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Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Titel: Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Rechtfertigungen, zu ihm nach Hause zu kommen. Er wohnte im selben Moskauer Stadtbezirk wie Nastja, und gegen neun Uhr abends am Samstag, dem sechzehnten September, betrat sie seine große, höchst eigenwillig eingerichtete Wohnung.
    Degtjar, vom Hals bis zur Hüfte in warme Wolltücher gehüllt, wirkte wie ein uralter Greis, doch Nastja, die vorher Erkundigungen eingeholt hatte, wusste, dass er erst zweiundfünfzig war und in »guter« Verfassung ausgezeichnet Ski fuhr und gern Volleyball spielte. Kaum eingetreten, vernahm Nastja die ihr von Kindheit an vertrauten Klänge der Ouvertüre zu »La Traviata«. Augenblicklich fiel ihr ein, dass sie heute Morgen beim Durchsehen des Fernsehprogramms diese Aufzeichnung angekreuzt hatte, und sie bedauerte von ganzem Herzen, dass sie sie nun verpasste. Sie hatte sich so darauf gefreut. Aber vielleicht war ja noch nicht alles verloren: Immerhin hatte der Hausherr den Fernseher angeschaltet, also interessierte ihn die Aufführung ebenfalls. Vielleicht konnte sie ja wenigstens mit halbem Ohr . . .
    »Bitte kommen Sie herein«, forderte Degtjar sie auf. »Entschuldigen Sie bitte, ich schalte noch schnell den Videorecorder ein, um die ›Traviata‹ aufzunehmen, während wir beide uns unterhalten. Ich sehe sie mir dann später an.«
    »Könnten Sie sie nicht auf zwei Kassetten aufnehmen?«, entfuhr es Nastja unwillkürlich. Noch bevor sie darüber nachdenken konnte, war die Frage heraus.
    Degtjar sah sie erstaunt an und schlurfte voran ins Zimmer.
    »Natürlich. Sind Sie auch Opernliebhaberin? Oder interessieren Sie sich nur rein dienstlich dafür?«
    »Nein, nicht dienstlich. Ich liebe Opern, und die ›Traviata‹ ganz besonders.«
    Degtjar schloss zwei Videorecorder gleichzeitig an, legte Kassetten ein und drehte sich zu Nastja um.
    »Warum gerade die ›Traviata‹, wenn man fragen darf? Wegen der schönen Musik?«
    Nastja hörte aus seinem Ton den leisen Spott des echten Musikliebhabers und Kenners für die oberflächliche Dilettantin heraus. Natürlich, wirkliche Opernkenner gab es heutzutage nur noch wenige, und eine Kripobeamtin dürfte kaum dazu gehören. Aber die ›Traviata‹ kannte zumindest dem Namen nach jeder. Wenn jemand also sagte, er liebe diese Oper, war das etwa das Gleiche, als wenn man sagte: »Ich liebe Puschkin, besonders ›Eugen Onegin‹.«
    »Ich mag tatsächlich am liebsten die ›Traviata‹ und ›Pik Dame‹«, sagte Nastja lächelnd. »Weil es darin um das Leben geht, um echte Tragödien, um Liebe und Tod. Um ganz normale Menschen, einfacher gesagt. Und nicht um Könige, Prinzessinnen, böse Zauberer und verkleidete Helden. Was die Musik angeht, da mag ich am liebsten den ›Troubadour‹ und die ›Schlacht von Legnano‹. Aber das ist natürlich Geschmackssache.«
    »Ach ja?«, fragte Degtjar plötzlich lebhaft. »Amüsant, sehr amüsant . . .«
    »Was amüsiert Sie daran so?«, fragte Nastja misstrauisch.
    »Ausgerechnet der ›Troubadour‹ war der Anlass für den Krach zwischen Alina Wasnis und Soja Semenzowa.«
    Das Musikstudio der Firma Sirius produzierte neben Videoclips von Pophits auch Opern auf Video. Sie waren für einen engen Kreis echter Musikliebhaber bestimmt, die sich ein Video nicht nur in der Videothek ausleihen, sondern es selbst besitzen wollten, um es immer wieder hören zu können. Diese Videos waren sehr teuer, doch die Sache rentierte sich. Die Filme wurden mit guten Schauspielern, schöner Ausstattung und vielen Außenaufnahmen gedreht, den Ton lieferten Raubkopien oder Lizenzen von Aufnahmen renommierter Sänger und Orchester. Jeder weiß ja, wie schwierig es ist, einen jungen schlanken Tenor zu finden oder eine schöne junge Sopranistin, deren Gesangs- und Schauspielkunst auch für einen Film attraktiv wäre. Der große Caruso war klein und dick. Die weitbeste Sopranistin unserer Zeit, Montserrat Caballe, sprengt jeden Bildschirm. Pavarotti ist fett, Carreras zwar schlank, aber klein. Der große, schlanke Domingo geht auch mit der besten Maske nicht mehr als jung durch. Ein echter Kenner kauft ein Video aber nur, wenn er Weltklassestimmen bekommt. Darum musste kombiniert werden.
    Alina Wasnis war im Studio zunächst nur Kleindarstellerin, dann bekam sie Nebenrollen, die Polina in der »Pik Dame«, die Amneris in »Aida«, die Alisa in »Lucia von Lammermoor«. Als Degtjar in den Besitz einer Aufzeichnung der »Troubadour«-Aufführung der Metropolitan Opera mit Luciano Pavarotti und Mirella Freni gelangte, wollte er

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