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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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je miterleben durfte.«
    Terri erhob Einspruch. »Jetzt hör aber mal auf – ich hab mit dir ’ne Menge Unterhaltungen geführt, die wesentlich abgedrehter waren als die jetzt.«
    »Ich auch«, stimmte Stormy ihr zu. »Odd Thomas, du bist ein wahrer Quell abgedrehter Unterhaltungen.«
    »Ein Geysir!«, präzisierte Terri.
    »Das ist nicht meine Schuld, es ist einfach mein Leben«, sagte ich.
    »Von dieser Sache solltest du lieber die Finger lassen«, sagte Terri besorgt. »Überlass das Wyatt Porter.«
    »Ich werde es ihm ja überlassen! Ich bin kein Cop, wie euch bekannt sein dürfte. Ich trage nicht mal eine Waffe. Also kann ich den Chief bloß beraten, das ist alles.«
    »Diesmal solltest du ihn nicht einmal beraten«, sagte Stormy. »Halt dich da raus, nur dieses eine Mal. Fahr mit mir nach Vegas. Sofort.«

    Ich wollte ihr die Freude durchaus machen. Ihr Freude zu machen macht auch mir Freude, und dann singen die Vögel schöner als sonst, die Bienen machen besseren Honig, und die Welt ist voller Glück – jedenfalls kommt es mir aus meiner Sicht so vor.
    Was ich tun wollte und was richtig war, war leider nicht dasselbe. Deshalb sagte ich: »Das Problem ist nur, dass ich für diese Aufgabe bestimmt bin, und wenn ich vor ihr davonlaufe, wird sie mir einfach folgen, so oder so.«
    Ich griff nach meinem Glas. Ich hatte vergessen, dass es leer war. Ich stellte es wieder hin.
    »Wenn ich ein bestimmtes Ziel habe, funktioniert mein paranormaler Magnetismus, wie Stormy es nennt, auf zwei Arten. Zum einen kann ich aufs Geratewohl herumfahren und suchen, wen ich finden muss – in diesem Falle Robertson –, oder diese Person wird von mir angezogen, wenn sie das will, und manchmal auch, wenn sie es nicht will. Und zum anderen habe ich die Dinge weniger unter Kontrolle und erlebe wahrscheinlich eher … unangenehme Überraschungen.«
    »Das ist doch bloß eine Theorie«, sagte Stormy.
    »Beweisen kann ich es nicht, aber es stimmt. Das ist so ein Bauchgefühl.«
    »Ich hab mir schon immer gedacht, dass du nicht mit dem Kopf denkst«, sagte Stormy. Ihr Ton hatte sich verändert. Statt des Versuchs, mich hartnäckig, ja fast wütend, zu überzeugen, drückte er nun eine resignierte Zuneigung aus.
    »Wenn ich deine Mutter wäre«, sagte Terri, »dann würde ich dir eins hinter die Löffel geben.«
    »Wenn du meine Mutter wärst, dann wäre ich jetzt nicht hier.«
    Die beiden waren für mich die wichtigsten Frauen auf der Welt; ich liebte sie beide auf unterschiedliche Weise, und nicht
zu tun, was sie wollten, war schwierig, selbst wenn es nötig war, um das Richtige zu tun.
    Das Kerzenlicht überzog ihre Gesichter mit demselben goldenen Schein, und sie betrachteten mich mit derselben Bangigkeit, als wüssten sie durch ihre weibliche Intuition über Dinge Bescheid, die ich selbst mit meinem sechsten Sinn nicht wahrnehmen konnte.
    Im CD-Spieler sang Elvis schmachtend »Are You Lonesome Tonight?«.
    Ich sah auf die Armbanduhr. »Es ist der fünfzehnte August.«
    Als ich nun aufstand, hielt Stormy mich nicht zurück, wie sie es vorher getan hatte. Auch sie schob ihren Stuhl zurück.
    »Terri«, sagte ich, »wahrscheinlich wirst du bei der ersten Schicht für mich einspringen müssen – oder lass Poke kommen, wenn er Lust hat.«
    »Was – du kannst nicht gleichzeitig kochen und die Welt retten?«
    »Nicht, wenn der Speck nicht anbrennen soll. Tut mir Leid, dass es so kurzfristig ist.«
    Terri brachte uns zur Tür. Sie umarmte erst Stormy und dann mich. Mir gab sie zusätzlich eine spielerische Ohrfeige. »Übermorgen stehst du rechtzeitig wieder am Grill und schwingst den Bratenwender, sonst degradiere ich dich zum Cola-Zapfer an der Theke.«

29
    Laut der großen Digitalanzeige an der Bank of America war die Temperatur in der Stunde nach Mitternacht, jener Stunde, in der Besen Flugerlaubnis haben, auf vergleichsweise kühle zweiunddreißig Grad gefallen.
    In der Stadt regte sich eine träge Brise, die immer wieder erstarb und auffrischte, als wäre die Apparatur der Windgötter leicht verrostet. Heiß und trocken fuhr der Lufthauch mit scharfem, launenhaftem Flüstern in die Feigenbäume, Palmen und Palisanderbäume.
    In den Straßen von Pico Mundo war es still. Wenn die Brise den Atem anhielt, hörte ich das Klicken in den Schaltkästen, die an den Kreuzungen dafür sorgten, dass die Ampeln von Grün auf Gelb auf Rot umsprangen.
    Auf dem Weg zu Stormys Wohnung blieben wir wachsam. Es hätte uns nicht gewundert, wenn Bob

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