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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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ich vorstellen, Allotschka, das ist meine Familie. Mein Mann Leonid.«
    Leonid Petrowitsch neigte sich höflich über die Hand der Mospanowa.
    »Und das ist meine Tochter Anastasija, von der ich dir schon so viel erzählt habe. Und Ihr Mann Alexej.«
    »Sehr erfreut.«
    Alla lächelte liebenswürdig und streckte einem nach dem anderen ihre Hand mit den klirrenden Armreifen hin.
    »Sie sind also die berühmte Nastja, die fünf Fremdsprachen spricht und bei der Miliz arbeitet?« fragte sie und betrachtete Nastja neugierig von Kopf bis Fuß.
    »Es scheint so«, sagte Nastja, »sofern man mich in der Abwesenheit meiner Mutter nicht ausgetauscht hat.«
    »Sprechen Sie wirklich fünf Fremdsprachen?«
    »Und ich arbeite bei der Miliz.«
    Nastja wurde übel. Sie kam sich vor wie ein weißer Elefant, der an einer Leine vorgeführt wurde. Was taten hier die fünf Fremdsprachen zur Sache? Sollte sie etwa ihren Beruf wechseln und einen lukrativen Job als Übersetzerin bei einer Firma annehmen, weil man für die Aufklärung von Verbrechen keine Intelligenz brauchte?
    Die Fotografin erwies sich als feinfühlig genug, um die Veränderung in Nastjas Gesichtsausdruck zu bemerken. Die Umstehenden, die die Unterhaltung mitgehört hatten, starrten Nastja an wie ein exotisches Tier.
    »Warum denn, Nastja?« fragte Alla, während sie sich bei Nastja einhakte und sie ein wenig zur Seite zog.
    »Was meinen Sie?«
    »Warum sind Ihnen solche Gespräche unangenehm? Haben Sie es satt, sich zu rechtfertigen?«
    Nastja begann erleichtert zu lachen.
    »Genau. Sie haben es erraten. Niemanden wundert es, daß ich bei der Miliz arbeite, aber wenn jemand von den fünf Fremdsprachen erfährt, geht es los . . . Alle denken wahrscheinlich, daß die Arbeit der Kripo nur aus Verbrecherjagd besteht, für die man nichts weiter braucht als eine Pistole und Handschellen. Wozu sollten in so einem Beruf Fremdsprachen gut sein?«
    »Und sind sie zu etwas gut?«
    »Ehrlich gesagt, kaum«, gestand Nastja. »Die Fremdsprachen brauche ich nicht für die Arbeit, sondern vor allem für meine persönliche Weiterentwicklung. Gelegentlich kann ich sie aber auch in meiner Arbeit anwenden. Besonders jetzt, da so viele Ausländer bei uns im Land sind.«
    »Lieben sie Ihre Arbeit?«
    Alla trat einen halben Schritt zurück und sah Nastja aufmerksam an, mit zur Seite geneigtem Kopf, als würde sie nach dem günstigsten Winkel für eine Aufnahme suchen.
    »Ja«, sagte Nastja schlicht. »Sie ist schmutzig, sie ist schwer, aber sie ist auch interessant, und ich liebe sie.«
    »Und ist sie auch gefährlich?«
    »Ein wenig. Manchmal ist sie sogar sehr gefährlich, aber wenn man keine ausgesprochenen Dummheiten begeht, dann hält sich die Gefahr in Grenzen.«
    »Und hält sich auch der Schmutz in Grenzen?«
    »Nein. Der Schmutz hat keine Grenzen.«
    »Man muß seine Arbeit wahrscheinlich wirklich sehr lieben, um das in Kauf zu nehmen.«
    »Natürlich«, stimmte Nastja zu. »Oder man muß zumindest in der Lage sein, sich nicht jede Gemeinheit und Abscheulichkeit zu Herzen zu nehmen. Oder man muß Gefallen finden an Gewalt, Betrug und am Gefühl der eigenen Macht. Je nachdem.«
    »Wissen Sie«, sagte die Mospanowa, »mein Sohn wollte ursprünglich auch zur Miliz. Wie gut, daß er es nicht gemacht hat, denke ich jetzt, während ich Ihnen zuhöre.«
    »Warum?«
    »Er hätte es nicht gekonnt. Er gehört zu keiner der von Ihnen genannten Kategorien. Und dabei war es eine regelrechte Tragödie für ihn, als man ihn damals nicht genommen hat. Er hat so darunter gelitten, daß ich anfing, mir um seine Gesundheit Sorgen zu machen. Schade, daß die Menschen so wenig über Ihre Arbeit wissen. Sie haben irgendeine schiefe Vorstellung von der Miliz.«
    »Falsche Romantik?«
    »Ja, wahrscheinlich . . .«
    »Alla Iwanowna, ich möchte Sie beglückwünschen!« Im Hintergrund ertönte eine mächtige, donnernde Männerstimme.
    Ein bekannter Filmregisseur kam auf sie zu, mit einem riesigen, hoch in die Luft erhobenen Rosenstrauß in der Hand, am zweiten Arm seine zauberhafte Frau, eine nicht weniger bekannte Schauspielerin.
    »Kostik!« Die Mospanowa stürzte erfreut auf ihn zu, und Nastja nutzte die Gelegenheit, um sich leise zu entfernen und auf die Suche nach Ljoscha und ihren Eltern zu gehen.
    Sie gingen lange durch die Ausstellung und betrachteten die Arbeiten der Mospanowa. Nadeshda Rostislawowna blieb ständig stehen, um sich mit Bekannten zu unterhalten.
    »Meine Tochter Anastasija . . .«
    »

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