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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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gemeinsam nach ihr suchen, Sie und ic h«, stim m t e Spider zu. »Im Eiltempo um die Welt. Sie kom m t und sie geht.«
    »Dann«, sagte Rosies Mutter, ganz wie Alexander der Große einst die Plünderung i r gendeines kleinen persischen Dorfes angeordnet haben m o cht e , » m usst du sie e inladen, wenn sie das nächste Mal im L a nde ist. Sie ist so ein hübsches kleines Ding, fand ich, und ich bin sicher, dass Rosie sie furchtbar gerne kennenlernen würde.«
    »Ja«, sagte Spider. »Das m u ss ich wirklich.«
     
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    JEDE PERSON, die je gelebt hat oder leben wird, hat ein Lied. Es ist kein Lied, das jemand anders ko m poniert hat. Es hat seine eigene Melodie, seinen eigenen Text. Nur wenige Leute kom me n dazu, ihr eigenes Lied zu s i ng e n. Die meisten von uns haben Angs t , dass wir ihm mit unserer Stimme nicht gerecht werden können oder d a ss unser Text zu töricht, zu aufrichtig oder zu seltsam ist. Da h e r ziehen die Menschen es vor, ihre Lie d er zu leben.
    Ne h men Sie z u m Beispiel Daisy. Ihr Lied, das ihr schon fast das g a nze Leben lang i r gendwo im Hinterkopf heru m geisterte, hatte einen beruhigenden, sich dem Marschrhyth m us annähernden Beat und einen Text, der vom Beschützen der Schwachen hand e lte. Der Refrain begann m it der Zeile: »Hütet euch, ihr Bösewichter!« und war daher viel zu pe i n lich, um je laut gesungen zu w e rden. Sie sum m te ihn aber manchmal vor si c h hin, i n der Dusche, hauptsächlich beim Einseifen.
    Un d da s is t meh r ode r wenig e r scho n alles , wa s ma n ü b er Daisy wissen m u ss. All e s andere sind Details.
    Daisys Vater stam m t e aus Hongkong. Ihre Mutter kam aus Äthiopien, aus einer Familie von reichen Teppichexporteuren: sie besaßen ein Haus in Addis Abeba und ein weiteres Haus plus Ländereien in der Nähe von Nazret. Daisys Eltern lernten sich in Ca m b ridge kennen. Er studierte EDV, noch bevor irgendje ma nd da m it eine auch nur halbwegs anneh m bare Berufs p erspektive verband, während sie sich in die m o lekulare C h e m ie und das internationale Recht versenkt hatte. Sie waren zwei junge Mensc h en, die gleichermaßen lerneifrig, v o n Natur aus schüchtern und allge m ein gehem m t waren. Beide hatten He i m weh , wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Aber sie spiel t en auch beide Schach, und so begegneten sie sich eines Mittwochnac h m ittags im Schachklub. Da sie Neueinsteiger waren, wurden sie ans selbe Brett g e setzt, und bei dieser ersten Partie besiegte Daisys Mutt e r Daisys Vater ohne jede Mühe.
    Daisys Vater ärgerte sich darüber, so s e hr, dass e r am folgenden Mittwoch schüchtern um eine Reva n che bat, und dies wiederholte sich an j e dem folgenden Mittwoch (ausgenommen Se me sterferien und Feiertage) während der nächsten zwei J a hre.
    Ihre Bekanntschaft wurde zusehends in te nsiver, je mehr sie ihre gesellschaftlichen Fertigkeiten und ihre englischen Sprachkenntnisse verbesserten. Gemeinsam fassten sie sich als Teil einer Menschenkette an den Händen und protestierten gegen die Ankunft ries i ger, mit Rake t en beladener Lastwagen. Gemeinsa m , wenn auch als Teil einer erheblich größeren Gruppe, reisten sie n ach Barcelona, um den Machenschaf t en des internation a len Kapitals Einhalt zu gebieten und entschiedenen Prot e st gegen die unkontrollierte Herrschaft der großen Konzerne zu erhe b en. Dies war auch die Zeit, in der sie Bekannts c haft m it staatlicherseits versprühtem Tränengas machten, und Mr. Day zog sich sogar, als er von der spanischen Polizei aus dem W e g gerä u m t wurde, eine Verstau c hung des Handgelenks zu.
    Und dann, eines Mittwochs zu Beginn ihres dritten Jahres in Ca m bridge, besiegte Daisys Vater Dais y s Mutter beim Schach. So glücklich mac h te ihn dies, versetzte ihn in eine solche Hochstimmung, d a ss er ihr, durch den Triu m p h aller Hem m ungen beraubt, ein e n Heiratsantrag machte, und Daisys Mutter, die insgeheim befürchtet hatte, dass er, sobald er nur eine Partie gewänne, das Interesse an ihr verlieren würde, quittierte ihn m it den Worten: ja, natürlich.
    Sie lebten weiter in England und blieben auch dem akade m ischen Milieu treu. Sie beka me n ei n e Tochter, die sie Daisy nannten, weil sie zu jener Zeit ein gleichna m iges Tandem besaßen ein Fahrrad für zwei (mit dem sie, zu Daisys späterer Belustigung, a u ch tatsächlich fuhren). Sie zogen von einer britischen Universität zur nächsten: Er lehrte Co m puterwissenschaften, während

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