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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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selbstzufriedenes Lächeln, so beschaffen, dass F a t Charlie sich gezwungen sah, die diversen denkbaren Fo l g en abzuwägen, die es hätte, wenn er seine Faust in Gra h ame Coats’ großzüg i g gepolsterte Magenregion rammen würde. Er kam zu dem Schluss, dass die Chancen, sofort gefeuert zu we r d en oder aber eine Strafanzeige wegen Körperv e rletzung zu kassieren, m it etwa fifty-fifty zu veranschl a g e n waren. Egal wie, dachte er, es wäre jedenfalls eine f e ine Sache …
    Fat Char l ie war v on Natur aus ke i n gewalt t ätiger Mensch; aber er konnte ja mal träu me n. Seine Tagträume waren z u meist eher klein und ge m ü tlich. Sie handelten zum Beispiel davon, dass er genug Geld hätte, um in guten Restauran t s zu es s e n, wenn i h m danach war. Dass er einen Job hätte, bei dem ihm niema n d reinredete. Dass er singen könnte, ohne vor Pe i n lichkeit zu sterben, irgendwo, wo ihn keiner hören konnte.
    An diesem Nac h mit t ag jedo c h nahmen seine Tagträume eine andere Gestalt an: Es f i ng schon ma l da m it an, dass er fliegen konnte, und von seiner mächtigen Brust prallten Gewehrkugeln ab, während er aus dem Himmel h i nabtauchte und Rosie aus den Händen einer Schurkenbande von hinterhältigen Entführern befreite. Sie klammerte sich an ihm fest, während sie gen Sonnenuntergang flogen, heim in seine Festung, die B u rg Cool, wo sie derart von Dankbarkeit überwältigt sein würde, dass sie alle Vorsätze bezüglich des Wartens, bis man verheiratet ist, m it Begeisterung üb e r Bord sch m isse und sofort ausprobieren wollte, wie hoch und wie schnell man ihren Krug anfüll e n könne…
    Der Tagtraum linderte den S t ress des Lebens in der Graha me -Coats-Agentur, erleichterte es ihm, den Leuten zu sagen, dass ihr Scheck bereits in der Post sei, oder Geld einzufordern, das der Agentur geschuldet wurde.
    Um 18:00 Uhr m a chte Fat Cha r lie seinen C o mputer aus. stieg die fünf Stockwerke hinunter und verließ das Gebäude. Es hatte nicht geregnet. Über ihm k r eisten und zwitscherten die Stare: der Abenddämmerungschor einer Großstadt. Alle Mensc h en auf den Bürgersteigen waren in Eile.
    Die meisten strebten, wie Fat Charlie, die Kingsway entlang Richtung U-Bahn-Station Holborn. Sie hielten die Köpfe gesenkt und gaben m it ihrem ganzen Gebaren zu erkennen, dass sie schn e ll nach Hause w o llten.
    Es gab jedoch eine Person auf dem Bürgersteig, d i e nirgendwoh i n strebte. Der Mann s t and einfach da, Fat Charlie und den übrigen Pendlern z ugewandt, und seine Lederjacke flatterte im Wind. Er trug kein Lächeln im Gesicht.
    Fat Charlie sah ihn vom Ende der Straße aus. Während er auf ihn zuging, wurde alles unwirklich. Der Tag sch m olz, und plötzli c h fiel i h m ein, woran er sich den ganzen Tag versucht hat t e zu erinnern.
    »Hallo, Spider«, sagte e r , als er vor ihm stand.
    Spider sah aus, als tobte ein Sturm in ih m . Vielleicht würde er gleich anfangen zu weinen. Fat Charlie konnte es nicht sagen. Es war ein Übe r maß an E m otion in seinem Gesicht, in der ganzen Art, wie er dastand, sodass die Leute, die an ihm vorbeika m en, peinlich berührt wegsahen.
    »Ich bin dort gewesen«, sagte er. Sei n e Stimme klang du m pf. »Ich hab Mrs. Higgler gesehen. Sie hat m i ch m it zum Grab genommen. Mein Vater ist gestorben, und i c h hab es nicht gewusst.«
    Fat Charlie sagte: »Er war auch mein Vater, Spider.« Er fragte sich, w i e er Spider hatte vergessen, wie er ihn so leicht als bloßen Traum hatte abtun können.
    »Stim m t.«
    Die Stare zeichneten eine Kreuzschraffierung auf den Abendhimmel; unablässig wus e lten sie von ein e m Dach z u m nächsten.
    Mit einem jähen Ruck richtete Spider si c h auf. Er schien einen Entschluss gefasst zu haben. »Du hast vollkommen recht«, sa g te er. »Wir müssen es zusammen tun.«
    »Genau«, sagte Fat Charlie. Dann sagte er: »Was tun?«, aber da hatte Spider s c hon ein Taxi herangewunken.
    »Wir sind Männer m it Sorgen«, teilte Spider der Welt m it. »Unser Vater ist von uns gegangen. Das Herz ist uns schwer in der Brust. Trauer befällt uns wie Pollen in der Heuschnupfenzeit. Finstern i s ist unser Los und Unglück unser einziger Gefährte.«
    »Alles klar, me ine Herren«, sagte der Taxifahrer fröhlich. »Wo soll’s denn hingehen?«
    »Dorth i n , wo die drei Heil m ittel zu finden sind, welche die Finsternis der Seele kurieren«, sagte Spider.
    »Vielleicht können wir irg e ndwo ein Curry essen«, schlug Fat Charlie

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