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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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auf. »Was ist das für ein Schwachsinn!«
    »Das ist kein Schwachsinn, fragen Sie Ihre Mutter, Sie wird Ihnen erzählen, wie Ihr heißgeliebtes Papachen seine sexuellen Bedürfnisse an Leichen befriedigt hat.«
    »Halten Sie den Mund! Elja, hör nicht auf ihn, er lügt, das ist alles gelogen, du siehst doch selbst, daß er es nur darauf anlegt, uns auseinanderzubringen. Laß uns gehen!«
    »Leider lüge ich ganz und gar nicht, liebe Elja. Vielleicht wundert es dich ja gar nicht, daß deine zukünftige Schwiegermutter nicht begeistert davon ist, dich in ihre Arme zu schließen, vielleicht hast du bisher einfach nicht darauf geachtet. Aber dein Valerij muß es auf jeden Fall bemerkt haben. Warum kommt ihm das nicht seltsam vor? Weil alles, was ich gesagt habe, die Wahrheit ist. Deine Kinder werden geistig zurückgebliebene Mißgeburten mit sechs Fingern sein, weil der Vater deines Bräutigams ein Alkoholiker mit einer schweren sexuellen Störung ist.«
    »Sie lügen!« rief Turbin erneut aus. »Elja, hör nicht auf ihn!«
    »Doch, Elja, Kindchen, hör genau zu. Ich lüge nicht«, sagte Marat mit müder Stimme und ließ sich erneut auf die immer noch ausgebreitete Decke nieder. Seine Knie waren weich geworden. Er hatte sich nicht vorgestellt, daß das Ausspielen des Trumpfes ihn so viel Kraft kosten würde. Er hatte sich nie im Leben gescheut, Gemeinheiten zu begehen, aber noch nie war es ihm so schwer gefallen wie heute. Wahrscheinlich deshalb, weil er noch nie jemandem einen so vernichtenden Schlag versetzt hatte wie eben Turbin.
    »Komm her, Elja.« Er bedeutete ihr mit der Hand, sich neben ihn auf die Decke zu setzen. »Setz dich hier hin, und denke nach, während dein Valerij jetzt nach Hause fahren und seine Mutter fragen wird, ob das alles wahr oder gelogen ist. Und wir beide werden warten. Wenn er in drei Stunden nicht wieder zurück ist, wird das bedeuten, daß ich die Wahrheit gesagt habe. Siehst du, wie einfach alles ist.«
    »Sie sind ein Schwein!« stieß Turbin zwischen den Zähnen hervor. »Sie wollen Elja und mich auseinanderbringen, dazu ist Ihnen jedes Mittel recht. Aber sie wird mit mir kommen, zu meiner Mutter, um mit eigenen Ohren zu hören, daß alles, was Sie gesagt haben, eine schmutzige Lüge ist. Und dann wird sie endlich begreifen, was für ein guter und anständiger Mensch Sie sind. Zieh dich an, Elja.«
    »Setz dich, Elja«, wiederholte Latyschew. »Das, was du zu hören bekommen wirst, wird keine Freude für dich sein. Das solltest du dir nicht antun.«
    Elja stand völlig erstarrt da, in der Hand immer noch die grellroten Hosen, die im Wind flatterten und in dieser Situation plötzlich so deplaciert wirkten wie rote Luftballons auf einer Beerdigung. Marat nahm sie an der Hand und zog sie zu sich herunter, willenlos ließ sie sich ziehen und setzte sich neben ihn auf die ausgebreitete Decke.
    »Elja, komm mit mir, du wirst dich selbst überzeugen . . .«
    »Nein.«
    Endlich hatte sie die Kraft gefunden, etwas zu sagen.
    »Nein, ich komme nicht mit. Fahr du allein. Und komm wieder zurück. Ich werde auf dich warten.«
    »Gut«, sagte Turbin mit drohender Stimme, »ich komme zurück. Ich komme zurück und werde dieses Schwein umbringen.«
    Er drehte sich abrupt um und ging in Richtung Straße.
    »Elja«, begann Marat, aber sie unterbrach ihn.
    »Sei still. Es ist schrecklich, was du da gesagt hast. Ich glaube dir kein Wort. Laß mich in Ruhe!«
    »Wenn du mir nicht glaubst, warum bist dann hier bei mir geblieben? Warum bist du nicht mit ihm gegangen, zu seiner Mutter?«
    »Sie mag mich nicht. Und ich mag sie auch nicht. Darum bin ich nicht mitgegangen. Wie konntest du das tun, Marat«, sagte sie vorwurfsvoll, »wie konntest du nur!«
    »Ich liebe dich und will nicht, daß du dich ins Unglück stürzt. Ich möchte, daß du mit mir zusammen bist. Was ist daran so verwerflich?«
    Er legte seinen Arm zärtlich um ihre Schultern, aber sie entzog sich ihm.
    »Laß mich. Wenn Valerij zurückkommt. . .«
    »Er wird nicht zurückkommen«, sagte Marat mit sanfter Stimme. »Er wird nicht zurückkommen, weil ich die Wahrheit gesagt habe. Er darf keine Kinder haben, verstehst du?«
    »Er wird zurückkommen«, wiederholte Elja beharrlich. »Und ich werde hier auf ihn warten.«
    »Ist gut, wir werden gemeinsam auf ihn warten«, seufzte Latyschew. Innerlich frohlockte er. Er wußte, daß er kein einziges unwahres Wort gesagt hatte. Er wußte, daß Turbin nicht zurückkehren würde.
    »Wie spät ist es?«

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