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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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sie mit dem Sohn und ihrer bettlägerigen Mutter dem Schicksal zu überlassen. Und natürlich debattierten sie auch über die zwei mysteriösen Morde auf den Standesämtern und über die Drohbriefe, die zwei andere Bräute erhalten hatten. Und beide seufzten sie von Zeit zu Zeit:
    »Schade, daß Nastja im Urlaub ist. Sie wüßte schon, wie man die Sache anpackt. . .
    * * *
    Der Sonntag, der für Nastja Kamenskaja ein Tag zum Ausruhen und Faulenzen hatte werden sollen, nahm überraschenderweise eine ganz andere Wendung. Zuerst rief Nadeshda Rostislawowna an, Nastjas Mutter. Sie hatte ihre Tochter und ihren Schwiegersohn zum Sonntagsessen eingeladen, aber nun sagte sie wieder ab. Leonid Petrowitsch, Nastjas Stiefvater, war dringend zur Juristischen Fakultät gerufen worden, wo er Kriminalistik lehrte. Ganz unerwartet war ein leitender Mitarbeiter der Fakultät gestorben, nun mußte man sich um die Beerdigung kümmern und die Trauerfeier vorbereiten, und am heutigen Sonntag war kaum jemand zu Hause anzutreffen.
    »Nastjenka, da Papa nun leider keine Zeit hat und wahrscheinlich erst am späten Abend wieder zu Hause sein wird, machen wir es anders«, sagte die Mutter entschieden. »Ich lasse mich von ihm bei dir absetzen, und am Abend, auf dem Heimweg, holt er mich wieder ab. So haben wir den ganzen Nachmittag für uns, wir können uns nach Herzenslust unterhalten, und euren Besuch bei uns holt ihr dann am Dienstag oder Mittwoch nach.«
    Nastja hatte vorgehabt, sich am Nachmittag in aller Ruhe ihrer Übersetzungsarbeit zu widmen, aber nun war es vorbei damit. Sie mußte die Wohnung aufräumen, staubsaugen, einkaufen gehen und etwas kochen. Von dieser Aussicht war sie keinesfalls begeistert. Aber es war ihr nicht in den Sinn gekommen, den Vorschlag der Mutter abzulehnen.
    Als sie gerade dabei war staubzusaugen, rief Anton Schewzow an.
    »Entschuldigen Sie bitte, Anastasija Pawlowna, ich weiß, daß es sich nicht gehört, Sie am Sonntag zu stören, aber unser Chef macht Druck.«
    »Was ist passiert?«
    »Erinnern Sie sich, wir haben über das Interview gesprochen, das Sie uns geben wollten, wenn wir das Foto der unbekannten Frau veröffentlichen?«
    »Ja, natürlich erinnere ich mich. Was ist damit?«
    »Verstehen Sie, das Foto erschien bereits gestern in unserer Zeitung, und der Chefredakteur hat verlangt, daß folgender Text unter dem Steckbrief erscheint: »Einzelheiten über die blutige Tat, in deren Zusammenhang die oben abgebildete Frau gesucht wird, lesen Sie in unserer Montagsausgabe. Unser Korrespondent hat mit Augenzeugen gesprochene Vom kommerziellen Standpunkt aus gesehen verstehe ich ihn. Diese Ankündigung bringt uns das Dreifache an Einnahmen für Werbefläche in der morgigen Ausgabe ein.«
    »Sehr geschickt«, stimmte Nastja zu. »Und wo liegt das Problem?«
    »Wenn das Interview morgen erscheinen soll, müssen wir es jetzt machen. Ich weiß, es ist Sonntag, Sie haben sicher anderes vor, aber . . .«
    »Es wird mir wohl nicht anderes übrig bleiben«, seufzte sie. »Nur kann ich auf keinen Fall aus dem Haus. Ich bekomme gleich Besuch von meiner Mutter, die bis zum Abend bei mir bleiben wird.«
    »Aber nein, Anastasija Pawlowna, wir kommen natürlich zu Ihnen. Sagen Sie mir nur eine Uhrzeit.«
    »So gegen drei, abgemacht?«
    »Wir werden pünktlich sein wie die Maurer«, erwiderte Anton erfreut.
    Innerlich fluchend und sich selbst verwünschend, weil sie anderen nie etwas abschlagen konnte, bearbeitete Nastja den Teppich im Zimmer wieder mit dem Staubsauger. Was für ein Pech auch, dachte sie, an einem Tag ihre Mutter und diese Journalisten. Aber leider war das noch nicht alles. Als Nastja endlich mit dem Putzen und Aufräumen fertig war, geduscht und sich in ihrem geliebten alten Morgenmantel in der Küche niedergelassen hatte, um eine Tasse Kaffee zu trinken und einen Happen zu essen, läutete es an der Wohnungstür, und Dascha kam hereingestürmt.
    »Dascha, du hast kein Kind im Bauch, sondern einen Luftballon, so kommst du hier hereingeflogen«, scherzte Ljoscha, und küßte sie auf die Wange. Er, der schon sein Leben lang so dürr war, daß, wie seine Freunde behaupteten, bei jeder Bewegung seine Knochen klapperten, konnte sich nicht vorstellen, wie man mit einem so riesigen Bauch leben und sich dabei auch noch schnell bewegen konnte.
    »Bist du allein? Wo ist Sascha?« fragte Nastja, während sie Dascha umarmte.
    »Er ist unten und schließt das Auto ab.«
    »Ach ja?«
    Nastja war längst aufgefallen,

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