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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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an«, befahl Tschinzow.
    Der Wagen rollte noch ein kleines Stück nach vorn und hielt dann an. Durch die getönten Scheiben konnte Grigorij Valentinowitsch die Straße gut übersehen und musste dabei nicht befürchten, selbst gesehen zu werden. Durch das Rückfenster hatte er den Eingang des Geschäfts gut im Blick. Pawels Verwandte! Sehr gut. Wenn man ihr auf den Pelz rückte, würde auch der Weg zu Pawel nicht mehr weit sein. Und im Übrigen konnte man sich vielleicht auch mit ihr selbst unterhalten. Vielleicht konnte sie ja auch etwas von dem, was Pawel vermochte. Tschinzow hatte keine konkrete Vorstellung von Pawels Fähigkeiten und Vorgehensweisen, aber eines wusste er genau: Auf irgendeine Weise konnte er Menschen beeinflussen. Grigorij Valentinowitsch war sehr wundergläubig, mit Begeisterung und Entzücken las er Berichte über Wunderheiler und Hellseher, die beim Blick auf ein Foto genau sagen konnten, ob dieser Mensch noch lebte oder tot war, wo er sich befand und wie er hieß. Tschinzow glaubte von ganzem Herzen an diese Dinge und war davon überzeugt, dass Pawel Sauljak eines dieser wundertätigen Wesen war. Und da eine solche Gabe von der Natur verliehen wurde, konnte es ja durchaus sein, dass auch Pawels Verwandte sie besaß. Schließlich war es eine Frage der Gene.
    Grigorij Valentinowitsch besaß das Naturell eines Glücksritters, für ihn war das Leben ein Roulettespiel. Er hielt nichts von Fleiß und Kleinarbeit. Wozu sich abmühen, wenn es genügte, auf die richtige Zahl zu setzen, um mit einem Schlag ohne jeden Aufwand den Hauptgewinn einzustreichen. Man musste nur an das Wunder glauben, dann würde es mit Sicherheit geschehen. Einer wie Sauljak war genau dieses Wunder, das den großen Gewinn im Machtspiel der verrückt gewordenen Politiker versprach.
    Die Frau in der schwarzen Jacke trat aus dem Geschäft, und Tschinzow musterte sie aufmerksam. Irgendwie glich sie ganz und gar nicht der Millionärin, als die Kolja und Serjosha sie beschrieben hatten. Tschinzow tippte seinem Chauffeur auf die Schulter.
    »Ich werde ein Taxi nehmen, ich darf mich nicht verspäten. Du wirst sie beobachten und mir heute Abend berichten.«
    Grigorij Valentinowitsch stieg aus dem Wagen und ließ dabei die ihm entgegenkommende Frau nicht aus den Augen. Wie hieß sie gleich wieder? Anastasija Pawlowna Sauljak? Eine wirklich höchst interessante Person.

DREIZEHNTES KAPITEL
    Über Nastja war eine regelrechte Lawine von Arbeit hereingebrochen. Noch fünf Minuten, dachte sie mit Entsetzen, und ich klappe zusammen. Jede halbe Stunde ereignete sich etwas Neues, ständig rief Gordejew sie zu sich und übertrug ihr neue Aufgaben, ständig kamen Kollegen in ihr Büro und lieferten ihr neue Informationen über Fälle, in denen sie ermittelten, und ausgerechnet jetzt läutete außerdem ständig das Telefon. Nastja schwirrte der Kopf, sie konnte sich kaum noch erinnern, wann sie zum letzten Mal etwas gegessen hatte. Und dann erschien gegen Abend auch noch ein Bote aus dem Ministerium und lud auf ihrem Schreibtisch ein Gebirge von Aktenordnern ab, die Unterlagen, um die Nastja General Konowalow gebeten hatte. In dem Chaos, in dem sie sich befand, hatte sie den geheimnisvollen Henker ganz vergessen.
    Die Herkunft der Tabletten, mit denen Jurzew sich vergiftet hatte, war immer noch nicht festgestellt worden. Dafür hatten die Ermittlungen in Bezug auf Konstantin Fjodorowitsch Rewenko, den Grauhaarigen, der in Krylatskoje ermordet wurde, sehr seltsame, wenn auch teilweise durchaus vorhersehbare Ergebnisse erbracht. Rewenko war erst seit etwa zehn Jahren polizeilich in Moskau gemeldet, vorher hatte er den Angaben zufolge in Estland gelebt. Man hatte herauszufinden versucht, was er vor seinem Umzug nach Moskau gemacht hatte und ob er Verwandte in Estland besaß, aber hier war man gegen eine Wand gestoßen. Der unabhängige baltische Staat wollte den Bitten aus Moskau nicht nachkommen, die Kollegen stellten sich taub am Telefon und taten so, als würden sie kein Russisch verstehen. Die gründliche Durchsuchung von Rewenkos Wohnung hatte so gut wie gar nichts erbracht, allerdings hatte man ein kleines Päckchen mit Tabletten gefunden. Die Gutachter hatten festgestellt, dass es sich um genau dasselbe Präparat handelte, dessen Zusammensetzung sie im Fall Jurzew untersucht hatten. Wenigstens ein ganz kleiner Fortschritt, dachte Nastja mit einem Seufzer der Erleichterung. Jurzews und Mchitarows Selbstmorde konnte man also unter einem Nenner

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