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Anastasija 06 - Widrige Umstände

Anastasija 06 - Widrige Umstände

Titel: Anastasija 06 - Widrige Umstände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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du? Wie gefährlich ist sie?«
    »Ich schwöre, ich weiß nicht mehr! Er erzählt mir nichts. Er erteilt mir Aufträge, und ich führe sie aus. Ich bin ihm etwas schuldig.«
    »Wir sind alle jemandem etwas schuldig. Er hat dich vor dem einen Knast gerettet, und dafür in einen anderen gesteckt. Für Beihilfe zum Mord gibt es mehr als für dein Scheißgold. Hab ich Recht?«
    »Ja. Lassen Sie mich los.«
    »Noch nicht. Du hast noch nicht alles gesagt. Was musstest du nach dem Tod der Filatowa für ihn tun?«
    »Zur Beerdigung gehen, hören, was geredet wurde.«
    »Was noch?«
    »Informationen über die Filatowa sammeln.«
    »Vor dem Mord?«
    »Davor und danach, als schon die Ermittlungen liefen.«
    »Wozu?«
    »Er wollte sich als ihr langjähriger Geliebter ausgeben.«
    »Hat das funktioniert?«
    »Ja.«
    »Was noch?«
    »Eine Frau bei den Bullen überwachen. Für alle Fälle.«
    »Was für eine Frau?«
    »Anastasija Pawlowna Kamenskaja. Es heißt, sie hätte was auf dem Kasten, soll sehr clever sein. Pawlow hatte Angst vor ihr, er wollte rausfinden, ob er ihr nicht irgendwas anhängen kann.«
    »Und, hat er?«
    »Sie ist in Urlaub gefahren.«
    »Dann hat sie wohl nichts gefunden. Wenn sie einen Verdacht gehabt hätte, wäre sie nicht weggefahren.«
    »Das haben wir uns auch gedacht.«
    »Aber sie kommt ja wieder. Genau rechtzeitig zum zweiten Mord. Habt ihr daran mal gedacht?«
    »Nein. Da war die Erpresserin noch nicht aufgetaucht. Wir dachten, sie wäre eine ganz normale Journalistin.«
    »Schön. Also, wie ist diese Kamenskaja?«
    »Ganz normal, unauffällig. Sieht nach nichts aus. Keine Männergeschichten. Auf so eine ist keiner scharf.«
    »Verheiratet?«
    »Nein, auch nie gewesen. Keine Kinder. Lebt allein.«
    »Eine tolle Braut«, spottete der Gallier. »Erzähl mir nochmal, warum Pawlow Angst vor ihr hatte.«
    »Er hat seine Leute in der Petrowka, und die haben ihm erzählt, dass sie ein Unikum ist, dass sie die verwickeltsten Fälle löst.«
    »Warum hat sie dann diesen nicht gelöst, wenn sie so ein Unikum ist?«
    »Pawlow hat sie eingewickelt. Er war ein paar Mal bei ihr.«
    Der Gallier spürte förmlich, dass da etwas nicht stimmte. Wenn die Kamenskaja wirklich so clever war, dann hätte Pawlow sie nie und nimmer einwickeln können. Dafür hätte Pawlow um einiges schlauer sein müssen als sie. Pawlow aber war dumm, zwar sehr gerissen und selbstsicher, aber dumm, davon hatte der Gallier sich überzeugen können. Also, möglicherweise gab es keine phänomenale Kamenskaja, die Geschichte war ein Ammenmärchen – aber wozu? Ganz offensichtlich verschwieg Pawlow seinem Freund Arif etwas. Aber wer hatte hier wohl wen verladen? Pawlow Arif? Oder diese Kamenskaja Pawlow selbst? Wie auch immer, der Mordfall musste abgeschlossen werden. Egal, wie. Er durfte nicht zulassen, dass er, der Gallier, gesucht wurde. Und wenn dieser Oberst Pawlow so blöd war, sich von einem Bullenweib reinlegen zu lassen, dann sollte er ruhig dafür bezahlen.
    Er lockerte seinen Griff ein wenig, damit Arif den Kopf drehen konnte.
    »Ich warne dich nicht extra, du weißt selbst Bescheid. Merk dir eins: Dein Oberst und du, ihr kriegt mich nicht. Aber ich erwische euch im Handumdrehen. Du weißt, ich mache keine Witze. Hat er eine Waffe?«
    »Ich glaube ja.«
    »Glauben genügt mir nicht. Find das raus. Ich ruf dich morgen an.«
    Der Gallier verließ das Haus und ging gemächlich in Richtung Metro. Er hatte bereits einen fast fertigen Plan im Kopf. Nun musste er sich um diese Rothaarige kümmern.
    Gordejew verbrachte schon die zweite Nacht in seinem Büro. Er machte sich Sorgen um Nastja, besonders nach dem Gespräch mit Korotkow. Sie hatte solche Angst, die Arme! Diese Aufgabe war eigentlich nichts für eine Frau. Aber andererseits passte sie so schön, geradezu perfekt in den Plan wie kein Mann. Gordejew lobte in Gedanken Wolodja Larzew, der in seinem psychologischen Porträt von Pawlow geraten hatte, ihn nicht unter Druck zu setzen und zur Eile zu treiben. Wenn man versuchte, jemanden im Sturm zu nehmen und ihm nur wenige Stunden zum Überlegen ließ, lief man immer Gefahr, nicht ernst genommen zu werden. Wer Druck ausübte, drohte und es eilig hatte, der war in einer schwachen Position und hatte Angst, das Opfer könnte, wenn es in Ruhe nachdachte, feststellen, dass man nichts in der Hand hatte und eigentlich gar nicht so gefährlich war. Die typische Chefmasche: Anbrüllen, Druck ausüben, beleidigen – und schon fühlte sich der

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