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Anastasya (German Edition)

Anastasya (German Edition)

Titel: Anastasya (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Mitterer
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faustgroß. Wenn ich die ins Gesicht bekommen hätte, hätte ich geschrien wie das kleine Kind, das ich gerade ausgesaugt hatte. Als hinge mein Leben davon ab. Ich hatte irgendwie eine leichte Spinnenphobie. Es machte mir Angst, dass sie acht Beine und acht Augen hatten. Gut in den meisten Fällen war das Gehirn kleiner als die beiden Hauptaugen (also würden sie kein Attentat auf mich planen) aber trotzdem waren sie mir ungeheuer.
     
    Ich fand Lena nach nicht allzu langer Zeit. Sie sah etwas geistesgestört aus, aber es schien ihr äußerlich gut zu gehen. Andererseits kippte sie fast um, als sie mich sah.
    „Du lebst noch?“, fragte sie überrascht. Ihre Knie zitterten. Ich musterte sie. Sie sah so aus als wäre sie gerade vergewaltigt worden.
    „Wieso sollte ich das nicht“ Ich war verwirrt. Hatte er etwas zu ihr gesagt?
    „Er hat gesagt, dass er jetzt los geht und dich sucht und dich so lange schlägt bis du ihm das gibst, was ich ihm nie geben kann“, murmelte sie. Scheinbar stand sie vollkommen neben sich. Und ich hatte das Bedürfnis, auf sie aufzupassen. Scheiße, ich entwickelte Muttergefühle. War das ein Zeichen, dass ich zu Daniel zurück und mit ihm ein Kind zeugen sollte? Hoffentlich nicht. „Du siehst nicht so aus als hätte er dich geschlagen“, bemerkte sie, als ich meinen Arm um ihre Schulter legte und ihr mit dem anderen Arm den Boden unter den Füßen weg riss.
    „Wohnst du irgendwo?“, fragte ich sie.
    Sie nickte. „In dem Blauen Haus am Stadtrand dort drüben. Dritter Stock, zweite Tür links“ Okay, so benommen konnte sie gar nicht sein. Ich beschloss trotzdem, sie zu tragen.
    „Hat er dich wirklich geschlagen?“, fragte sie verängstigt und fuhr mit ihrer Hand über meine Wangen. Ich verstand nicht, was sie damit erreichen wollte, aber ich ließ sie gewähren. Dann streichelte sie eben mein Gesicht.
    „Nein“, antwortete ich knapp.
    „Warum nicht?“, wollte sie wissen.
    Ich zuckte die Schultern. „Weil er schwächer ist als ich und viel langsamer“
    Lena nickte und legte ihre Arme um meinen Hals. Ich musste feststellen, dass es mir gefiel, sie im Arm zu halten. Mit dem Gedanken, ein kleines schreiendes Baby zu haben, konnte ich mich allerdings noch nicht anfreunden. Alles, was jedoch größer war als einen Meter und mehr als dreißig Kilogramm wog, hielt ich gern im Arm.
    „Kannst du mich stark machen? Und schnell?“, bat sie mich.
    Ich zuckte die Schultern und schaute mich nach einem blauen Haus um. Eigentlich war es alles andere als schwer zu sehen, aber die Sonne blendete mich.
    Scheiß Sonne.
    „Vielleicht morgen“, murmelte ich, als ich das Haus betrat und die Treppe hoch lief. Im Gegensatz zu dem, was ich gewöhnt war, roch es hier ausschließlich nach lebenden Menschen. Ich mochte den Geruch. Es war wie ein Blick in den vollen Kühlschrank. Genug Nahrung vorhanden, alles klar dann ab vor den Fernseher.
    Ich überwand ein Stockwerk nach dem anderen, ein paar kleine Mädchen kamen mir entgegen, wichen mir aus und liefen weiter bis sie schließlich das Treppenhaus verlassen hatten. Ich schaute ihnen hinterher.
    Lena hob ihren Arm und fasste mir an die Wange, drehte meinen Kopf weg. „Nein…. Geh bitte weiter“, murmelte sie. Ich nickte und gehorchte.
    Nachdem ich das dritte Stockwerk erreicht hatte, öffnete ich die Tür zu Lenas Wohnung und betrat sie.
    Es war nicht abgeschlossen.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    -6-
     
     
     
     
    Die Wohnung war klein. Aber größer als die, in der ich aufgewachsen war. Und sie lebte hier nicht allein, oder es war jemand hier gewesen…  Ich roch noch jemand anderen. Unsicher schaute ich mich um. Es schien niemand hier zu sein.
„Meine Schwester wohnt auch hier“, erklärte sie, als sie meine Unruhe bemerkte. Ich nickte und folgte Ihrem Geruch. Der Raum in dem es vermutlich am meisten nach ihr riechen würde, war ihr Schlafzimmer. Und nach dieser Schlussfolgerung brachte ich sie dort hin. Ich legte sie ins Bett und deckte sie zu. Natürlich würde sie nicht schlafen, aber sie sah aus als hätte sie einiges mit ihrem Gewissen abzuklären. Ich wusste nicht, wie lange sie brauchen würde, zu akzeptieren, was passiert war. Bei mir ging sowas immer schnell. Aber ich war solche Dinge gewohnt. Sie eher nicht, deshalb… das konnte dauern.
    Während sie im Bett lag und ich allein war schaute ich mich um. Ihr Zimmer hatte etwas Menschliches. Es

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