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Anastasya (German Edition)

Anastasya (German Edition)

Titel: Anastasya (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Mitterer
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nicht vorstellen, dass sie mit ihm schlafen würde. Ich konnte mir bei ihr überhaupt nichts in der Art vorstellen. Schon gar nicht, dass sie jemanden kaltherzig aussaugte und ihn dann liegen ließ.
Der Junge zerrte mich aus der Kneipe heraus.
    „Wie heißt du?“, fragte er mich, kurz bevor er taumelte und die wenigen Stufen hinunter gefallen wäre, wenn ich ihn nicht aufgefangen hätte.
    „Victoria“, nannte ich meinen zweiten Vornamen. Ich vermutete nämlich, dass er so einer war, der mich Stacy nennen würde.
    „Okay Vicky“, sagte er grinsend. Verflucht! „Komm mit“ Er hatte scheinbar keine Ahnung mehr, wo er wohnte. Wir liefen zwei oder drei Mal hin und her und dann wurde es mir zu blöd. Ich überlegte, wo ich mit ihm hingehen konnte. Da fiel mir auf, dass eines der Häuser um uns herum ziemlich weit hinauf ragte. Darin brannten sogar noch ein paar Lichter, es war also bewohnt. Ich packte ihn am Arm und zerrte ihn dort hinein. „Hier wohne ich aber nicht“, protestierte er.
„Von jetzt an schon“, ich trat die Tür einer x-beliebigen Wohnung ein und sperrte ihn ins Badezimmer, das gleich neben der Tür war. Dann schaute ich mir die Wohnung an und machte mehrere Menschen ausfindig. Zwei Erwachsene lagen im Schlafzimmer. Innerhalb von zehn Minuten gab es sie beide nicht mehr. In einem kleineren Zimmer fand ich ein kleines Kind. Es schrie wie am Spieß, aber nach einer halben Minute hielt es auch den Mund. Ich hörte, dass sich etwas auf mich zu bewegte. Ein Hund bellte mich an. Es war ein ziemlich großer und wenn ich in Reichweite gewesen wäre, hätte er versucht, mich zu überwältigen und mir ins Genick zu beißen. Ich hätte das Selbe machen können, aber von Tieren hielt ich nichts. Man konnte Tierblut mit… Salat vergleichen. Eine nette Beilage, aber ich brauchte das nicht. Außerdem störte mich das Fell.
    Der Hund bekam eine Kugel in die Brust und fiel tot um. Jetzt räumte ich ein wenig auf. Ich zerrte die Körper in einen Raum und schloss die Tür. Als ich den Jungen aus dem Badezimmer holen wollte, stellte ich fest, dass er sich inzwischen ausgiebig übergeben hatte und dabei war, zu sterben. Langsam wirkte der Alkohol bei ihm.
Ich zögerte nicht lange und brach ihm das Genick. Nach wenigen Minuten hatte ich das Haus wieder verlassen.
    Die Luft draußen war so angenehm, dass ich erst jetzt bemerkte, wie stickig es in der Wohnung gewesen war. Diese Menschen lüfteten anscheinend selten. Wobei es hier auch nicht ratsam war, weil gern mal jemand durchs Fenster herein kam. Andererseits hielten geschlossene Fenster auch niemanden davon ab, in ein Haus einzusteigen.
Es wehte ein ziemlich starker Wind. Wenn ich ein Mensch gewesen wäre, hätte ich sicher gefroren, aber ich spürte lediglich etwas, das sich so anfühlte, als würde ich von oben bis unten begrapscht. Und es war mir in diesem Moment mehr als unangenehm. Ich empfand es sogar als lästig und beschloss, irgendwo hinein zu gehen, anstatt den Rest der Nacht so zu verbringen.
Aber ich wollte nicht stundenlang in irgendeinem leeren Gebäude sitzen, das für mehrere hundert Personen bestimmt war. Es war traurig, dass der Ort so verlassen war, aber es hatte sein Gutes. Die Menschen, die noch rechtzeitig flüchten, bzw. sterben konnten waren aus dem Schneider. Den wenigen die noch hier lebten ging es miserabel.
    Ein Hund lief an mir vorbei. Ich schaute ihm nach. Er hatte es eilig, vermutlich flüchtete er vor etwas. Ich sah auch bald die Ursache. Sie waren hinter ihm her. Sie liefen ebenfalls an mir vorbei. Es waren drei. Sie bemerkten mich gar nicht mehr. In dieser Stadt roch es entweder nach Verwesung, Exkrementen oder Mensch. Sie nahmen meinen Geruch gar nicht mehr wahr. Das war auch gut so, ich wollte jetzt mit niemandem Reden. Das war ja das verrückte. Obwohl wir eigentlich allen Grund zu Besprechungen hatten, gab es kaum Gespräche. Jeder versuchte irgendwie allein seinen Weg zu gehen. Ein wirkliches Ziel hatte niemand. Es ging nur um den Weg. Denn was konnte im schlimmsten Fall passieren? Hunger, oder in der Gruft der hohen Familie erscheinen zu müssen. Das erste Problem hatte ich gerade gelöst, das andere hatte ich noch am Hals. Meine Aufgabe also die nächsten zwei Wochen: Nicht auffallen und mich auf den Weg machen. Wobei es eigentlich egal war, wenn ich nicht pünktlich war, würden sie mich holen. Und dann erging es mir wie allen anderen. Der positive Punkt war allerdings, dass ich höflich darum gebeten wurde, zu

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