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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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nicht einmal daran denken konnte, sich zu erheben und in Bewegung zu setzen. Sie saß wie angewachsen auf dem Küchenhocker und lehnte sich an den Tisch.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Korotkow. »Ich schaue einfach.«
    »Was siehst du denn?«
    »Abgepackte Würstchen, ungeöffnet. Abgepackter Käse in Scheiben, ungeöffnet. Ein Glas deutsche Mayonnaise, angebrochen. Eine Flasche Ketchup, ebenfalls angebrochen. Ein halbes Päckchen neuseeländische Butter. Hier sind noch Eier. Eins, zwei, drei, vier. . . zehn Stück. Drei Tomaten. Vier kleine Gurken. Eine kleine Schüssel mit Salat, sieht nach Dorschleber aus . . . Was ist los?«
    Nastja war aufgesprungen, der Küchenhocker fiel polternd zu Boden.
    »Wo ist der Salat? Zeig her!«
    »Da ist er.«
    Jura hielt ihr die kleine Kristallschüssel hin. Ihr Inhalt war säuberlich glattgestrichen und mit einer Tomatenscheibe und Petersilie verziert.
    »Was ist bei euch los?« erkundigte sich der Untersuchungsführer. »Warum schmeißt ihr Möbel um?«
    »Entschuldige, Sascha, ich bin ungeschickt aufgestanden«, sagte Nastja verwirrt.
    Der Untersuchungsführer schüttelte mißbilligend den Kopf und ging wieder nach nebenan. Nastja ging zum blank geputzten weißen Küchenherd, auf dem nichts stand außer einem roten Wasserkessel mit Flöte, und öffnete das Backrohr. Auf einem Backblech lagen vier vertrocknete Scheiben Fleisch, überbacken mit Käse und Mayonnaise. Nastja richtete sich langsam auf.
    »Jura, sie hat sich nicht erschossen.«
    »Was sagst du?« Korotkow drehte sich abrupt zu ihr um.
    »Sie hat sich nicht erschossen. Man hat sie ermordet.«
    * * *
    Das Läuten des Telefons empfing sie bereits auf der Schwelle ihrer Wohnungstür. Am Apparat war der zu Tode erschrockene Tschistjakow.
    »Um Gottes willen, Nastja, ich dachte schon, du bist verlorengegangen. Wo warst du die ganze Nacht?«
    »Entschuldige, Ljoscha, ich bin nicht dazu gekommen, dir Bescheid zu sagen. Wir haben die Frau aus dem Standesamt gefunden, die auf dem Foto. Erinnerst du dich?«
    »Ja, ich erinnere mich. Was ist mit ihr?«
    »Sie ist tot. Wir waren die ganze Nacht in ihrer Wohnung.«
    »Du Ärmste«, sagte Ljoscha mitfühlend. »Geh schlafen, ich komme bald.«
    Sie nahm eine Dusche, legte sich ins Bett und schlief auf der Stelle ein. Es war bereits Nachmittag, als sie erwachte. Die Geräusche aus der Küche besagten, daß ihr Mann gekommen war. Nachdem sie Kaffee getrunken hatte, begann sie, die Papierbahnen aufzusammeln, die bereits seit einigen Tagen den Fußboden im Zimmer bedeckten. Sie brauchte die Listen nicht mehr. Es war ihr schließlich doch gelungen, diese Frau zu finden. Nur leider zu spät. . .
    Ljoscha vertiefte sich in seine Arbeit, Nastja setzte sich in den Sessel neben dem Fenster und nahm die im Standesamt gemachte Aufnahme von Swetlana Petrowna Alleko zur Hand. Sie betrachtete aufmerksam ihr Gesicht, die erloschenen, abwesenden Augen, die strenge schwarze Bluse. Etwas beunruhigte sie, etwas erschien ihr verkehrt auf diesem Foto . . .
    Ein Anruf von Selujanow erreichte sie. Er war am Morgen in dem Büro gewesen, in dem die verstorbene Alleko gearbeitet hatte, um Erkundigungen einzuholen. Es hatte sich herausgestellt, daß Swetlana Petrowna gleichzeitig mit dem Wohnungswechsel auch ihre Arbeitsstelle gewechselt hatte. Offenbar hatte man auf dem alten Arbeitsplatz zuviel von ihrem Verhältnis zu Liwanzew gewußt. Die neuen Kollegen beschrieben sie als sehr zurückhaltende Frau, die mit niemandem in engeren Kontakt trat, sie machte ihre Arbeit schweigend und gewissenhaft, kam immer pünktlich um neun und ging um sechs, fehlte nie und verspätete sich nicht. Sie war immer schwarz gekleidet, elegant und unnahbar. Niemand wußte etwas über sie. Und niemand hatte sie vermißt, da sie sich gerade im Urlaub befand.
    Gegen Abend rief Anton an und teilte Nastja mit, daß er ihr Feuerzeug im Auto gefunden hatte.
    »Wahrscheinlich suchst du es bereits«, sagte er.
    »Wie gut, daß du es gefunden hast«, sagte sie erfreut. »Es ist ein Geschenk meines Mannes.«
    »Ich bringe es dir in etwa einer Stunde vorbei, ich muß sowieso in eure Gegend . . .«
    Nastja bekam Kopfschmerzen, sie schluckte zwei Tabletten, aber sie halfen nicht.
    »Du mußt an die Luft«, sagte Tschistjakow bestimmt, während er mitfühlend in Nastjas bleiches Gesicht mit den dunklen Augenrändern blickte. »Komm, laß uns Spazierengehen.«
    »Laß dich nicht von der Arbeit abhalten, Ljoscha, ich gehe allein. Ich setze mich

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