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Anastasija 06 - Widrige Umstände

Anastasija 06 - Widrige Umstände

Titel: Anastasija 06 - Widrige Umstände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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vor ihm auf dem Schreibtisch lagen. Nun, das reichte völlig aus, um mit Kowaljow in einer Sprache zu reden, die er verstand. Gordejew holte tief Luft, legte die Materialien in eine Mappe und schloss sie zufrieden lächelnd im Safe ein.
    Eine halbe Stunde später versammelten sich in seinem Büro Dozenko, Larzew, Korotkow, Selujanow und Dmitri Sacharow.
    »Wir stehen vor einer Wende«, begann der Oberst. »Der theoretische Teil im Fall Filatowa ist abgeschlossen. Wir glauben zu wissen, warum sie ermordet wurde. Wir sind überzeugt, dass es ein Auftragsmord war, und wir denken, der Auftraggeber oder, wenn man so will, Initiator des Mordes war Alexander Jewgenjewitsch Pawlow. Sieht einer von euch das anders?«
    Gordejew ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen.
    »Gut, also weiter. Unsere Möglichkeiten, diese theoretischen Erkenntnisse zu überprüfen, sind äußerst begrenzt. Wir haben vorerst nur Ideen und einige indirekte, ich betone, indirekte Indizien. Wir haben zwei Texte und eine offensichtliche Lüge von Oberst Pawlow. Darauf lässt sich, wie ihr wisst, keine Mordanklage gründen. Außerdem ist nicht auszuschließen, dass wir alle uns irren und Pawlow mit der Ermordung der Filatowa nichts zu tun hat. Dennoch ist der theoretische Teil, wie gesagt, abgeschlossen, und wir kommen jetzt zum praktischen Teil. Wir wollen den Auftragsmörder aus seiner Höhle locken. Das ist die einzige Chance, ihn zu finden. Nach seiner Handschrift zu urteilen, ist er kein Zufallskiller, dessen Dienste bei Abrechnungen zwischen kriminellen Gruppierungen in Anspruch genommen werden, sondern ein Mann, der zuverlässig geschützt ist durch ein gut durchdachtes Sicherheits- und Kontrollsystem. Selbst wenn also der unwahrscheinliche Fall eintreten sollte, dass Pawlow uns sagt, wie er den Killer bestellt hat, werden wir damit nicht weiterkommen. Die übrigen Glieder der Kette werden augenblicklich auseinander fallen, sodass wir das Ende nicht zu fassen kriegen. Stimmen mir da alle zu?«
    Wieder war Schweigen die Antwort.
    »Wir haben die seltene Chance, einen Auftragskiller zu stellen, der für die allerhöchste Ebene arbeitet. Einen solchen Fall hatten wir in unserer Praxis noch nicht, wir können also auf keinerlei Erfahrung zurückgreifen. Das Risiko, einen Fehler zu machen, ist sehr hoch, und die Aussicht auf Erfolg sehr gering. Ich möchte, dass alle sich dessen bewusst sind.«
    Gordejew schwieg, nahm seinen Brillenbügel in den Mund und überlegte. Dann lachte er plötzlich verschmitzt und fragte:
    »Ist einer von euch passionierter Angler?«
    Die Frage kam so überraschend, fiel so aus dem Grundton des Gesprächs, dass die Ermittler nicht einmal lächelten.
    »Ich«, meldete sich Selujanow nach kurzem Zögern.
    »Ach, ihr jungen Leute«, seufzte Gordejew scherzhaft, »die einfachen Freuden sind euch fremd. Aber kennt ihr wenigstens den Unterschied zwischen Blinker und Köder?«
    Alle nickten, wieder entspannt.
    »Also. Im Fall Kowaljow haben wir die Kamenskaja als Blinker benutzt, nach dem zuerst Pawlow geschnappt hat und dann, mit seiner Hilfe, Rudnik. Und jetzt werden wir etwas tun, was es beim Angeln nicht gibt: Wir machen aus einem Blinker einen lebendigen Köder. Eure Aufgabe wird sein, die Situation maximal unter Kontrolle zu behalten. Pawlow arbeitet im Stab unseres Ministeriums, darum dürfen wir ihn nicht observieren lassen. Ich meine, wir können von dem dafür zuständigen Dienst keine offizielle Hilfe anfordern. Also müssen wir es selbst tun. Denkt dran, Pawlow war mehrmals hier und kann jeden Moment wieder hier auftauchen. Er kann jeden von euch schon einmal gesehen haben und möglicherweise wieder erkennen. Sacharow?« Gordejew sah Dima fragend an.
    »Wird gemacht, Viktor Alexejewitsch. Dazu sind Freunde schließlich da«, erwiderte Dima.
    »Gut. Wir brauchen ein ausführliches psychologisches Porträt von Pawlow und eine Charakteristik seiner Denkweise. Larzew?« Der Oberst sah zu Wolodja, der berühmt war für seine Fähigkeit, Menschen zu analysieren – ein Talent, das seine Kollegen an ihm schätzten und oft schamlos ausnutzten.
    »Ist morgen früh fertig«, sagte Larzew.
    Gordejew schüttelte den Kopf.
    »Heute Abend. Gegen neun, spätestens«, sagte er streng.
    Wolodja seufzte ergeben.
    »Noch eine Aufgabe. Die Personenüberprüfung der Journalistin Lebedewa absichern. Da darf es keine Pannen geben. Korotkow.«
    Jura nickte schweigend.
    »Und der letzte Punkt. In unserem Schema gibt es ein schwaches

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