Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
Vom Netzwerk:
Immerhin war es riskant, sich darauf zu verlassen, daß es mit der Scheidung klappen würde. Wenn der junge Ehemann erst einmal Wind von der bevorstehenden Ausreise bekäme, würde man ihn auch mit Zähnen und Klauen nicht mehr von Elja trennen können. Für die Aussicht, nach Kalifornien zu kommen, würde er jede Provokation hinnehmen, jeden Unflat schlucken und sich dafür auch noch bedanken. Am wichtigsten war es jetzt, dafür zu sorgen, daß die beiden nicht dazu kamen, allein zu sein. Zum Glück war Elja bis jetzt noch nicht schwanger geworden, und das mußte auch in Zukunft verhindert werden. Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.
    Latyschew saß auf einer kleinen Bank unter einer ausladenden Eiche und beobachtete die beiden. Elja und ihr Bräutigam tranken Kaffee auf der Veranda, und Marat konnte sicher sein, daß sie ihn nicht bemerkten. Er hatte es oft genug überprüft. Obwohl die Bank ganz in der Nähe des Hauses stand, konnte man sie von dort aus nicht sehen, da sie von dichtem Laub verdeckt war. Endlich erhob er sich und näherte sich langsam der Veranda.
    Der unerwartete Gast wurde nicht gerade mit Freuden empfangen. Weder Elja noch Turbin versuchten, ihren Unmut zu verbergen, auch wenn Elja sein überraschendes Erscheinen als etwas völlig Selbstverständliches hinnahm, das nur zu einer etwas unpassenden Zeit geschah, während Turbin in Marat einen Rivalen witterte und sehr nervös reagierte. Latyschew zeigte mit seinem ganzen Gebaren, daß er auf dieser Datscha zu Hause war, daß er sich hier auskannte. Er wußte genau, wo sich dies und jenes befand und besaß sämtliche Schlüssel für Haus, Tor und Garage.
    Elja, die einen langen Rock mit sechs hohen Schlitzen und ein Seidentop mit dünnen Trägern trug, fand sich durch Marats Erscheinen in einer recht heiklen Situation. Er konnte sehen, daß ihre Kleidung und alle ihre Bewegungen darauf angelegt waren, mehr zu zeigen als zu verbergen. Alles das meinte natürlich Turbin, aber nun partizipierte auch Marat daran. Immer wieder fing sie seinen spöttischen Blick auf, der über ihr entblößtes Bein zwischen einer der Rockbahnen glitt, über das Tal zwischen ihren Brüsten, das sich jedes Mal zeigte, wenn sie sich nach vorn beugte. Elja verwirrten diese Blicke, während Turbin, das konnte Marat deutlich sehen, innerlich kochte vor Zorn.
    »Elja, Liebe, gib mir doch bitte mal den Zucker«, bat Marat.
    Als sie ihm die Zuckerdose reichte, ergriff er ihre Hand und hielt sie fest.
    »Wo ist denn der Ring?« fragte er, nachdem er die Zuckerdose abgestellt hatte. Mit einer Hand hielt er nach wie vor ihr Handgelenk fest, mit der anderen streichelte er ihren Handrücken.
    Elja wurde verlegen.
    »Der Ring?« fragte sie und sah Latyschew erschrocken und gleichzeitig vorwurfsvoll an.
    »Meine Güte, Kindchen, du glaubst doch nicht im Ernst, daß unsere Affäre für irgend jemanden ein Geheimnis ist!« rief er lachend aus, ohne Turbin auch nur eines Blickes zu würdigen. »Sag mir, wo ist der Ring? Warum trägst du ihn nicht mehr? Er hat dir doch so gut gefallen.«
    Marat verletzte die Spielregeln, das wußte er, aber es machte ihm nichts aus. Er kämpfte um sein Leben, ein schönes, sattes, zufriedenes Leben. Und um dieses Lebens willen war er bereit, dieses dumme kleine Mädchen zu erniedrigen, das weder genügend Intellekt noch Lebenserfahrung besaß, um die Situation zu meistern und Marat in seine Grenzen zu weisen. Olga hätte an ihrer Stelle genau gewußt, was zu tun gewesen wäre. Ich habe deinen Ring genau so lange getragen, wie du mir gefallen hast, hätte sie mit ihrer ruhigen Stimme gesagt. Jetzt habe ich mich für einen anderen entschieden, du bist nicht mehr mein Liebhaber, und deshalb trage ich auch deinen Ring nicht mehr. Hast du noch Fragen an mich? Darauf hätte Marat nichts mehr erwidern können. Aber so konnte Elena nicht sprechen.
    »Stellen Sie sich nur vor«, wandte er sich plötzlich an Turbin, »dieses kleine Dummerchen denkt, daß Sie es ihr übelnehmen würden, wenn sie den Ring tragen würde. Sie nehmen ja hoffentlich nicht an, daß Sie Ihr erster Mann sind, oder?«
    »Ich habe nicht vor, mit Ihnen über diese Frage zu diskutieren«, sagte Turbin trocken. »Elja wird meine Frau werden, ihr Vorleben ist mir völlig gleichgültig.«
    »Siehst du!« erwiderte Marat triumphierend, wieder an Elja gewandt, deren Hand er immer noch festhielt. »Dein Freund hat völlig recht. Aus dem Vorleben einer Frau muß man Nutzen für sich ziehen, anstatt eine

Weitere Kostenlose Bücher