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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Sache ko m isch vor.
    Sie ging den Flur h i nunter und klopfte an die Tür des Hauptkom m issars.
    »Herein!«
    Hauptkom m issar Ca m ber w ell hatte dreißig Jahre l a ng an seinem Schreibtisch Pfeife geraucht, bis eine Rauchverbotsverordnung für das gesam t e Gebäude erlassen worden war. Seither begnügte er sich m it einem Klu m pen Plastilin, den er drückte, knetete und zwischen den Händen rollte. Als Mann m it Pfeife im Mund w a r er heiter, gelassen und, soweit es seine Untergebenen betraf, die Rechtsc h affenheit in Person gewesen. Als Mann m it einem Klu m p e n Plastilin in der Hand war er gleichermaßen übellaunig wie cholerisch. An guten Tagen gelang es i h m , n u r gereizt zu sein.
    »Ja?«
    »Der Fall mit d er G r ahame-C o ats-Agentur.«
    »Hm m .«
    »Ich bin mir da nicht so sicher.«
    »Nicht so sicher? Worüber, um Himmels willen, kann man sich denn da nicht so sicher sein?«
    »Nun, ich glaube, ich sollte den Fall vielleicht abgeben.« Er schien unbeeindruckt. Er starrte sie an. Auf der Schreibtischplatte, unbeobacht e t, waren seine Finger dabei, das blaue Plastilin in die Form einer Meerschau m pfeife zu kneten. »Weil?«
    »Ich kenne den Verdächtigen privat.«
    »Ja und? Sie sind m it ihm z u sammen im Urlaub gewesen? Sie sind die Patentante se i n er Kinder? O d er was?«
    »Nein. Ich bin i h m nur ein m al begegnet. Ich habe bei ihm in der Wohnung übernachtet.«
    »Sie wollen also sagen, Sie hätten’s m it ihm getrie b e n?« Ein tiefes Seufzen, in dem W e ltverdrossenheit, Ärger und das dringende Verlangen n a ch ein paar Gramm Condor »Ready rubbed« sich die Waage hielten.
    »Nein, Sir. Nichts dergleich e n. Ich habe dort einfach nur geschlafen.«
    »Und das war Ihre ganze Bekanntschaft m it ihm?«
    »Ja, Sir.«
    Er zerdrückte die Plastilin-Pfeife wieder zu einem gestaltlosen Klu m p e n. »Ihnen ist klar, dass Sie m ir die Zeit stehlen?«
    »Ja, Sir. Tut m ir leid, Sir.«
    »Tun Sie, was zu tun ist. Lassen Sie mich in Ruhe.«
     
    —————
     
    MAEVE LIVING S TONE fuhr ganz allein im Fahrstuhl in den fünft e n S t ock und hatte während der la ngsa m en, ruckeligen Fahrt genügend Zeit, um in Gedanken noch einmal durchzugehen, was sie, sobald sie oben angelangt war, zu Grahame Coats sagen würde.
    Sie hatte eine schmale braune Akten m appe bei sich, die Morris gehört hatte: ein aus g esprochen mä nnlicher, ja maskuliner Gegenstand. Sie t r ug eine weiße Bluse, einen blauen Jeansrock und darüb e r einen grauen Mantel. Sie hatte sehr lange Beine und eine außergewöhnlich blasse Haut, und ihre Haare waren, mit nur ger i ngfügiger che m ischer Unterstützung, noch g e nauso blond wie vor zwanzig Jahren, als Morris Livingstone sie geheiratet hatte.
    Maeve hatte Morris sehr geliebt. Als er starb, löschte sie ihn nicht aus ihrem Handyverzeichnis, nicht ein m al, nachdem sie seinen Vertrag gekündi g t und sein Telefon zurückgegeben hatte. Ihr Neffe hatte das Foto von Morris aufgenommen, das auf ihrem Handy gespeichert war, und das wollte sie nicht verlieren. Wie gern hätte sie Morris jetzt angerufen und ihn um Rat gefragt.
    Sie hatte der Freisprechanlage m itgeteilt, wer sie war, um unten eingelassen zu wer d en, daher warte t e Grahame Coats bereits auf sie, als sie den E m pfang betrat.
    »Wie geht’s, wie steht’s, meine Teuerste«, sagte er.
    »Ich muss Sie unter vier Augen sprechen, G r ahame«, sagte Maeve. »Sofort.«
    Grahame Coats grinste sich eins; selts a merweise begannen viele seiner gehei m en Fantasien da m it, dass Maeve ganz ähnliche Worte sprach, bevor sie dann zu Äußerungen überging wie »Ich brauche dich, G r ahame, j e tzt gleich« und »O Grahame, ich war ein unartiges, ein ganz böses Mädchen, dem ordentlich Disziplin eingebläut werden m u ss«, und, das aber eher selten: »Grahame, du bist zu viel für eine einzelne Frau, darf ich dir daher meine eineiige nackte Zwillingsschwest e r Maeve II vorstellen.« Sie gingen in sein Büro.
    Zu Grahame Coats’ leiser Enttäuschung ließ Maeve in keiner Weise durchblicken, dass sie es h i er und jetzt brauche. Sie zog nicht einmal den Mantel a u s. Stattdessen öffnete sie ihre Aktenmappe und zog einen Stapel Papiere hervor, den sie auf den Schreibtisch platzierte.
    »Grahame, auf Vorschlag d e s Filialleiters meiner Bank habe ich Ihre Abrechnungen und Auszüge der letzten zehn Jahre einer unabhängigen Rechnungsprüfung unterziehen lassen. Seit der Zeit, als Morris noch lebte. Sie können die

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