Anansi Boys
Charlie.
»Mister Nancy«, sagte sie. »Sie sind verhaftet. Sie haben das Recht …«
Fat Charlie drehte sich u m . »Scheißkerl!«, rief er ins Innere des Hauses. »Scheißkerl Scheißkerl beschissener Scheißkerl!«
Daisy tippte ihn auf den Arm. »Wollen Sie ohne Aufhebens m itkommen?«, fragte sie ruhig. » W enn nä m lich nicht, könnten wir Sie auch zuerst ruhigstellen. Ich würde allerdings davon abraten. Das hier sind zwei begeisterte Ruhigsteller.«
»Ich werde ohne Aufhebe n s m itkommen«, sagte Fat Charlie.
»Das ist gut«, sagte Daisy. Sie führte Fat Charlie nach draußen und schloss ihn im h i nteren Te i l eines sc h warzen Polizeitransporters ein.
Die Polizisten durchsuchten d i e Wohnung. Sie war leer, es war niemand da. Am Ende des Flurs gab es ein kleines Gästezimmer, in dem einige Kisten m it Büchern und Spielzeug standen. Sie stöberten d o rt ein bisschen herum, fanden aber nichts, was von Inter e sse war.
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SPIDER LAG AUF DEM SOFA in seinem Schlafzimmer und war eingeschnappt. Er war in sein Zimmer gegangen, nachdem Fat Charlie erklärt hatte, dass er die Haustür öffnen werde. Er wollte allein sein. Streit und Auseinandersetzungen waren nicht sein Ding. Wenn es dazu kam, war das für ihn nor ma lerweise der Punkt, w o er sich verabschiedete, und Spid e r wusste gen a u, dass es jetzt Zeit war, sich zu verabschieden, aber er wollte es trotzdem nicht.
Er war sich nicht mehr siche r , ob es richtig gewesen war, Rosie nach Hause zu schicken.
Was er jetzt tun wo l lte und Spider wurde ganz und gar vo m Wollen angetrieben, nicht vom Sollen oder Müssen – war, Rosie zu sagen, dass er sie begehrte – er, Spid e r . Dass er nicht Fat Charlie sei. Sond e rn etwas ganz anderes. Und dass das an und für sich nicht das Prob l em sei. Er hätte, und zwar m it vollkommen ausreichender Überzeugungskraft, einfach zu ihr sagen kö n nen: »Ich bin in W i rklichkeit Spider, Fat Charlies Bruder, und das stört dich nicht im Geringsten. Du findest es vollkommen in Ordnung«, und das Universum hätte Rosie ein klein bisschen angestoßen, und sie hätte es akzeptiert, g e nau so, wie sie es vorher akzeptiert hatte, nach Hause ge s chickt zu werden. S ie wäre damit zufrieden gewesen. Es hätte ihr nichts ausgemacht, überhaupt nicht.
Nur, das wusste er, irgendwo t ief im Innern hätte es das eben doch.
Die Menschen m ögen es nicht, von Göt t ern herumgestoßen zu werden. An der Oberflä c he mag es anders aussehen, aber darunter, und sei es auch in erheblichen Tiefen darunter, da ahnen sie, was los ist, und sie nehmen es übel. Ins gehei m als o wissen sie es. Spider konnte Rosie sagen, sie solle g l ücklich sein m it der S ituation, wie sie war, und sie würde dann auch glücklich sein, a b er es wäre ge n a uso ech t , als hätte er ihr ein Lächeln au f s Gesicht gemalt – ein Lächeln, das sie in jeder relev a nten Hinsicht für ihr eigenes halten würde. Kurzfristig (und bislang h a tte Spider immer nur kurzfristig gedacht) wür d e das alles keine Rolle spielen, aber langfrist i g konnte es nur zu Proble me n führen. Er hatte kein Verlangen nach einem Geschöpf, in dem die Wut brodelte, nach einer Frau, die, obwohl sie ihn recht eigentlich verabscheute, an der Oberfläche friedfertig, weibchenhaft und ganz normal war. Nein, er wollte Rosie.
Und das wäre ja dann nicht Rosie, oder?
Spider st a rrte durchs Fenster auf den prachtvollen Wasserfall und den trop i schen Himm e l, und er begann sich zu fragen, wann Fat Charlie kommen und an seine Tür k l opfen würde. Irgendwas war in dem Res t a urant heute Morgen geschehen, und er war davon überzeugt, dass sein Bruder mehr darüber wusste, als er zugab.
Nach einer Weile wurde ihm das Warten langweilig, daher schlenderte er zurück in Fat Charlies Wohnung. Es war nie m and da. Aber es herrschte ein einziges Durcheinander als wäre die ganze Wohnung von ausg e b ildeten Fachkräften auf den Kopf gestellt w o rden. Spider kam zu dem Schluss, dass Fat Charlie d a s Chaos höchstwahrscheinlich selber angerichtet hatte, um so seine Unzufriedenheit darüber zum Ausdruck zu bringen, dass Spider ihn bei ihrer Prügelei besiegt hatte.
Er blickte aus dem Fenster. Draußen parkte ein Streifenwagen neben einem schwa r zen Polizeitransporter. Während er noch Genaueres auszu m achen versuchte, fuhren beide Fahrzeuge davon.
Er machte sich einen Toast, strich Butter drauf und aß ihn. Dann wanderte er durch die Wohnung, zog
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