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Anastasija 06 - Widrige Umstände

Anastasija 06 - Widrige Umstände

Titel: Anastasija 06 - Widrige Umstände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Mörder hat das Klappen der Fahrstuhltür und das laute Schließen an der Wohnungstür sehr wohl gehört und weiß, dass davon jemand aufgewacht sein könnte. Überflüssiger Lärm ist gefährlich für ihn, darum lässt er Irinas Körper nicht einfach fallen. Er versetzt ihr mit der flachen Sitzfläche des Hockers einen Schlag auf den Kopf, um den Sturz zu imitieren, berechnet aber die Wucht falsch – der Schlag ist schwächer als nötig. Vorsichtig legt er den Leichnam auf den Boden und bringt ihn in die richtige Position. Dann geht er. Selbstverständlich besaß er Schlüssel, mit denen er in die Wohnung gelangt war. Die Kriminaltechniker haben am Türschloss keine Hinweise für ein gewaltsames Aufbrechen gefunden. Er hätte, als er ging, auch wieder abschließen können, aber die Zeit war ziemlich ungünstig, er fürchtete, jemand könnte das laute Schließgeräusch hören. Also lässt er nur den Türschnapper einrasten, die Tür ist zu, aber nicht abgeschlossen. Bleibt noch die Frage: Wodurch hat die Filatowa das Bewusstsein verloren, als sie die Wohnung betrat? Wäre sie bei Bewusstsein gewesen, hätte sie doch, wenn der Mörder ein Fremder war, Lärm geschlagen, und selbst wenn sie die Person in der Wohnung kannte, hätte sie doch nicht die Schuhe ausgezogen, sie musste doch Sacharow noch das Geld bringen. Wie also war der Mörder vorgegangen? Chloroform? Airumjan hatte keine entsprechenden Spuren gefunden. Ein Schlag auf den Kopf? Auch nicht. Ein Nervengas? Das kam alles nicht infrage. Gurgen war ein erfahrener Sachverständiger, das hätte er nicht übersehen. Was also dann? Was nur?

Fünftes Kapitel
    Am Montag, dem zweiundzwanzigsten Juni, wurde Gordejew, kaum hatte er die Dienstbesprechung beendet, zum Chef gerufen. Dessen Gesichtsausdruck entnahm Gordejew, dass er nichts Gutes zu erwarten hatte.
    Der General wurde ohne Umschweife laut:
    »Was zum Teufel ist bei euch los? Dauernd rufen die Untersuchungsführer bei mir an und beschweren sich über deine Jungs. Sie seien eigenmächtig, unverschämt und könnten ihre Zunge nicht im Zaum halten!«
    Petrakow, dachte Gordejew. Er ärgert sich, weil er den Fall Filatowa nicht einstellen kann. Das ist so weit klar. Was sonst noch?
    »Treiben sich in der Akademie rum und im Institut, halten anständige Menschen von der Arbeit ab!«, schimpfte der General weiter. »Den Mord an der Mitarbeiterin aus dem Modehaus haben sie mit Hängen und Würgen aufgeklärt, buchstäblich in letzter Sekunde. Und überhaupt gibt es viele Klagen über deine Jungs und besonders über dich. Was ist das für ein Mädchen, das du da unter deine Fittiche genommen hast? Kocht sie dir Tee und hebt den Rock, wann immer du willst? Das hast du dir ja nett eingerichtet, Gordejew, muss man schon sagen! Seine Geliebte zu sich holen und ihr auch noch ein Offiziersgehalt aus der Staatskasse zahlen, das ist allerhand. Warum sagst du nichts? Weil du dich schämst?«
    »Genosse General«, begann Gordejew vorsichtig, »wem galt der anonyme Brief, mir oder der Kamenskaja?«
    »Wieso anonymer Brief!«, tobte der Chef. »Die ganze Petrowka redet über nichts anderes! Die Leute schlafen nächtelang nicht, laufen sich die Füße wund, sehen keine Sonne, und sie sitzt den ganzen Tag rum und tut nichts! Du hast kein Gewissen mehr, Viktor Alexejewitsch, das sage ich dir! Nenn mir auch nur ein Beispiel, was deine Kamenskaja Nützliches getan hat! Na? Wenigstens eins!«
    Gemeinheiten über Nastja erzählt nicht die ganze Petrowka, dachte Gordejew und die, die es tun, tun das nicht erst jetzt. Und Sie, lieber Genosse General, kennen dieses Gerede auch nicht erst seit gestern. Aber dass jemand Sie in den letzten Tagen aufgehetzt hat, das steht fest. Irgendjemand will unbedingt erfahren, was wir tun, und zugleich mir die Laune verderben. Und Sie, Genosse General, haben den Köder geschluckt, nun hängen Sie am Faden, und irgendjemand zieht daran und lässt Sie tanzen wie eine Marionette. Sie wollen mich möglichst schmerzhaft treffen, ich soll mich rechtfertigen und auspacken. Sie wollen Beispiele?
    »Was schweigst du?«, bedrängte der General ihn weiter. »Hast du darauf keine Antwort? Oder überlegst du dir schnell, was du Gutes über dein Flittchen sagen kannst?«
    Nun gut, sagte Gordejew zu sich selbst und erzählte dem Chef hastig, aufgeregt, als wolle er sich rechtfertigen und plaudere dabei aus Versehen vor lauter Kränkung seine kleinen Geheimnisse aus, einiges über die Rolle der Kamenskaja bei der Arbeit

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