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Anastasija 06 - Widrige Umstände

Anastasija 06 - Widrige Umstände

Titel: Anastasija 06 - Widrige Umstände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Frau spürte den herben Geruch des Eau de Toilette, das ihr Begleiter benutzte. Ihr gefielen seine tiefe Stimme und seine viel sagenden Anspielungen, ihr gefiel es, wenn seine Hand ihre nackte Schulter berührte, wie unabsichtlich, aber voller Leidenschaft. Es gefiel ihr, sich begehrt zu fühlen. Aber Pawlow selbst gefiel ihr nicht.
    Kurz vor dem McDonald’s blieb Larissa stehen.
    »Ich werde schon erwartet. Das restliche Stück gehe ich allein. Ich werde Sie anrufen.«
    Für einen kurzen Augenblick stand sie ganz dicht vor Pawlow, sodass ihre Brust ihn streifte und er den süßen Duft ihres Parfüms wahrnehmen konnte. Dann wandte sie sich abrupt um und eilte zu einem silbergrauen Volvo, der an der Ecke Twerskaja parkte.
    Ein anderes Auto, aber derselbe Fahrer. Die Frau schlug die Tür zu und sagte begeistert:
    »Toller Wagen.«
    »Ich arbeite ja schließlich im Außenministerium«, sagte der Mann am Steuer lächelnd. »Hättest du gesagt, ich sei Schlosser, dann wäre ich mit dem Moskwitsch gekommen.«
    Die Frau lachte.
    »Dima, du bist eine Wucht. Fahr mich schnell nach Hause, mir tun die Augen weh, ich halte es kaum noch aus. Als wären sie voller Sand. Hast du auch nicht vergessen, dass du heute bei mir schläfst?«
    »Wie sollte ich«, knurrte Dima scherzhaft. »So ein Glück wird schließlich nicht jedem zuteil – eine Nacht mit der Kamenskaja persönlich.«
    Sie betraten die Wohnung von Gordejew junior, wo sie für alle Fälle ein Ehepaar spielen sollten. Nastja ließ sich sofort in einen Sessel fallen und streckte die Beine aus.
    »Mein Gott, mir tut alles weh!«, stöhnte sie. »Die reinsten Höllenqualen. Ich glaube, die Sandaletten sind festgewachsen. He!«, rief sie. »Bist du nun mein Mann oder nicht? Hilf mal deiner kranken Frau.«
    Sacharow kniete vor ihr nieder und zog ihr vorsichtig die Schuhe aus.
    »Du hast schöne Beine«, sagte er und strich die Wade entlang bis zum Knie.
    »Das siehst du erst jetzt?«, fragte Nastja spöttisch.
    »Du läufst doch die ganze Zeit in Jeans rum, da sieht man ja nichts davon.«
    »Gib mir bitte mal die Schachtel dort«, bat sie.
    Nastja schraubte die Deckel der beiden Gefäße mit Reinigungslösung auf und legte die Kontaktlinsen hinein, die ihre hellen Augen schokoladenbraun gefärbt hatten. Dann atmete sie erleichtert auf.
    »Jetzt sieht das Leben schon ganz anders aus. Willst du da auf dem Boden sitzen bleiben?«
    »Ja. Von hier sehe ich besser.«
    Nastja lehnte sich in den Sessel zurück und schloss die Augen, um auszuruhen.
    »Was siehst du denn von deinem bequemen Platz so gut?«, fragte sie, die Augen noch immer geschlossen.
    »Dass du sehr schön bist.«
    »Red keinen Quatsch. Alles Maske. Gleich raffe ich mich auf, gehe ins Bad, wasche mir die ganze Maskerade ab, ziehe die Sonntagsklamotten aus, und schon bin ich wieder die graue Maus.«
    Nastja sprach langsam, träge, bewegte kaum die Lippen. Es hatte sie ziemlich angestrengt, den ganzen Tag als temperamentvolle Journalistin herumzulaufen.
    »Pawlow war bestimmt ganz scharf auf dich, oder?«
    »Stimmt«, bestätigte Nastja gleichmütig.
    »Und du? Macht dich das nicht an?«
    »Nein. Wenn es nicht Pawlow gewesen wäre, dann vielleicht.«
    »Und ich?«
    »Was – du?«
    Dima küsste sanft ihr Knie. Nastja rührte sich nicht.
    »Du bist sehr schön.«
    »Das hast du schon mal gesagt. Mein Gedächtnis ist noch intakt.«
    »Und ich wiederhole es noch einmal.«
    »Wozu?«
    »Damit du es dir merkst.«
    »Hab ich.«
    »Aber du glaubst es nicht?«
    »Nein.«
    »Wie bist du gerade auf diesen Typ Frau gekommen? Steht Pawlow auf Rothaarige?«
    »Keine Ahnung.« Nastja zuckte schwach die Achseln. »Ich habe so eine Frau mal auf der Straße gesehen, und sie hat mir gefallen. Da habe ich sie kopiert.«
    »Was kannst du denn noch imitieren?«
    »Alles Mögliche. Ich trainiere das schon seit Jahren. Das ist mein Hobby – mein Äußeres zu verändern. Meine Mutter war oft im Ausland und hat mir immer alles mögliche Spielzeug mitgebracht.«
    »Was für Spielzeug?«
    »Na ja, Schminke, Haarfarben, Kontaktlinsen in verschiedenen Farben. Den Rest denke ich mir selber aus. Ich kann meine Stimme verstellen, meine Gesten, meinen Gang. Eine hübsche Ablenkung.«
    »Wovon?«
    »Vom Gedanken an die Sinnlosigkeit des Daseins.« Sie lachte. »Wenn ich also bei der Miliz rausfliege, werde ich bestimmt nicht arbeitslos. Dann gehe ich als Synchronsprecherin zum Film.«
    Dima rückte näher zu ihr und legte seinen Kopf auf ihre

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