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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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würde Pawel sich so dumm und stereotyp verhalten? Das war eher unwahrscheinlich.
    Das Telefon läutete erneut.
    »Verzeihen Sie«, sagte Pawel, »ich habe die Beherrschung verloren. Wie ist das passiert?«
    »Wundern Sie sich denn gar nicht darüber, woher ich das überhaupt weiß?«
    »Doch . . . Ich bin verwirrt. Rita . . . In der Tat, woher wissen Sie es?«
    »Hat Ihr Freund Minajew Ihnen denn nicht gesagt, dass ich bei der Kripo arbeite?«
    »Nein. Er hat mir nur Ihre Telefonnummer gegeben. Was ist mit Rita passiert?«
    »Man hat sie erwürgt. Pawel, glauben Sie mir, Sie müssen sofort zurückkommen. Sie sind der Erste, auf den der Verdacht fallen wird, weil Sie vorbestraft sind. Sie sind aus dem Straflager zurückgekommen, zwei Wochen später wird Ihre Freundin ermordet aufgefunden, und Sie selbst sind spurlos verschwunden. Kommen Sie so schnell wie möglich zurück, und melden Sie sich selbst bei der Miliz. So werden Sie zumindest keine zusätzlichen Schwierigkeiten bekommen.«
    »Ja, Sie haben Recht.« Seine Stimme klang jetzt gefasster, offenbar hatte der Schock inzwischen ein wenig nachgelassen. »Ich komme zurück. Gleich morgen. So ist es wirklich besser. Nastja . . .«
    »Ja?«
    »Arbeiten Sie wirklich bei der Kripo?«
    »Ja, wirklich.«
    »Kann ich Sie treffen, wenn ich zurückkomme?«
    »Natürlich. Sie haben ja meine Telefonnummer, rufen Sie mich an.«
    »Ich meine, kann ich Sie treffen, bevor ich zur Miliz gehe?«
    »Ja. Wann werden Sie in Moskau ankommen?«
    »Morgen, gegen elf Uhr vormittags.«
    »Dann rufen Sie mich im Büro an. Notieren Sie die Nummer. Ich verspreche Ihnen, dass ich bis morgen Mittag mit niemandem über die Sache sprechen werde. Aber wenn Sie sich nicht melden, dann werde ich gezwungen sein, das zu tun. Und dann wird die Maschine anlaufen. Ich möchte, dass Sie das verstehen.«
    »Ich verstehe es. Ich werde kommen, Sie können sicher sein. Bis morgen.«
    Nastja legte den Hörer vorsichtig auf die Gabel. Gut gemacht, Kamenskaja, dachte sie. Als hättest du nicht genug anderes zu tun, ewig lässt du dich auf zusätzliche Abenteuer ein. Und wenn er nun nicht erscheint? Wenn er die Zeit, die du ihm gegeben hast, dazu nutzt, um unterzutauchen, im Dickicht zu verschwinden? Was, wenn du ihn völlig falsch eingeschätzt hast und er einfach die Psyche eines banalen Kriminellen hat? Nein, das konnte nicht sein. Vielleicht war Pawel der größte Schurke aller Zeiten, aber ein Dummkopf war er nicht, das stand fest. Er würde sich nicht so unklug verhalten.
    * * *
    Der Zauber des stillen Abends in der leeren Wohnung war verflogen. Nastja war nervös, immer wieder ging sie in Gedanken das Gespräch mit Pawel durch und versuchte zu verstehen, ob sie alles richtig gemacht hatte. Sie schlief schlecht, wälzte sich im Bett herum und verfluchte sich und die ganze Welt. Immer wieder versuchte sie, sich an Sauljaks Gesicht zu erinnern, aber vor ihrem geistigen Auge tauchten nur zusammenhanglose Einzelheiten auf. Die kleinen Augen mit den farblosen Wimpern, die hohe Stirn, die eingefallenen Wangen, die lange schmale Nase. Die Details fügten sich nicht zu einem Ganzen zusammen.
    Sie erwachte völlig zerschlagen und in düsterer Stimmung, nicht einmal der heiße Kaffee und der eiskalte Saft konnten sie aufmuntern. Sie fuhr zur Arbeit und schloss sich in ihrem Büro ein. Wenn es nur schon Mittag wäre, dachte sie, Pawel wird sowieso nicht auftauchen. Ich hätte ihm nicht glauben dürfen. Er hat mich angelogen, das steht fest. Aber ich habe ihm mein Wort gegeben und muss mich daran halten. Bis zum Mittag muss ich noch warten, dann werde ich guten Gewissens bei der Dienststelle anrufen, die sich mit dem Mord an Rita Dugenez befasst. Und dann wird man beginnen, Pawel zu suchen. Vielleicht ist es noch nicht zu spät, vielleicht wird es ihm bis dahin noch nicht gelungen sein, auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden.
    Um Viertel nach elf läutete das Telefon.
    »Ich bin auf dem Flughafen«, sagte Pawel. »Wo soll ich hinkommen?«
    * * *
    »Das Problem ist, dass ich kein Alibi habe«, sagte Pawel.
    Sie saßen in einem Cafe und Nastja schien, dass Pawel noch kränker und erschöpfter aussah als bei seiner Entlassung aus der Kolonie.
    »Warum haben Sie denn kein Alibi? Sie sagen, dass Sie vor einer Woche Moskau verlassen haben. Zu dieser Zeit war Rita noch wohlauf und am Leben. Das Gutachten besagt, dass sie vor drei Tagen ermordet wurde. Wo waren Sie in dieser Woche?«
    »Sie verstehen mich nicht. Ich kann

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