Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
Vom Netzwerk:
dem Eintreffen der Miliz am Tatort nicht durchsucht worden. In Anbetracht einer Menschenmenge von fünfzig Personen, von denen jede der Mörder sein konnte, war es niemandem in den Sinn gekommen, einen Mann zu verdächtigen, der sie bei der Suche nach dem Täter unterstützte, zudem auf Geheiß der Kamenskaja. Und dabei hatte Schewzow nicht nur eine, sondern mehrere Kamerataschen bei sich gehabt. . .
    * * *
    Während Selujanow Erkundigungen in den Standesämtern einholte, saß Jura Korotkow im Büro des polizeiärztlichen Dienstes. Der Chefgutachter war noch relativ neu auf seinem Posten, er hatte bis vor kurzem die Militärärztekommission geleitet. Auf Korotkows Anfrage hin hatte er sich das medizinische Abschlußgutachten über Anton Schewzow bringen lassen.
    »Ja, man hat seine Bewerbung abgelehnt«, sagte er, während er in der Akte blätterte. »Er leidet an einer Herzerkrankung und an den Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas.«
    »Können solche Lappalien tatsächlich der Grund dafür sein, daß man nicht in den Polizeidienst aufgenommen wird?« fragte Korotkow erstaunt. »Soviel ich weiß, hat er sogar den üblichen Militärdienst abgeleistet.«
    »Sie verwechseln Äpfel mit Birnen«, sagte der Arzt mit einem nachsichtigen Lächeln. »Bei der Armee nimmt man jeden. Die müssen ihren militärischen Schutzwall bauen, aber bei uns gelten ganz andere Kriterien, wir wählen unsere Mitarbeiter nicht für zwei, sondern für zwanzig Jahre aus. Bei der Armee wird dem Gesundheitszustand des Kandidaten keine allzu große Beachtung geschenkt, wenn der Junge keine Klagen hat, dann gilt er als gesund, die Ärzte denken nicht daran, ihm irgendwelche Krankheiten anzudichten.«
    »Aber was ist mit Schewzow genau los? Worin bestehen bei ihm die Folgeschäden des Schädel-Hirn-Traumas?«
    »Bei ihm ist in der Folge eine schizophrenieähnliche Symptomatik aufgetreten. Während der Untersuchungen verhielt er sich wohl durchaus adäquat, aber die Prognose war äußerst ungünstig.«
    » Hat man ihm das gesagt?«
    »Nein, natürlich nicht. Solche Dinge werden niemals ausgesprochen. Wäre er zu einem Psychiater gegangen und hätte um Hilfe gebeten, hätte der Arzt ihm zu erklären versucht, worin sein Problem besteht. Aber wir nennen dem Bewerber den Grund der Ablehnung nur in dem Fall, wenn die Krankheit behandelt und nach der Genesung eine erneute Einstellungsuntersuchung ins Auge gefaßt werden kann. Wenn es sich aber um psychische Krankheitszustände handelt – da ist nichts zu machen. Warum fragen Sie eigentlich nach diesem Schewzow? Hat er etwas angestellt?«
    »Ja, er hat etwas angestellt. Die Prognose hat sich offenbar als richtig erwiesen.«
    »Schade«, seufzte der Arzt.
    »Warum? Das bedeutet doch, daß Ihr Kollege recht hatte.«
    »Aber sehen Sie nur mal, was für einen hochentwickelten Intellekt dieser Mann hat.«
    Der Arzt blätterte in den Unterlagen und schlug die entsprechende Seite auf.
    »Er hat hervorragende Anlagen, es ist ein Jammer, daß die Krankheit also tatsächlich ausgebrochen ist. . .«
    * * *
    Die Frage, ob Schewzow eine Waffe hatte, war noch offen, deshalb wurde seine Festnahme im Hinblick auf seine kranke Psyche und die Unvorhersehbarkeit seines Verhaltens sehr sorgfältig geplant. Fünf Beamte fuhren zum Haus des Fotografen. Sie begutachteten sehr genau die Örtlichkeit und die möglichen Fluchtwege, die Schewzow benutzen konnte. Außerdem mußten Möglichkeiten erkundet werden, wie man unbemerkt in seine Wohnung gelangen konnte. Plötzlich erblickte einer der Beamten, Leutnant Kortschagin, in nächster Nähe ein ihm bekanntes Gesicht. Es handelte sich um Sergej Artjuchin, den er vor zwei Wochen persönlich festgenommen und nach dem man die Fahndung eingeleitet hatte, als er kurz nach seiner Freilassung gegen Kaution untergetaucht war.
    Kortschagin dachte nicht lange nach. Erstens war es für ihn Ehrensache, diesen Artjuchin, der sich bei der Festnahme wie ein Wahnsinniger gebärdet hatte, am Schlafittchen zu packen. Zweitens war der Leutnant sehr ehrgeizig und wollte sich vorzeitig seinen dritten Stern verdienen. Er vergaß völlig, daß er in diesem Moment in Gestalt eines herumlungernden Studenten eine geheime Ortserkundung durchzuführen hatte, zückte seinen Revolver und war in der nächsten Sekunde neben Artjuchin.
    »Hände auf den Rücken«, befahl er, während er Artjuchin den Lauf des Revolvers in den Rücken preßte und die Handschellen hervorholte.
    Artjuchin war so überrascht, daß er

Weitere Kostenlose Bücher