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Anastasija 02 - Der Rest war Schweigen

Titel: Anastasija 02 - Der Rest war Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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kapierte nicht, was er angerichtet hatte, und Surik würde die Beleidigung niemals auf sich sitzen lassen, obwohl er wußte, daß Artjom den Ehrenkodex seiner Kreise nicht kannte. Aber der Dünkel juckte ihn wie ein Geschwür im Arsch. Igor winkte den Kellner herbei.
    »Tausch bitte diese zwei Teller aus, das Fleisch ist kalt geworden.«
    »Zu Diensten«, gab der Kellner beflissen zurück. »Möchten Sie auch eine neue Portion?«
    »Schaschlik möchte ich nicht mehr. Bring mir etwas Leichtes, Fisch oder Gemüse.«
    »Sofort.« Der Kellner flog fast in Richtung Küche, um die Bestellung aufzugeben. Die drei waren ständige Gäste, man mußte sie mit Glacehandschuhen anfassen, zumal sie sich mit dem Trinkgeld nicht lumpen ließen.
    Igor warf einen Blick auf die Uhr.
    »Surik, es könnte sein, daß am Eingang jemand auf uns wartet. Geh doch mal bitte nachsehen.«
    Udunjan erhob sich wortlos und ging. Resnikow warf ihm einen nachdenklichen Blick hinterher und wandte sich an Igor.
    »Was ist los?«
    »Du wirst dich entschuldigen müssen, Artjom. Esel nennt man im Lager Männer, die als Lustsklaven benutzt werden. Surik muß jetzt entweder Farbe bekennen oder die Beleidigung mit Blut von sich abwaschen. Etwas Drittes gibt es nicht. Du willst doch nicht etwa, daß der Beweis mit Blut erbracht wird? Mit deinem natürlich«, erklärte Jerochin fachkundig, während er sich das letzte Stück Fleisch in den Mund schob.
    »Das sind ja schöne Sitten . . .« Artjom schüttelte den Kopf und verzog ein wenig das Gesicht, weil die verbrühte Hand schmerzte. »Wir sind hier doch nicht im Lager.«
    »So ist es«, antwortete Igor. »Deshalb ist Surik ja auch bereit, den Konflikt beizulegen, wenn du dich entschuldigst.«
    Surik kehrte zurück, er übergab Igor ein Stück zusammengefaltetes Papier, setzte sich wortlos wieder auf seinen Stuhl und sah Resnikow erwartungsvoll an.
    »Entschuldige, Suren Schalikojewitsch«, sagte Artjom versöhnlich. »Ich habe das aus Dummheit gesagt, ohne böse Absicht. Igor hat mir erklärt, daß das eine schreckliche Beleidigung für dich war. Ich nehme meine Worte zurück und bitte dich noch einmal um Verzeihung.«
    Nicht schlecht, dachte Igor befriedigt. Je länger, desto besser gefällt mir dieser Resnikow. Er hat ein Ziel und verfolgt es gemessen und überlegt, streng nach Plan. Er ist vorsichtig, aber er übertreibt es nicht damit. Auf dem Weg zum Ziel verschwendet er keine Energien für sinnlose, dünkelhafte Rechthabereien. Er entschuldigt sich bei diesem rotznasigen Ganoven, höflich und würdevoll, obwohl dieser Surik samt seinen Eingeweiden nicht einmal das Schwarze unter seinem Nagel wert ist.
    Surik hörte sich die Entschuldigung leise lächelnd an, dann holte er ein Kuvert aus der Jackentasche und legte es vor Artjom auf den Tisch. Der sah sich die Ablichtungen flüchtig an, runzelte die Stirn und sagte nichts.
    »Was ist das?« fragte er Igor und deutete mit dem Kopf auf das gefaltete Papierstück, das Surik gebracht hatte.
    »Die Daten des Mannes, in dessen Wagen die Unbekannte eingestiegen ist.«
    »Gut, laßt uns also rekapitulieren, was wir haben. Im Moment des Treffens nimmt eine unbekannte Frau unsere Spur auf. Sie arbeitet mit einem Mann zusammen, der im Labor eines für uns interessanten Zweiges der Wissenschaft und Technik beschäftigt ist. Die Frau notiert meine äußeren Kennzeichen und übergibt die Notiz einem Milizionär, der diese Notiz zu unserem Glück, aus Dummheit oder Nachlässigkeit, nicht weitergibt. Der Milizionär existiert nicht mehr, die offene Frage ist der Versuchsleiter namens Berkowitsch. Ich schicke jemanden zu seiner Adresse, um herauszufinden, ob er noch lebt. Bleibt die Frau, über die wir nichts wissen, aber wir können versuchen, sie über den Besitzer des Wagens zu finden. Es sieht so aus, als hätten wir es tatsächlich mit potentiellen Konkurrenten zu tun, die dieselbe Ware besitzen wie wir, aber nicht wissen, wie sie an solvente Käufer herankommen sollen. Sie versuchen, uns und unsere Partner aufzuspüren, dann verraten sie uns an die Miliz und nehmen unseren Platz ein. Die Frau arbeitet ganz offensichtlich für unsere Konkurrenten, für die Miliz oder für beide gleichzeitig. Die Bullen wollen auch essen, durchaus möglich, daß sie mit unseren Konkurrenten gemeinsame Sache machen. Sie werden dafür sorgen, daß wir von der Bildfläche verschwinden und dann fifty-fifty machen. Habe ich recht?«
    Artjom sprach langsam, überlegt, ohne den Faden zu

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