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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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dieser Wesenheiten, wenn nicht beide, hatte gerade ihre Mutter angegriffen. Ihr Kopf ging ein i ge m ögliche Vorgehensweisen durch ( d ie Pist o l e: Die Pistole war unten im Kel l er. Sie sollte nach unten gehen und d i e Pistole holen. Oder die Tür – sie könnte versuchen, an ihrer Mutter und d e m Schatten vorbeizuschlüpf e n und die Haustür zu öffnen), a b er ihre Lunge und i h r Mund wollten nur schreien.
    Etwas hämmerte gegen die Haustür. Sie versuc h en sie aufzubrechen, dachte sie. Da kommen sie nicht durch. Die Tür ist stabil.
    Ihre Mutter lag auf dem B oden, von Mondlicht beschienen, und der Schatt e n kauerte über i h r, warf seinen Kopf zurück und brüllte, ein ti e fes, rasselndes Brü l len der Furcht, der Herausforderung und des Besitzanspruchs.
    Ich habe Halluzina t ionen, dachte Rosie mit wilder Gewissheit. Ich war zwei Tage in einem Keller eingesperrt, und jetzt halluz i niere ich halt. Da ist kein Tiger.
    Aus dem s elben Gr u nd war sie sich a u ch sicher, d a ss da keine blasse Frau im Flur sein konnte, obwohl sie s i e eben jetzt durch den Mondschein s c hreiten sah, eine Frau m it blonden Haaren und den end l os langen Beinen und sch m alen Hüften einer Tänzerin. Die Frau blieb stehen, als sie beim Schatten des Tig e rs angelangt war. Sie sagte: »Hallo, Grahame.«
    Das Schattentier hob seinen gewaltigen Kopf und knurrte.
    »Glauben Sie bloß nicht, Sie könnten sich in diesem albernen Tierkos t ü m vor m ir verstecken«, sagte die Frau. Sie schien alles andere als begeistert.
    Rosie bemerkte, dass sie das Fenster durch den Oberkörper der Frau h i ndurch s e hen konnte, und sie drückte sich noch fester m it dem Büc k en an die Wand.
    Das Untier knurrte erneut, e t was unsicherer dies ma l.
    Die Frau sagte: »Ich glaube nicht an Ge i ster, Grahame. Ich habe mein Leben lang, me in ganzes Leben lang, nicht an Geister geglaubt. Und dann habe ich Sie kennengelernt. Sie lassen Morris’ K a rriere auf Grund laufen. Sie bestehlen uns. Sie ermorden mich. Und schließlich, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, zwingen Sie m i ch, an Geister zu glauben.«
    Die schattenhafte Großkatzengestalt winselte jetzt und zog sich Stück für S t ück zurück.
    »Glauben Sie nicht, dass Sie m ir auf diese Tour davonkommen, Sie nichtsnutziger k l einer Mann. Sie können vorgeben, ein Tiger zu sein, so v i el Sie wollen. Aber Sie sind kein Tiger. Sie sind eine Ratte. Halt, nein, das ist eine Beleidigung für eine vortref f liche und bevölkerungsreiche Nagetierart. Sie sind weniger als eine Ratte. Sie sind eine Spring m a us. Sie sind ein Wie s el.«
    Rosie rannte durch den Flur. Sie rannte an dem Schattenbiest vorbei, vorbei auch an ihrer hing e streckten Mutter. Sie rannte durch die blasse Frau hindurch, un d e s fühlte sich an, als würde man durch Nebel laufen. Sie erreichte die Haustür und tastete nach den Riegeln.
    In ihrem Kopf oder draußen i n der Welt konnte Rosie ein Streitgespräch verfolgen. Jemand sagte:
    Achte nicht auf sie, du Idiot. S i e kann dir nichts tun. Sie ist nur ein Duppy. S i e ist prak t isch gar nicht real. Hol dir das Mädchen! Halt das Mädchen auf.
    Und jemand anders antwortete:
    Das ist sicherlich ein durchaus stichhaltiger Hinweis, aber ich bin trotzd e m nicht d a von überzeugt, dass Sie alle Umstände in Betracht gezogen haben, gerade in Bezug auf nun j a , Vorsicht, ähm, Mutter der Porzellankiste, wenn Sie mir folgen können …
    Ich führe. Du folgst. Aber …
    »Was mich interessieren würde«, sagte die blasse Frau,
    »ist, wie geisterhaft Sie im M o me nt eigentlich sind? Ich meine, ich kann keine Mensc h en berühren. Ich kann eigentlich nicht mal Dinge berühren. Aber ich kann Geister berühren.«
    Die blonde Frau setzte zu einem schwungvollen Fußtr i tt ins Gesicht des Untiers an. D i e Schatte n k atze machte fauchend einen Schri t t zurück, sodass der Fuß sie um Haaresbreite verfehlte.
    Der nächste Tritt traf ins Ziel, und das Tier jaulte auf. Noch ein Tritt, m it voller Wucht dahin geführt, wo die schattige Nase zu ver m uten w a r, und das Biest machte ein Geräusch wie eine Katze, die sha m poniert wird, ein gottverlassenes Heulen, in dem sich Schrecken und Wut, Scham und Niederlage ausdrückten.
    Der Flur hallte wi d e r vom Gel ä chter einer toten Frau, ein Lachen voll Überschwang und Freude. »Wiesel«, sagte die Stimme der blassen Frau wie d er. »Grahame, das Wiesel.«
    Ein kalter Wind blies durchs Haus.
    Rosie zog den letzten Riegel auf

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