Anansi Boys
ma l in den he i ß en Ofen stelle, ist er z u m Essen fertig.«
»Wer kommt denn zum Abendessen?«, fragte Mrs. Higgler.
»Du«, sagte Mrs. Dunwiddy, »Zorah Busta m onte, Bella Noles. Und Fat Charlie Nan c y. Wenn der Junge hier ankom m t, wird er m ä c h tig Appetit haben.«
Mrs. Higgler sagte: »Er kommt hierher?«
»Hörst du m ir zu, Mädchen ? «, sagte Mrs. Dunwiddy. Niemand anders als Mrs. Dunwiddy konnte Mrs. Higgler als »Mädchen« bezeichnen, ohne albern zu klingen. »Und jetzt hilf m ir mal, diesen Truthahn in den Kühlschrank zu kriegen.«
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OHNE ÜBERTRE I BUNG darf man w o hl festhalten, dass dieser Abend der bisher schönste in Rosies Leben war: zauberisch, vollkommen, rundum gelungen. Sie konnte gar nicht aufhören zu lächeln, se l b st wenn sie gewol l t hätte. Scho n da s Esse n wa r fantastis c h gewesen , un d danac h hat t e Fat Charlie sie z u m Tanzen a u s g eführt. Es war ein richtiger Tanzsaal, m it einem kleinen O r chester und Leuten in pastellfarbener Kleidung, die über d a s Parkett gli t ten. Ihr kam es vor, als hätten sie gemeins a m eine Zeitreise angetreten und seien zu Besuch in einer sanfteren, liebenswürdigeren Epoche. Rosie hatte schon m it fünf Jahren den ersten Tanzunterricht genoss e n, doch sie hatte n i emanden, der m it ihr tanzte.
»Ich wusste ja gar nicht, dass du tanzen kannst«, sagte sie.
»Es gibt so viel, was du nicht von m ir weißt«, sagte er. Und das machte sie glücklich. Bald schon würden sie und dieser Mann verheiratet sein. Es gab so einiges, was sie von ihm nicht wusste? Hervorragend. Sie würde ein ganzes Leben Zeit haben, um es zu en t d ecken. Die verschiedensten Sac h en.
Sie bemerkte, wie andere Frauen, und auch andere Männer, Fat Charlie ansahen, we n n sie an ih nen vorbe i ka me n, und wieder machte es sie glücklich, die Frau an seiner Seite zu sein.
Sie gingen durch Leicester Square, und Rosie konn t e sehen, wie die Sterne hoch oben strahl te n, ein gestochen scharfes Funkeln, trotz des grellen Lichts der S t raßenla m pen.
Unwillkürlich blitzte die Frage in ihr auf, war u m es bisher noch nie so g e wesen war m it Fat Charlie. Manc h mal hatte Rosie, tief im Innern, schon den l e isen Verdacht gehegt, dass sie m it Fat C h arlie nur zusammenblieb, weil er ihrer Mutter so sehr m issfiel; dass sie nur ja gesagt hatte, als er sie fragte, ob sie ihn h e iraten wolle, weil ihre Mutter ein Nein von ihr erwartete …
Einmal hatte Fat Charlie s i e ins West End ausgeführt.
Sie waren ins Theater gegang e n. Es sollte ein Überraschungsgeschenk zu ihrem Geburt s tag sein, aber es hatte irgendeine Verwechslung bei den Eintrit t skarten gegeben, die, wie sich herausstellte, für den Tag davor ausgestellt waren; die Direktion hatte s i ch überaus verständn i svoll und hilfsbereit gezeigt, u nd so war es gelungen, für Fat Charl i e noch einen Platz hinter einem Pfeiler im Parkett zu finden, während Rosie einen Sitz im oberen Rang beka m , direkt hinter einem zwanghaft dau e rkichernden Damenkränzchen aus Norwich. Der Abend war, nach strengen Maßstäben ge me ssen, kein Erfolg gewesen.
Dieser heutige Abend jedoch, ja, dieser Abend war ein Wunder. Rosie hatte noch nicht viele vollkommene Momente in ihrem Leben genoss e n, doch in jedem Fall war deren Summe, ganz gleich, wie groß sie bislang gewesen sein m o chte, soeben um ein ganz beträchtli c hes Stück gewachsen.
Es war e i nfach ein fantastisches Gefühl, mit ihm zusammen zu sein.
Und als das Tanzen zu Ende war, als sie, leicht beno m men von der Bewegung und dem Sekt, in die Nacht hinausstolperten, da legte Fat Charlie und warum, dach t e sie, war er für sie eigentlich Fat Charlie? Er war doch kein bisschen dick! – den Arm um sie und sagte: »So, und jetzt kom m st du m it zu m ir«, m it einer so t i efen und eindr i ngl i chen St i mme, dass i h r ganzer Unterleib zu vibrieren begann, und sie gab n i cht zu b e denken, dass sie am nächsten Tag arbeiten m ü sse, wandte nic h t ein, dass für dergleichen noch Zeit genug sei, sobald sie verheiratet waren, nein, gar nichts wandte sie ein, sagte keinen Ton, sondern dachte nur daran, dass dieser Abend n i e vergehen sollte, und dara n , wie gern – nein, wie dringend – sie diesen M a nn auf die Lippen küssen und ihn in den Ar me n halten wollte.
Und dann, als ihr einfiel, d a ss sie wohl doch irgendetwas sagen sollte, sagte sie ja.
Im Taxi auf dem Weg zu ihm hielt sie seine Hände, lehnte
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