Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe
Tragödie daraus zu machen, nicht wahr?«
»Und welchen Nutzen sollte ich nach Ihrer Meinung aus der Tatsache ziehen, daß Elja und Sie irgendwann befreundet waren?« fragte Turbin mit unverändert kalter Stimme.
»Sie könnten mich zum Beispiel danach fragen, wie man ihr den Hof machen muß, was man ihr schenken muß, wo sie gern Urlaub macht, welche Reiseziele, Hotels und Restaurants sie bevorzugt. Und ich werde Ihnen alles erzählen, ohne etwas zu verheimlichen, Hand aufs Herz«, versprach Marat lachend. »So werden Sie die Fehler vermeiden können, die ich gemacht habe.«
»Welche Fehler zum Beispiel?«
Marat bemerkte mit Genugtuung, daß seine Rechnung aufging. Turbin ließ sich auf eine für ihn ungünstige Unterhaltung ein.
»Zum Beispiel war ich mit ihr in einer Balenciaga-Boutique, sie probierte einen halben Tag lang Kleider und Pelze, suchte stundenlang nach passenden Accessoires und wollte schließlich doch nichts kaufen. Dann stellte sich heraus, daß sie Balenciaga nicht ausstehen kann, sie findet, daß dieses Design nicht zu ihr paßt, aber sie wollte es mir vorher nicht sagen, um mich nicht zu enttäuschen. So haben wir einen halben Tag in dieser Boutique vertan, anstatt die Zeit für die Liebe zu nutzen oder uns am Strand zu sonnen. Und schließlich stellte sich heraus, daß unser Mädchen keine strengen, eleganten Kostüme mag, weil unser rundes Hinterteil nicht in enge Röcke paßt, und unser voller Busen verliert seinen ganzen Reiz, wenn man ihn in eine enge Kostümjacke preßt. Nicht wahr, Elja? Unsere Schöne bevorzugt weite, erotische Kleider, damit der Zugang zu ihrem Körper immer frei ist. Na na, deswegen brauchst du doch nicht rot zu werden, Kindchen, es ist doch nichts Schlechtes daran, wenn ein Mädchen gern Sex hat. In deinem Alter ist das normal, du brauchst dich deshalb nicht zu genieren. Ich hoffe, dein Freund entspricht deinen Vorstellungen.«
Marat bezeichnete Turbin bereits zum zweiten Mal ganz absichtlich nicht als Eljas Bräutigam, sondern als ihren Freund. Er mußte Elja zeigen, daß er Turbin nicht als Rivalen betrachtete, daß er nicht eifersüchtig auf ihn war und keine ernsthafte Gefahr in ihm sah. So würde es Elja leichter fallen, zu ihm zurückzukehren. Er mußte sie davon überzeugen, daß er in ihrer Beziehung zu Turbin keinen Treuebruch sah, daß eigentlich gar nichts passiert war und schon bald alles wieder so sein würde wie früher. Sie durfte sich nicht schuldig fühlen, denn sie war zu jung und zu dumm, um mit solchen Gefühlen umzugehen.
»Hör bitte auf, Marat«, sagte Elja mit Tränen in den Augen.
»Aber warum denn?« fragte Latyschew mit aufrichtigem Erstaunen. »Ich sorge mich doch nur um dich, du Dummerchen. Übrigens . . .« Er wandte sich wieder an Turbin. »Denken sie daran, daß Elja am liebsten in Fünf sternehoteis wohnt. Es gefällt ihr, daß in diesen Hotels nicht nur Bettwäsche und Handtücher täglich gewechselt werden, sondern auch die Bademäntel, jeden Tag ein frischer, und das Ton in Ton mit den Handtüchern. Im übrigen genügt es völlig, wenn sie Halbpension nehmen, aber das Frühstücksbüffet kann gar nicht reichlich genug sein. Sie hat morgens immer einen enormen Appetit, nur dann natürlich, wenn Sie sich nachts entsprechend Mühe gegeben haben. Ich hoffe doch, Sie geben sich Mühe?«
Er grinste anzüglich und zwinkerte Turbin zu, während dieser rot anlief vor Zorn.
»Also«, fuhr Marat fort, als sei nichts geschehen, »zum Frühstück braucht sie viel Obst und unbedingt ein warmes Gericht, zum Beispiel Pasta.«
In Turbins Gesicht zeigte sich ein Ausdruck des Befremdens, und Marat erriet mit Genugtuung, daß Valerij ganz offensichtlich das Wort »Pasta« nicht kannte.
»Und wenn sie Pasta haben möchte, dann dürfen Sie nicht denselben Fehler machen, den ich in den ersten drei Tagen gemacht habe. Bestellen Sie ihr nichts Dünnes und Langes, das von der Gabel gleitet, sondern etwas Kompaktes, etwas Röhren- oder Muschelförmiges. Soviel zum Frühstück. Kommen wir jetzt zum Mittagessen. Das nimmt unser Mädchen am liebsten in einem Fischrestaurant ein.«
»Marat, bitte, hör endlich auf!« flehte Elja erneut mit kläglicher Stimme.
»Wir haben nicht vor, in Fünfsternehotels zu wohnen und in Fischrestaurants zu essen«, warf Turbin ein, der am Ende seiner Geduld angelangt war. »Insofern sind Ihre guten Ratschläge fehl am Platz.«
»Wie meinen Sie das? Wie sehen Sie denn Ihr künftiges Leben mit Elena?«
»Wir werden
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