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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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und war ein wenig überrasc h t, als er, sich dem Hause nähernd, feststellte, dass in seinem Schlafzimmer das Licht brannte.
    Die Vorhänge waren zuge z ogen. Dennoch waren U m risse von Personen zu erkennen, d i e sich vor dem Fenster bewegten. Er glaubte bei d e Umrisse zu erkennen.
    Sie schwebten aufeinander z u , versc h molzen zu e i nem einzigen Schatten.
    Fat Charlie stieß ein tiefes, ent s etzliches Heulen aus.
     
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    I N MRS . DUNWIDDY S HAU S GA B E S VIEL E PLA S T I KTIERE. Der Staub bewegte sich hier sehr langsam durch die Luft, als sei er an die Sonnenstrahlen einer geruhsa m eren Zeit gewöhnt und könne sich nicht recht anfreunden m it diesem m odernen schnell e n Licht. Auf dem Sofa lag ein durchsichtiger P l astiküberzug, und d i e Stühle knackten, wenn man sich darauf setzte.
    In Mrs. Dunwiddys Haus g a b es hartes, nach K i efern duftendes Toilettenpapier – glänzende, unangenehme Perga me ntstreifen. Mrs. Dunw i ddy war eine A nhängerin der Sparsa m k eit, und hartes, nach Kiefern duftendes Toilettenpapier war die Grundlage einer Kosten sparenden Haushaltsführung. Schließlich war hartes Toilettenpapier immer noch zu bekommen, wenn m an nur lange genug danach suchte und no t falls auch bereit war, etwas me hr dafür zu bezahlen.
    Mrs. Dunwiddys Haus roch nach Veilchenwasser. Es war ein altes Haus. Es wird g e rn vergessen, dass die Kinder der frühen Siedler in Flor i d a bereits alte Männer und Frauen waren, als die m ü rrischen Puritaner in Ply m outh Rock landeten. So weit allerdings g i ng die Geschichte des Hauses nicht zurück; es war in d e n 1920er Jahren im Zuge eines Landerschließungsprojekts gebaut w o rden und sol l te als Muster für all jene hypothetischen Häuser dienen, die all die anderen sto l zen Eig e ntümer dann aber doch nicht bauen konnten auf den von Alligatoren frequentierten Su m p fgrundstücken, die ma n ihnen verkauft ha t te. Mrs. Dunwiddys Haus hatte zahlrei c he Wirbelstür m e überstanden, ohne auch nur einen Dachziegel einzubüßen.
    Als es an der Tür k l ingelte, war Mrs. Dunwiddy da m it beschäftigt, einen k l einen Tru t hahn zu füllen. Sie stieß einen m issbilligenden Laut aus, w u sch sich die Hände ab und ging dann, verkniff e n durch d i e dicken, sehr dicken Brillengläser linsend und die linke Hand beim Gehen immer an die tapezierte Wand gestützt, durch den Flur zur Haustür.
    Sie öffnete die Tür einen Spalt weit und spähte hinaus.
    »Louella? Ich bin’s.« Es war Callyanne Higgler.
    »Komm rein.« Mrs. Higgler folgte Mrs. Dunwiddy zurück in d i e Küche. Mrs. Dunwiddy hi e lt die Hände unter den Wasserhahn, dann fuhr s i e fort, in eine Schüssel m it eingeweichtem Maisbrot zu g r eifen und dieses tief in den Truthahn hineinzus t opfen.
    »Erwartest du Gäste?«
    Mrs. Dunwiddy brummte unverbindlich. »Es ist i mmer gut, wenn man vorbereitet ist«, s a gte sie. »Also, wie wär’s, wenn du erzählst, was anliegt?«
    »Nancys Junge. Fat Charlie.«
    »Was ist m it i h m?«
    »Tja, hab ihm von seinem Bruder erzählt, wie er letztens hier war.«
    Mrs. Dunwiddy zog die Hand aus dem Truthahn. »Das ist noch n i cht das Ende der Welt«, sagte sie.
    »Hab ihm gesagt, wie er mit seinem Bruder Verbindung aufnehmen kann.«
    »Ahh«, sagte Mrs. Dunwiddy. Die eine Silbe genügte, ihre Missbilligung auszudrücken. »Und?«
    »Jetzt isser in England auf g etaucht. Und der Junge weiß nicht mehr wei t er.«
    Mrs. Dunwiddy nahm eine große Handvoll feuchtes Maisbrot und rammte sie m it e i ner Wucht in den Truthahn hinein, dass es diesem die T r änen in d i e Augen getrieben haben würde, hätte er noch welche besessen. »Wird ihn nicht wieder los?«
    »Nee.«
    Scharfe Augen linsten durch dicke Brillengläser. Dann sagte Mrs. Dunwiddy: »Hab’s einmal gemacht. Noch ma l kann ich’s nicht. So jedenfalls nicht.«
    »Ich weiß. Aber irgendwas m ü ssen wir tun.«
    Mrs. Dunwiddy seufzte. »Ist schon was dran an der Redensart. Wenn man nur lange genug lebt, m u ss man ir
    gendwann alle alten R e chnungen begleichen.«
    »Gibt’s keine andere Möglichkeit?«
    Mrs. Dunwiddy war fertig mit dem Füllen des Truthahns. Mit einem Spieß, den sie durch die Hautlappen stach, verschloss s i e die Öffnung. Dann wickelte sie den Vogel in Silberfolie ein.
    »Ich schätze«, sagte sie, »ich werde m o rgen am s p äten Vor m ittag m it dem Garen anfang e n. Dann ist er am Nach m ittag so weit durch, und wenn ich i h n am frühen Abend noch

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