Anastasya (German Edition)
meistens ziemlich gut, mich dann sofort zu unterwerfen und Reue zu zeigen.
„Ich warte hier übrigens auf jemanden. Er hat hier gewohnt“, erklärte sie plötzlich. Ich schaute sie fragend an. Wie kam sie jetzt auf das? Wieso erzählte sie mir das?
Ach ja, ich hatte einmal gefragt, aber das war schon über eine Stunde her. Verfluchtes Langzeitgedächtnis.
„Aha“, machte ich desinteressiert. Ich konnte mir bereits denken, wer sie war. Sie saß in dem Zimmer, das ich mir mit Adam geteilt hatte und ich kannte sie nicht. Vielleicht war sie seine Freundin.
„Ich habe gehört, dass er tot sein soll, also wollte ich sehen, ob er nicht doch noch hier ist. Bist du Anastasya?“, fragte sie mich.
Ich nickte. „Was hat er dir erzählt?“
Sie senkte ihren Blick und betrachtete den Mann, der vorbei humpelte. Er hatte wohl gerade eine Begegnung mit einem von uns gehabt, der sich einen Spaß daraus machte, ihn für ein paar Minuten laufen zu lassen und ihn dann wieder einzufangen. Es war ein albernes Katz und Maus Spiel in einem kleinen Labyrinth. Die Maus hatte keine Chance.
„Nicht viel, nur dass er dich immer bewundert hat für das, was du tust. Du hast es geschafft, dich von dieser Familie abzuwenden…“, erklärte sie.
Ich schüttelte den Kopf. „Wenn ich es geschafft hätte, wäre ich nicht hier“
„ Stimmt. Aber das hat er mir auch vor ein paar Monaten gesagt. Und dass du in Österreich bist und er dich besuchen will. Stimmt das?“
„Ja“
„Darf ich dich Stacy nennen?“, fragte sie. Oh mein Gott, wie ich es hasste, wenn jemand versuchte, mir Spitznamen zu geben! Ich war mit meinem eigentlichen Namen ziemlich zufrieden und sehr froh, keinen Nachnamen zu haben. Schlimm genug, dass ich einen zweiten Vornamen hatte.
„Auf gar keinen Fall“, wimmelte ich sie ab. Ich wusste ja auch gar nicht, was sie überhaupt von mir wollte? Wieso redete sie mit mir? Naja, ich hatte sie angesprochen, aber ich hatte weder wirklich interessiert, noch freundlich geklungen. Es war eher abweisend und überrascht. Ich wollte wissen, wer zum Teufel sie war und was sie hier machte. Ich wollte mich nicht mit ihr anfreunden, ich brauchte keine Freunde. Und wenn, dann keine die so sehr von anderen abhängig war! Scheinbar musste sie wirklich einmal lernen, wie sie ihre Ziele verwirklichen und sich durchsetzen konnte. Ohne diese Fähigkeiten würde sie es nicht mehr lange durchhalten, ohne durchzudrehen.
„Anni?“
„Nein! “, protestierte ich erneut. Ich schüttelte den Kopf und überlegte, was ich jetzt machen sollte. Ich würde niemals zwei Wochen zur Gruft der hohen Familie brauchen. Naja vielleicht hätte ich so lange gebraucht, wenn ich nicht gewusst hätte, wo sie sich befand. Aber ich wusste es. Ich stand bereits einmal davor.
Ich schüttelte den Kopf. Ich würde höchstens ein paar Tage brauchen. Es sei denn, ich würde wieder mit dem Zug fahren. Wobei mir das mittlerweile vergangen war. Ich wollte so jemandem wie diesem Studenten oder Wissenschaftler oder Beobachter Menschlichen Verhaltens nie wieder begegnen. Und dieses kleine Kind war mich ebenfalls auf die Nerven gegangen.
Ich beschloss, mich in der nächsten Zeit ausschließlich von Kindern zu ernähren, es gab zu viele und sie hatten keine Manieren. Außerdem würden einige von ihnen, besonders die, die hier in dieser Gegend lebten, nicht mehr lange durchhalten.
„Na gut, dann nicht…“, murmelte sie. Ich drehte mich um und ging. Ich brauchte sie nicht. Ich wollte sie auch nicht um mich haben, sie ging mir mit ihren blöden Fragen auf die Nerven. Aber sie stand von der Treppe auf und folgte mir durch die Straßen. Ich konnte sie kaum sehen, weil es so dunkel war, aber das war gut so. Sie sah echt scheiße aus. Ihr Mascara war verlaufen und sie war kreidebleich. Es hatte generell den Anschein, dass sie gleich umfallen würde. Einen Menschen, der so aussah, hätte man besser in die Notaufnahme gebracht, aber wir sahen das nicht so eng. Außerdem waren es fast dreißig Kilometer bis zum nächsten Krankenhaus. „Hast du eine Ahnung, wo Adam sein könnte?“, fragte sie mich. Ich schüttelte den Kopf und es war mir egal, ob sie das in der Dunkelheit erkannte oder nicht. Sie sollte mich endlich in Frieden lassen. „Ich nämlich auch nicht. Ich habe lange nichts mehr von ihm gehört, er ist einfach nicht mehr zurück gekommen, weißt du…“, redete sie weiter. Oh mein Gott, ich brauchte Alkohol. JETZT! Und wieder einmal war ich es leid, dass ich
Weitere Kostenlose Bücher