Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
Vom Netzwerk:
können, wenn ihm die Zeit und die Energie dafür gereicht hätten. Aber im Bett mit Elja hatte er sich überwinden und Leidenschaft vortäuschen müssen.
    »Na, sonnt ihr euch?«, fragte er spöttisch, als er an die beiden herantrat.
    Elja zuckte zusammen und richtete sich abrupt auf. Sie hatte Marats Stimme sofort erkannt. Turbin begriff im ersten Moment nicht, wer sie angesprochen hatte, er blinzelte nur schläfrig, aber bereits in der nächsten Sekunde verzerrte sich sein Gesicht vor Zorn.
    »Schon wieder Sie? Was wollen Sie diesmal? Wieder Geld zählen?«
    Elja legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter, aber unter dem höhnischen Blick ihres einstigen Geliebten zuckte sie sofort wieder zurück, als hätte sie sich verbrannt.
    »Marat, warum . . .« stammelte sie mit jämmerlicher Stimme, »wie kommst du denn hierher?«
    »Ich bin gekommen, um dich zu sehen, Elja, um mich dir in Erinnerung zu rufen, damit du nicht vergißt, wie sehr ich dich liebe«, erwiderte Latyschew heiter und setzte sich ohne zu fragen auf die ausgebreitete Decke. »Wart ihr schon im Wasser?«
    »Nein, es ist noch zu kalt«, sagte Elja unsicher. Valerij warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Es konnte nichts Gutes bringen, wenn sie sich auf ein Gespräch mit diesem Schurken einließ, der es darauf anlegte, ihre Beziehung zu zerstören, und daraus nicht einmal einen Hehl machte.
    Marat öffnete sein Hemd und streckte sich auf der Decke aus. Er fürchtete das kalte Wasser nicht und wäre mit Vergnügen ein wenig geschwommen, um sich zu erfrischen und die Benommenheit loszuwerden, an der auch der Kaffee und die schnelle Autofahrt nichts geändert hatten. Aber er durfte das Paar nicht allein lassen, er mußte verhindern, daß sie eine gemeinsame Verhaltensstrategie gegen ihn entwickelten. Sie hatten ihn hier nicht erwartet und sicherlich keine Absprachen getroffen, wie man sich im Fall seines Erscheinens verhalten sollte. Es war ihm gelungen, Elja sofort wieder zu verwirren, und er mußte die Situation nutzen. Dabei sehnte er sich so nach dem Wasser.
    Er nahm die teure Sonnenbrille ab, schloß die Augen und ließ sich die Sonne ins Gesicht brennen. Das Thema Geld wollte er heute nicht anschneiden. Er würde mit irgendeiner Nebensächlichkeit beginnen und dann weitersehen. Schließlich hatte er einen Trumpf in der Hand, und er würde ihn auch ausspielen. Als er begriffen hatte, daß Turbins Mutter etwas dagegen hatte, daß ihr Sohn die Tochter reicher Eltern heiratete, war er sehr erstaunt gewesen. Jede andere Mutter in ihrer Lage wäre glücklich gewesen, wenn ihr Kind die Chance bekommen hätte, der Armut zu entrinnen, aber sie war unzufrieden. Wie war das zu verstehen?
    Marat hatte ihr keine Fragen gestellt, aber Informationen hatte er selbstverständlich eingeholt. Er hatte einen Privatdetektiv beauftragt und nach zwei Tagen bereits gewußt, daß Turbins Vater eine verkommene Kreatur war, ein Alkoholiker mit einer schweren Sexualpathologie, neunzehn Jahre jünger als Veronika Matwejewna. Ein ehemaliger Leichenbestatter! Es war nicht zu fassen. Die alte Frau war Medizinerin und hatte natürlich begriffen, daß von so einem Mann keine Prachtexemplare als Nachkommen zu erwarten waren. Sie machte sich Sorgen wegen der Enkelkinder. Und der Erzeuger selbst machte keinen Hehl aus seinem Interesse an seinem Sohn, alle seine Saufkumpane wußten Bescheid, daß dieser drauf und dran war, in eine reiche Familie einzuheiraten, und daß sich eine neue Geldquelle auftat. Kein Wunder, daß die alte Frau das Gefühl hatte, auf einem Pulverfaß zu sitzen. Was konnte sie gegen diesen Trunkenbold tun? Gar nichts. Sie konnte ihn nur umbringen. Anders war er nicht zum Schweigen zu bringen.
    »Gefällt es dir hier besser als am Balaton, Elja?« fragte Marat, ohne die Augen zu öffnen. »Jetzt wirst du dich an den verseuchten, schlammigen Moskwa-Fluß mit seinen toten Fischen gewöhnen müssen. Mir ist klargeworden, daß du dich damit bereits abgefunden hast, daß ich dich mit den Schönheiten westlicher Badeorte nicht mehr locken kann. Du bereitest dich auf ein glückliches Familienleben mit Kochtöpfen, Putzlappen und den schmutzigen Socken des geliebten Ehemannes vor.«
    »Komm, Elja, wir gehen!« sagte Turbin erbost, stand auf und begann, sich anzuziehen.
    Elja erhob sich gehorsam und griff nach ihren Kleidern.
    »Wohin wollt ihr denn?« erkundigte sich Marat mit träger Stimme. »Ins Kino?«
    »Das geht Sie nichts an«, erwiderte Turbin. »Bitte stehen Sie

Weitere Kostenlose Bücher