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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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sind«, sagte sie zögerlich, »aber m ögen tu ich Sie nicht.«
    »Nun«, s a gte Sp i d er, »das sol l ten Sie aber. Ich bin außerordent l ich liebenswert. Es hat noch nicht vie l e Leute gegeben, die so liebenswert und beliebt waren wie ich. Es gibt, offen gestanden, keine Grenzen meiner Beliebtheit. Die Menschen strömen zusammen und sprechen in öffentlichen Versam m lungen d a rüber, wie sehr sie m ich m ögen.
    Ich besitze mehrere Auszeichnungen und eine Medaille, die m ir von einem kleinen Land in Südamerika verliehen wurde, in Würdigung sowohl meiner extrem großen Beliebtheit als auch meiner allge m einen und u m fassenden Großartigkeit. Ich habe sie jet z t natürlich nicht bei m ir. Ich bewahr e mein e Medaille n i n m e ine r Sockenschublad e auf.«
    Rosies Mu tter rümpfte die Nase. Sie w u sste nicht, was hier vorging, aber was es auch war, es gefiel ihr überhaupt nicht. Bisher hatte sie eigentlich zu wissen geglaubt, wie sie Fat C h arlie einz u schätzen hatte. Gut m öglich, gestand sie sich ein, dass s i e die Dinge am Anfang ein bisschen falsch angepackt ha t te: Möglicherweise hätte Rosie sich nicht mit solcher Begeister u ng an Fat Charlie gehängt, wenn sie, ihre Mutter, im A n s c hluss an ihre erste Begegnung m it Fat Charlie ihre Me i nung über ihn nicht ganz so krass zum Ausdruck gebracht hätte. Er sei ein Versager, ein Loser, hatte Rosies Mutter gesagt, denn sie konnte Furcht ri e c hen, wie der Hai einen Blutstropfen durch die ganze Bucht wittert. Aber sie h a tte Rosie nicht dazu überreden können, ihm den Lau f pass zu geben, und daher konzentrierte ihre Strategie sich jetzt darauf, d i e Kontrol l e über die Hochzeitsvorbereitungen zu übernehmen, Fat Charlie das Leben so schwer wie möglich zu machen und d i e nationalen Scheidungss t atistiken m it einer gewissen grim m igen Befriedigung zur Kenntnis zu neh m en.
    Doch jetzt ging etwas anderes vor, und es gefiel ihr nicht. Fat Charlie war kei n e füllige, verwundbare Person mehr. Dieses neue, schneidig elegante Geschöpf verwirrte sie.
    Spider, auf der anderen Seite, musste s ich richtig anstrengen.
    Die meisten Menschen neh m en die anderen Menschen nicht wahr. Rosies Mutter aber sehr wohl. Sie bemerkte alles. Ge g e nwärtig schlürfte s i e ihr heißes Wasser aus einer feinen Porzellantas s e . Sie w u sste, dass sie soeben eine Niederlage erlitten hatte, auch wenn sie nicht hätte sagen können, wie das gekommen oder worum es bei dem Schar m ützel überhaupt gegangen war. Also startete sie ihren nächsten Angriff auf höherem Terrain.
    »Charles, mein Lieber«, s a gte sie, »erzähl m ir von deiner Cousine Daisy. Ich m a c h e m ir Sorgen, dass deine Fa m ilie vielleicht ein bisschen u n terrepräsentiert ist. Hättest du es gern, dass sie eine größere Rolle b e i der H o chzeitsfeier spielt?«
    »Wer?«
    »Daisy«, sagte Rosies Mutter liebenswürdig. »Die junge Dame, die ich neulich m o rge n s bei dir kennengelernt habe und die kaum etwas anhatte. Falls das deine Cousine war, heißt das natürlich.«
    »Mutter! Wenn Charlie sag t , dass es seine Cousine war …«
    »Lass ihn für sich spreche n , Rosie«, sagte ihre Mutter und nahm noch ein Schlu c k vom heißen Wasser.
    »Äh ja«, sagte Spider. »Daisy«.
    Er versuchte die Erinnerung an jene Nacht im Zeichen von Wein, Weib und Gesang wachzurufen: Die hübscheste und l u st ig ste der Frauen war m it ihnen zurück nach Hause gekommen, nachdem er ihr beigebracht hatte, dass es ihre eigene Idee sei; und dann hat t e er ihre Hilfe benötigt, um den halb bewusstlosen Fat Charlie die Treppe hinaufzuwuchten. Da er i m Verlauf des Abends bereits d i e Aufmerksa m k eiten verschieden e r anderer Frauen genossen hatte, sollte i h m die kleine Lustige gewisser ma ßen als kleine Nachtischleckerei dienen, die man sich für später au f bewahrt, aber später dann, als sie zu Hause waren und den notdürft i g gesäuberten Fat Cha r lie ins Bett gesteckt hatten, stellte er fest, dass er do c h keinen Hunger mehr hatte. Die war das also.
    »Die liebe kleine Cousine Daisy«, fuhr er ohne Pause fort. »Ich bin m ir ganz sicher, dass sie liebend gern an der Hochzeit teilne h me n würde, falls sie gerade im Lande ist. Aber leider Gottes arbeitet sie als Kurier. I mmer unterwegs. Den einen Tag ist sie hier, und am nächs t en Tag schon in Murmansk, um ein v e rtrauliches Doku m ent abzuliefern.«
    »Hast du ihre Adresse nic h t? Oder ihre Telefonnu m mer?«
    »Wir können

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