Anansi Boys
ahame Coats im v e rständigen Tonfall des Betrunkenen. »Kann aber nicht. Ich bleib hier einfach ein bisschen liegen. Und außerde m . Sie hat die Tür verriegelt. Hab ich doch gehör t .«
Er hörte ein Scharren von der anderen Seite der Tür her, als würde ein Riegel langsam zurückgeschoben.
»Die Tür ist offen. Also: Wenn du hier bleibst, stirbst du.« Ungeduld i ges Rascheln, S c hlagen eines Sc h wanzes, halbgedä m p ftes Brüllen tief a u s der Kehle. »Gib m ir deine Hand und deine Gefolgschaft. Lade m ich in dein Inneres ein.«
»Ich vers te he ni…«
»Gib m ir deine Hand oder verblute.«
In der Schwärze des Fleis c hkellers streckte Grahame Coats seine Hand a u s. Jemand etwas er g r iff sie und hielt sie auf beruhigende, bestärkende Weise fest. »Also, bist d u jetzt bereit, m i ch in dich aufzune h m en?«
Kalte Nüchternheit ergriff Grahame Coats in diesem Mo me nt. Er war schon zu weit gegangen. Verschlimmern konnte er seine Lage nicht m e hr, so viel stand fest.
»Selbstverfreilich«, flüsterte Grahame Coats, und kaum hatte er es ausgesprochen, b e gann er sich zu verändern. Er konnte durch die Dunkelheit blicken, als wäre es heller Tag. Für einen winzigen Aug e nblick war ih m , als sähe er etwas neben sich, größer als e i n Mensch, m it scharfen, sehr scharfen Zähnen. Gleich dar a uf war es verschwunden, und Grahame Coats fühlte sich prächtig. Das Blut sprudelte nicht mehr aus seinem Bein heraus.
E r konnt e kla r sehe n i n de r D u nkelheit . E r zo g di e Mes s e r aus seinem Gürtel, warf sie w e g. Die Schuhe zog er ebenfalls aus. Da lag auch eine P i stole auf der Erde, aber er ließ sie dort. Werkzeuge waren was für Affen und Krähen und Schwächlinge. Er war kein Affe.
Er war ein Jäger.
Er stemmte sich hoch, auf Hände und Knie, und dann trottete er auf allen v ieren hinaus in den Weinkeller.
Er konnte die Frauen sehen. Sie hatten die Treppe gefunden, d i e nach oben ins Haus führte, und gerade waren sie dabei, sich Hand in Hand, blind i n der Dunkelheit, von einer Stufe zur nächs t en zu tas t en.
Eine von beiden war alt und sehnig. Die andere war jung und zart. Die Speichelproduk t ion wurde angeregt i n einem Wesen, das nur teilweise Grahame Coats war.
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FAT CHARLIE VERLIESS DIE BRÜCKE und g i ng, den grünen Fi lz hut seines Vaters aus der St i r n geschoben, in die Dämmerung hinein. Er kam über einen felsigen Strand, rutschte auf den Steinen aus, tappte in etliche Pfützen hinein. Dann trat er auf etwa s , das sich bewegte. Er s t olperte kurz, sprang schnell wieder herunter.
Das Etwas erhob s i ch in die Luft, immer weiter. Was immer es war, es war riesig: Zunächst dachte er, es müs s e die Ausmaße eines Elefanten h a ben, aber es wurde immer noch größer.
Licht, dachte Fat Charlie. Er sang laut vor sich hin, und alle Leuchtkäfer, alle Glühwürmchen der U m gebung, ballten sich um ihn heru m , schal t eten ihr kaltgrünes Leuchten ein und aus, und in i h rem Licht konnte er jetzt zwei Augen, größer als Tafelteller, aus m a c hen, die aus einem hochnäsigen, reptilienartigen Ges i cht zu ihm hera b starrten.
Er starrte zurück, »‘n A b end«, sagte er fröhlich.
Eine Stimme kam aus dem G e schöpf, g l att wie Butteröl.
»Ha-llo«, sagte es. »Ding-dong. Du siehst ganz verblüffend nach Abe n dessen aus.«
»Ich bin Charlie Nancy«, sag t e Charlie Nancy. »Wer bist du?«
»Ich b i n Drache«, sagte der Drache. »Und ich werde dich ganz langsam in einem Bissen verspeisen, kleiner Mann m it Hut.«
Charlie blinzelte. Was würde mein Vater tun?, über l egte er. Was hätte Sp i der getan? Ihm fiel absolut ni c h ts ein.
Komm schon. Immerhin ist Sp i d er sozusagen ein Teil von mir. Was er kann, kann ich auch.
»Ah. Es ist dir viel zu l a ngweilig, noch weiter m it m ir zu sprechen, und du lässt m ich ung e hindert weitergehen«, teilte er dem Drachen m it aller Überzeugungskraft m it, die er zur Verfügung hatte.
»Donnerwetter. Kein schlechter Trick. Aber leider falle ich nicht drauf rein«, sagte der Drache begeistert. »Ich werde dich auffressen, ohne Wenn und Aber.«
»Du fürchtest dich nicht zufällig vor Li m onen, oder?«, fragte C h arlie, be v o r ihm einfi e l, dass er die Li m one ja Daisy gegeben hatte.
Das Wesen lachte v e rächtlich. »Ich«, sagte es, »fürchte m i ch vor nichts.«
»Nichts?«
»Nichts«, sagte es.
Charlie sagte: »Fürchtest du dich ganz entsetzlich vor
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