Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
Vom Netzwerk:
Unterschied zwischen dem Gefühl besteht, das sie Ihnen entgegenbringt, und dem, das sie noch bis vor kurzem mir entgegengebrachte, und zwar buchstäblich noch eine Woche vor der Bekanntschaft mit Ihnen. Was fühlst du für ihn, das du für mich nicht gefühlt hast, Elja, erklär es mir.«
    »Hören Sie endlich auf, sich über sie lustig zu machen«, sagte Turbin empört, »Sie sehen doch, daß sie Ihnen nicht antworten kann, auf so eine Frage kann niemand antworten. Es gibt die Liebe, und es gibt das andere, und wenn jemand diesen Unterschied in Worte fassen und die Liebe erklären könnte, würde er den Nobelpreis bekommen.«
    »Oh, aus Ihnen spricht der Philosoph«, bemerkte Latyschew erfreut, »dann lassen Sie uns ein bißchen philosophieren, wenn wir schon mit der Ökonomie nicht weiterkommen und Sie kein Geld zählen wollen, besonders kein fremdes. Elja kann uns nicht antworten, aber vielleicht können Sie es. Was ist an Ihnen so Besonderes, daß sie um ihretwillen Opfer bringen sollte? Ein normales Leben können Sie ihr nicht bieten, sie wird mit Ihnen und Ihrer alten Mutter in einer Wohnung zusammenleben müssen. Aber vielleicht verstehen Sie das Mädchen ja besser als alle anderen. Ist sie vielleicht ein komplizierter, leidender Mensch, der von seiner Umwelt nicht verstanden wird, und plötzlich begegnet sie Ihnen, und alles ist gut? Nein? Sind Sie vielleicht ein genialer Philosoph, der Begründer einer neuer philosophischen Schule, und sie schätzt und liebt sie deshalb? Verzeihen Sie mir, Valerij, aber unser Mädchen hat in seinem ganzen Leben höchstens anderthalb Bücher gelesen und wird kaum in der Lage sein, Ihrer wissenschaftlichen Arbeit die nötige Wertschätzung entgegenzubringen.«
    »Sie bauen Ihre Argumentation auf Komponenten auf, die Sie aus einem komplexen Begriff herauslösen«, sagte Turbin mit einem herablassenden Lächeln. »Als Philosoph kann ich Ihnen sagen, daß das ein aussichtsloses Unterfangen ist.«
    »Wunderbar. Das heißt, es bleibt nur eins. Und das freut mich.«
    »Was meinen Sie?« fragte Turbin mißtrauisch.
    »Dasselbe wie Sie. Die Weiber sind einfach scharf auf Sie. Und für Sie als Philosoph«, er lächelte spöttisch, »muß es beschämend und widerwärtig sein, daß Elja an Ihnen nichts anderes liebt als den Hengst mit einem großen, harten Glied. Wir haben eben gemeinsam herausgefunden, daß Sie nichts anderes in Ihnen sieht. Sie sind wahrscheinlich ein diffiziler, interessanter Mensch, und sicher wird sich eines Tages eine Frau finden, die das erkennen und Sie dafür lieben wird, und nicht dafür, daß Sie ihr einen grandiosen Orgasmus verschaffen.«
    »Es ist genug, Marat, Sie gehen entschieden zu weit!«
    »Ganz und gar nicht, ich sehe die Dinge nur nüchtern. Was den Sex betrifft, kann ich mit Ihnen nicht mithalten, aber gerade Sie als Philosoph sollten wissen, daß der Sex etwa achtzig Prozent aller Ehen stiftet, aber keine einzige auf Dauer zusammenhält. Keine einzige, ich betone es. Denn spätestens nach einem Jahr ist es vorbei mit der Leidenschaft, und was dann? Genau diese Frage sollten Sie sich stellen: Was wird in einem Jahr sein? Ein Jahr lang werdet Ihr vergnügt vögeln, und solange Elja die Zeit mit Ihnen im Bett verbringen wird, wird sie vielleicht nicht bemerken, in was für einer ärmlichen Behausung sie sich befindet und welchen Fraß sie vorgesetzt bekommt. Aber was wird danach sein?«
    »Danach wird sie sich daran gewöhnt haben, genauso zu leben, wie ich lebe«, sagte Turbin mit ruhiger Stimme.
    »Sie irren sich«, widersprach Latyschew. »Um Ihre Ehe zu retten, werden Sie innerhalb eines Jahres zwei Dinge bewerkstelligen müssen. Sie müssen in dieser Zeit eine enge Freundschaft zu Elja aufbauen und es gleichzeitig schaffen, daß sie ein Leben in Armut akzeptiert. Aber wenn Sie Vorhaben, diese Zeit der Fleischeslust zu widmen, werden Sie diese Aufgabe nicht meistern, Sie werden dafür weder Zeit noch Kraft übrig haben. Wenn Sie aber den Sex vernachlässigen, wird Elja es nicht einmal ein Jahr durchhalten. Um es mit Ihren eigenen Worten zu sagen: Es ist ein aussichtsloses Unterfangen.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie erreichen wollen, Marat. Sie sind hierhergekommen wie zu sich nach Hause, haben angefangen, Elja zu beleidigen und mich in eine sinnlose Diskussion über Liebe und Ehe hineinzuziehen. Worauf wollen Sie hinaus? Wollen Sie, daß Elja mich verläßt und Sie heiratet?«
    »Natürlich. Genau das will ich, und ich habe es nie

Weitere Kostenlose Bücher