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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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verheimlicht. Ich will erreichen, daß Elja die beiden Männer, die sie lieben, mit nüchternem, ungetrübtem Blick ansieht. Sie soll sie ansehen und dann entscheiden, wem sie den Vorzug gibt. Demjenigen, der ihr nichts zu bieten hat außer heißem Sex, oder demjenigen, von dem sie Wohlstand erwarten kann, den Lebensstandard, an den sie gewöhnt ist, Reisen, kostbaren Schmuck, teure Kleider und Restaurants, einem Mann, an dessen Seite sie ihr süßes Nichtstun fortsetzen kann, weil er sie nicht arbeiten schicken und zudem eine Haushälterin engagieren wird. Der einzige Nachteil des zweiten Kandidaten besteht darin, daß er im Bett nicht so gut ist wie Sie. Aber schon nach einigen Monaten wird Elja begreifen, daß der Sex in einer Ehe nicht das Wichtigste ist, daß es darauf letztlich gar nicht ankommt.«
    »Die typische Argumentation eines impotenten Mannes«, bemerkte Turbin. »Die Verneinung dessen, was man selbst nicht besitzt.«
    Bravo, dachte Latyschew, es ist mir doch noch gelungen, diesen albernen Intellektuellen auf die Ebene gegenseitiger Beleidigungen zu zwingen. Er hat lange Haltung bewahrt, das muß man ihm lassen, aber jetzt beginnt er, die Kontrolle zu verlieren. Ja, jetzt verstehe ich, warum es Tamila nicht gelungen ist, die beiden im Lauf von zwei Wochen auseinanderzubringen. Er ist von Natur aus phlegmatisch, und er hätte sich im Gespräch mit Tamila niemals eine Blöße vor Elena gegeben. Tamila konnte mit ihm nicht über Sex sprechen, genausowenig wie über mich, das hätte Elja als Verrat empfunden. Aber ich darf alles, ich gebe niemandes Geheimnisse preis, ich rede nur von mir und meinen Gefühlen.
    »Sie widersprechen sich selbst«, bemerkte Marat kaltblütig. »Ein Mann, der nichts anderes kann als gut vögeln, verneint folgerichtig den Wert aller anderen Dinge. Wissen Sie, wer Sex für das Wichtigste im Leben hält? Die Habenichtse und Pechvögel, die es zu nichts im Leben gebracht haben. Die trösten sich damit, daß sie im Bett Genies sind und daß alles andere nebensächlich ist. Sie sind doch Philosoph, Sie müssen doch wissen, daß die Sexualität keine Errungenschaft der Zivilisation ist, sondern ein angeborener Instinkt. Sich auf seine anatomischen Daten und physiologischen Fähigkeiten etwas einzubilden, ist genauso dumm und eines echten Mannes unwürdig, wie sich eines dichten Haarwuchses oder schöner Augen zu brüsten. Darauf kann sich eine Frau etwas einbilden, aber der Wert eines echten Mannes besteht nur in seiner Fähigkeit, etwas zu erreichen, zu schaffen, aufzubauen. Sehen Sie, Valerij, ich habe etwas vorzuweisen, worauf ich stolz sein kann. Und Sie?«
    Marat blickte zu Elja hinüber, die völlig erstarrt auf dem Sofa saß, wie das Kaninchen vor der Schlange. Ihrem Gesicht war anzusehen, daß ihr der Sinn des Gesprächs verborgen blieb, sie konnte die Argumente der Rivalen nicht verstehen und deshalb nicht einschätzen, wer von ihnen recht hatte. Es schien angebracht, das Gesprächsniveau zu senken.
    »Elja, ich möchte, daß du mir einen Moment zuhörst. Ich bestehe nicht darauf, daß du jetzt sofort eine Entscheidung triffst, denn es handelt sich um eine schwere, schmerzhafte Entscheidung. Aber bevor du sie triffst, möchte ich, daß du alles gut abwägst. Unsere Beziehung dauerte ein Jahr. Ihn hingegen«, er deutete mit dem Kopf in Turbins Richtung, »kennst du erst seit fünf Monaten. Wir beide sind viel enger miteinander verbunden, weil wir uns länger kennen. Leuchtet dir ein, was ich sage?«
    Elja nickte gehorsam.
    »Meine materielle Lage erlaubt es, dir eine normale, gesicherte Existenz zu bieten. Und was den Sex betrifft – erinnere dich an den Balaton. Warst du etwa unzufrieden mit mir? Es hat doch alles geklappt zwischen uns, und es ging uns sehr gut miteinander. Und später in Moskau ging es uns auch gut. Und jetzt stell dir vor, daß du zum ersten Mal in deinem Leben Pfirsiche ißt. Sie schmecken so gut, daß du drei Kilo auf einmal verschlingst, und dir scheint, du könntest immerzu so weiteressen, eine ganze Tonne. Aber spätestens nach dem fünften Kilo wird dir schlecht. Am nächsten Tag kannst du keine Pfirsiche mehr sehen. Aber nach einem Monat beginnst du, sie wieder zu mögen, du wirst sie jetzt mit normalem Appetit essen, aber wenn gerade keine da sind, wird es dir gar nicht auffallen. Dasselbe passiert mit dem Sex. Verstehst du, was ich meine?«
    Elja nickte erneut, und erst jetzt wurde Turbin klar, was vor sich ging.
    »Sie benehmen sich wie ein

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