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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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hat jedenfalls zugegeben, daß er sich zur Tatzeit in der Nähe des Standesamtes von Kunzewo befand«, sagte er, nachdem er Jura in Kürze von seinen Unterredungen mit Marat und dessen Freundin Olga Jemeljanzewa berichtet hatte.
    »Wer hat denn sein Auto dort gesehen?« wollte Korotkow wissen, der gerade Zwiebeln in kleine Würfel schnitt und sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen wischte.
    »Ehrlich gesagt, niemand. Ich habe geblufft«, gestand Nikolaj.
    »Einfach so drauflos?«
    »Nein, nicht ganz. Irgendein grünes Auto hat tatsächlich dort gestanden, es gibt jemanden, der es gesehen hat. Der Rest war Phantasie.«
    »Und wer war es, der das Auto gesehen hat?«
    »Ein junger Mann, der nebenan auf der Baustelle als Kranführer arbeitet. Er sitzt hoch oben und sieht viel. Der Kranführer hat sich daran erinnert, daß kurz nach zehn Uhr ein grünes Auto mit großer Geschwindigkeit den Platz vor dem Standesamt verließ.«
    »Da hast du aber Glück gehabt. Und was hast du jetzt vor?«
    »Ich möchte mich mit dir beraten«, sagte Nikolaj grinsend. »Außer der Tatsache, daß Latyschew sich zur Tatzeit in der Nähe des Standesamtes befand, habe ich nichts gegen ihn in der Hand. Ich habe mit dem Untersuchungsführer gesprochen, aber der weigert sich strikt, eine Hausdurchsuchung bei Latyschew durchführen zu lassen, um herauszufinden, ob er einen Revolver besitzt.«
    »Er hat recht. Seit dem Mord ist eine Woche vergangen, eine Hausdurchsuchung wäre ohnehin sinnlos. Jetzt können wir nur noch kombinieren, für radikale Maßnahmen ist es zu spät. Es gibt zu viele Leute, die daran interessiert gewesen sein können, die Hochzeit zwischen der Bartosch und Turbin zu verhindern, und den Mord kann jeder von ihnen begangen haben. Ob es nun die Golowanowa ist oder die alte Turbina. Oder Tamila Bartosch selbst. Wir müssen also entweder bei allen eine Hausdurchsuchung machen oder heimlich, still und leise vorgehen.«
    »Genau das sagt der Untersuchungsführer auch«, erwiderte Selujanow. »Übrigens konnte ich keinerlei Verbindungen zwischen Latyschew und den Mitarbeitern des Standesamtes nachweisen. Wenn wir ihn also als den Hauptverdächtigen ins Visier nehmen wollen, müssen wir zuallererst dieser Frage nachgehen. Und was gibt es bei dir für Neuigkeiten?«
    »Bei mir gibt es Veronika Matwejewna«, sagte Korotkow mit einem schweren Seufzer. »Eine undurchsichtige Person. Hör zu, was ich herausgefunden habe. Sie wurde 1925 als Tochter eines bekannten Architekten geboren, wuchs sehr behütet auf und litt keinerlei Not. Nach dem Medizinstudium wurde sie Hals-Nasen-Ohren-Ärztin. War nie verheiratet. Ihr Vater starb 1956, ihre Mutter 1963. Sie blieb allein in einer riesigen, luxuriösen Wohnung voller Bücher, Bilder und Antiquitäten zurück. 1968 brachte sie ihren Sohn Valerij zur Welt. Niemand weiß übrigens, wer der Vater ist. Sie hatte zwei enge Freundinnen, die es wahrscheinlich gewußt haben, aber sie sind beide tot. Die eine starb im vorigen Jahr, die andere vor vier Jahren. Also gibt es niemanden, den ich fragen könnte. Einstige Nachbarn oder Arbeitskollegen wissen natürlich nicht Bescheid. Niemand fragt nach so etwas, wenn der Betreffende es nicht selbst erzählt. So lebte Veronika Matwejewna also bis 1985 in ihrer Luxuswohnung, und plötzlich schien sie der Hafer zu stechen. Sie fing an, von einer Wohnung in die nächste umzuziehen, wobei die Wohnungen mit jedem Mal kleiner und schäbiger wurden.«
    »Wohnungstausch gegen Bezahlung für die größere Wohnfläche?« mutmaßte Selujanow.
    »Sieht ganz danach aus. Aber die Frage ist, wofür diese Frau immer wieder so viel Geld braucht. Wenn man in Betracht zieht, daß der erste Wohnungswechsel stattfand, als Valerij siebzehn Jahre alt war, könnte man davon ausgehen, daß sie das Geld als Bestechungssumme gebraucht hat, um den Jungen vor der Armee zu bewahren und ihm einen Studienplatz zu sichern.«
    »Wart mal, aber sie war zu dieser Zeit doch schon sechzig, oder? In diesem Fall mußte Valerij gar nicht zur Armee, da er als einziger Sohn einer alternden Mutter von der Armeepflicht befreit war.«
    »Ach ja, verdammt, das habe ich ganz vergessen. Also müssen wir diese Version verwerfen und noch einmal von vorn anfangen. Wozu also könnte sie 1985 plötzlich so viel Geld gebraucht haben?«
    »Vielleicht ging es nicht um Geld. Vielleicht hat sie die Wohnung gewechselt, um aus jemandes Gesichtsfeld zu verschwinden. Erinnerst du dich, wohin sie beim ersten Mal

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