Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anatomie

Anatomie

Titel: Anatomie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bass jefferson
Vom Netzwerk:
für einen Akademiker mittleren Alters, der seltsam schief und krumm halb im Hubschrauber hing und halb draußen.
    »Beeil dich, ich kann ihn nicht lange halten«, keuchte ich.
    »Okay, ich hab ihn; weiter geht’s«, sagte Art, und meine Last wurde merklich leichter.
    Als wir den Torso durch die Öffnung hievten, blieb ein Oberschenkelknochen am mittleren Holm der Windschutzscheibenöffnung hängen, und ich verlor das Gleichgewicht. Ich stolperte rückwärts in Mirandas Arme. Die Leiche überschlug sich und landete plumpsend auf meinen Füßen. »Verdammt«, sagte ich.
    »Gut, dass wir keine Rettungssanitäter sind«, sagte Art. »Wenn er nicht schon tot wäre, wäre er’s jetzt. Entweder das, oder er würde flugs seinen Anwalt anrufen.«
    Ich zog die Ecken des Leichensacks um den Torso und zog den Reißverschluss zu. »Jeder packt eine Ecke«, sagte ich, »und dann schaffen wir ihn in den Wagen.« Auf uns vier verteilt, war das Gewicht überraschend leicht – nicht mehr als zehn Kilo für jeden.
    Miranda und Sarah kamen zuerst mit ihrem Ende des Leichensacks an den Wagen. »Setzen wir ihn auf der Heckklappe ab, dann klettern wir rein und ziehen ihn rein«, sagte Miranda. Sie hievten sich sehr viel eleganter in den niedrigen Aufbau über der Ladefläche, als ich das gekonnt hätte. »Oh, noch einmal jung und behände zu sein«, sagte ich und schob meine Ecke auf sie zu.
    »Oh, eine Festanstellung zu haben und von Assistentinnen verhätschelt zu werden«, schoss Miranda zurück. Im dunklen Innern des Aufbaus lachte Sarah hustend.
    »So weit wird es nicht kommen«, sagte ich, »wenn Sie den Institutsleiter verärgern und er Sie rauswirft.«
    »Das würde er nicht wagen. Ich bin seit zwei Jahren seine rechte Hand. Ohne mich wäre er verloren.«
    »Stimmt«, sagte ich. »Aber ich baue schon Ihre Nachfolgerin auf.«
    »Ausgeschlossen«, konterte Sarah, »die Bezahlung ist lausig, und die Arbeitszeit stinkt mir. Genau wie die Patienten.« Sie kamen wieder hervor und hüpften von der Ladefläche.
    »Oh, das ist neu«, sagte ich. »Lassen Sie mich an meine Arbeit zurückkehren, damit ich mir eine gewitzte Erwiderung überlegen kann.« Ich ging zurück zum Cockpit, um die Knochen zu bergen, die sich vom Körper gelöst hatten. Das Erste, was ich herauszog, war ein Oberarmknochen. »Sieht aus, als hätte der Aufprall ihm den linken Arm abgerissen«, sagte ich zu Miranda. »Wissen Sie, was mir das verrät?«
    Miranda besah sich den Knochen genauer, während Sara den entsprechenden Knochenumriss auf dem Knocheninventar ausmalte. »Nun, ein Ende ist ganz schwarz, und das andere ist grau«, sagte Miranda. »Ich nehme an, das ist ein Hinweis?«
    »Ist das differenzielle Verbrennung?«, fragte Sarah und beugte sich vor.
    »Richtig … sehr gut«, sagte ich. Miranda zog die Augenbrauen hoch, dann lächelte sie in widerwilliger Bewunderung. »Sehen Sie den Humeruskopf«, fuhr ich fort, »wo der Arm mit der Schulter verbunden ist? Er ist vollständig kalziniert; diese graue Farbe bedeutet, dass das organische Material zur Gänze verbrannt ist und nichts als Mineralien übrig sind. Sehen Sie, wie er von Hitzebrüchen durchzogen ist.« Sie betrachteten ihn intensiv. »Seien Sie sehr vorsichtig damit … er ist sehr zerbrechlich, wie Knochen, die eingeäschert wurden. Das Distalende am Ellenbogen ist karamellfarben, was bedeutet, dass es längst nicht so verbrannt ist. Weil …?«
    »Weil noch Weichgewebe darum war, das es eine Weile geschützt hat«, sagte Miranda schnell. Sie reichte Sarah den Oberarmknochen, die ihn in einen braunen Asservatenbeutel tat, den sie etikettierte und mit einer Nummer versah.
    »Genau.« Ich griff ins Cockpit und holte zwei weitere Knochen heraus, die am unteren Ende noch zusammenhingen. »Sieht aus, als würden das linke Schienbein und Wadenbein dasselbe Muster differenzieller Verbrennung aufweisen, also hat der Aufprall ihm wahrscheinlich auch den linken Unterschenkel abgerissen.« Ich reichte die Knochen nach draußen, damit sie sie inventarisierten, untersuchten und eintüteten. »Und der linke Oberschenkelknochen ist in der Mitte des Schafts auch kalziniert; das bedeutet, dass durch die Wucht des Aufpralls wahrscheinlich der Muskel gerissen ist.« Als ich den Oberschenkelknochen ausstreckte, beugte Art sich vor, um Nahaufnahmen des Brandmusters zu machen. Das Blitzlicht blendete mich. »Tu dir keinen Zwang an, Art«, sagte ich, »eigentlich brauche ich meine Retina auch nicht, um hier zu

Weitere Kostenlose Bücher