Sie ein.«
Die kleine Frau blickte Fat Charlie überrascht und ein bisschen argwöhn i sch an. »Hallo, Fat Charlie«, sagte sie.
»Wozu ist die Li m o ne?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
»Je nun«, sagte Daisy. »Wir haben ein ganzes Abendessen vor uns. Da haben Sie do c h Zeit, m ir alles zu erzählen.«
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ROSIE F R AGTE s i ch, ob Wahnsinn eventuell
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