Anatomie Einer Nacht
sondern täuschte ihn.
Er rappelt sich auf, geht zum Küchenfenster und öffnet es, wankt zum Nachbarfenster, öffnet es ebenfalls, dann öffnet er alle Fenster im Haus, öffnet sie so weit wie möglich und setzt sich wieder in die Mitte des Wohnzimmers, auf einen Teppichboden, der die Kälte durchlässt, da seine Fasern zerschlissen sind –
und Keyi beginnt zu trinken, trinkt die erste, zweite, dritte Dose Bier leer, danach zieht er sich aus, nackt trinkt er die vierte, fünfte, sechste und letzte Dose, er rollt sich nicht zusammen, sondern streckt sich aus und schläft ein.
Bald verschwinden Keyis Spuren, als wäre ihre Existenz unbedingt an die ihres Besitzers gebunden. Die Wohnung wirkt wieder unbewohnt, selbst die silberne Farbe der Bierdosen verschmilzt mit dem Grau des Bodenbelags. Durch die geschlossenen Vorhänge schimmert der Tag, taucht die Räume in ein weiches Licht, so dass man glauben könnte, man befinde sich nicht mehr in der Arktis. Es ist still, durch das Fenster dringen weder die Schreie der Vögel noch das Summen der Insekten, selten steigt ein leises Murmeln vom Keller auf, wie aus einem Traum oder aus einer fernen Welt.
Nicht weit von hier lebte Keyis Cousine, sie kam bei einem Unfall ums Leben, die Erklärung, sie sei in der Dunkelheit gefallen, habe das Bewusstsein verloren und sei erfroren, da sie sich nicht rechtzeitig in die Wärme habe retten können, leuchtete ihm nie ein. In Keyis Vorstellung war sie im Tiefschlaf in die Berge gewandert, hatte alle Stunden der Nacht eingeatmet und war zu Eis erstarrt –
wie er selbst erstarrt ist, seine Haut eiskalt, und über seinem Gesicht ein dünner Film liegt, der auf den ersten Blick aussieht wie Schnee, tatsächlich aber Raureif ist, eine dünne Schicht gefrorene Luft: Sie verwandelt ihn in eine Landschaft aus Eis, zeitlos.
Per hat sich mit seinem Bier von der Traube am Eingang abgesondert und trinkt es, während er der Gruppe den Rücken zukehrt, sie würde ihm ohnehin kein zweites geben. Er scheint noch ansprechbar zu sein, und selbst wenn er es nicht mehr wäre, würde Mikileraq mit ihm ein Gespräch beginnen. Hej Per, sagt sie und will ihm eine Frage stellen, die sie nicht stellen kann, da es außerhalb seiner Möglichkeiten liegt, sie zu beantworten, hej Per, möchte sie fragen, kannst du dich an mich erinnern, stattdessen fragt sie, kann ich dein Muttermal noch einmal sehen, aber er antwortet nicht, bleibt von ihr abgewandt, so greift sie nach seiner rechten Hand und geht ein wenig in die Knie, um sie besser betrachten zu können. In diesem Moment dreht sich Per um und küsst sie so schnell, dass sie es nicht rechtzeitig schafft, zurückzuweichen, und als sie seinen Speichel von ihren Lippen wischen will, sie hat kein Taschentuch eingesteckt, der Handrücken muss reichen, küsst Per sie wieder, diesmal auf den Hals, drückt den Kragen der Jacke hinunter und arbeitet sich zu ihrem Nacken vor, und sie stößt ihn von sich und fragt, kannst du dich an deine Mutter erinnern?, anstatt zu fragen, was machst du da?, und er glaubt, es sei Teil eines Spiels, und er sagt, sie sah aus wie du, und lacht über seine Antwort, sie gefällt ihm, und er nähert sich ihr wieder, diesmal packt er sie an den Schultern und schält die Jacke langsam mit einer Hand von ihrem Körper, während er sein Gesicht an ihres presst, dabei die andere Hand unter die Jacke gleiten lässt und sich langsam von ihrem Bauch zu ihren Brüsten tastet und sich von dort zu den Knöpfen ihrer Bluse vorarbeitet, sie öffnet, die Hand durch die Öffnung steckt, ihre Brust streichelt und knetet und ihren Kopf zu sich heranzieht und sie küsst, indem er seine Zunge an ihren Zähnen vorbeigleiten lässt und sie tief in ihren Rachen schiebt, so dass Mikileraq kaum atmen kann und ihre Versuche, ihn von sich zu stoßen, vergeblich sind. Dann gleitet seine Hand von den Brüsten zum Reißverschluss ihrer Hose, öffnet ihn und gräbt sich zu ihrer Scheide vor, tastet diese ab, bohrt den Mittelfinger hinein und lässt ihn auf und ab gleiten. Inzwischen hat er ihr T-Shirt hochgeschoben, ihre Brüste entblößt, und während er sie am Hals und mit seinen Oberschenkeln gegen die Bergwand gedrückt hält und langsam ihre Hose hinunterzieht, leckt er abwechselnd die eine, dann die andere Brustwarze, und anfangs wehrt sich Mikileraq, doch dann hört sie damit auf, denn sie entdeckt sein Muttermal, und sie beobachtet es, wie es auf ihrem Körper herumkriecht und ihn untersucht, sie beobachtet,
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